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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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drau­ßen.
    Aufatmend versperrte sie die Tür hin­ter ihm. Sie breitete die Arme aus. Endlich war sie allein. Er wurde ihr immer widerwärtiger, von Mal zu Mal.
    Der junge Regisseur aber, der neuer­dings am Theater arbeitete, hatte so einen gewissen Blick. Dieser Mann be­gehrte sie, obwohl sie kaum ein paar Worte miteinander gewechselt hatten. Sie würde eine Begegnung herbeifüh­ren… Oh, die Liebe, dachte sie, ist das einzige, was uns Menschen wirklich le­ben läßt.
    Trällernd ging sie ins Bad.
    Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück, bekleidet mit einem hauchdünnen lan­gen Nachthemd, legte sich ins Bett und schaltete das Licht aus.
    Sie machte Pläne für die Zukunft und ahnte nicht, daß dies die letzten Minuten ihres Lebens waren.
    Sie plante einen neuen Flirt, eine Liebelei mit einem jungen, attraktiven Mann.
    Mit einem Lächeln auf den sinnlichen Lippen schlief sie ein. Das Mondlicht machte ihren Teint fahl und grau wie den einer Leiche.
    Langsam öffnete sich die Balkontür.
    Ein riesiger Schatten fiel auf das Bett. Ein dunkles Cape flatterte im Wind, der ins Zimmer fuhr. Lange, dürre Krallen­hände öffneten sich und schlossen sich um den weißen Hals der Frau.
    Halb im Schlaf wehrte sie sich. Sie lag auf dem Bauch, deshalb sah der Häßliche ihr Antlitz nicht. Er würgte sie, bis sie keinen Laut mehr von sich gab. Dann nahm er sie über die Schulter. Er war stark. Und der Frauenkörper war jetzt nachgiebig und schlaff. War sie schon tot? So schnell ging es? Warum machte er es nicht immer so?
    Als Gautier mit seiner Last über das Geländer des Balkons stieg, erschrak er.
    Hoffentlich erholte sich der Hals der Frau wieder, sonst würde Madame böse sein.
    Gautier hatte das tief ausgeschnittene Abendkleid gesehen, das die Leiche an­ziehen sollte.
    Er begann vor Angst zu zittern. Wenn Madame nun die Würgemale am Hals nicht überschminken konnte? Er dachte an den Spiegelsaal und erschauerte.
    Der Balkon wurde von zwei Säulen gehalten. Mit der Frau über der Schulter rutschte der Häßliche wie ein Affe hin­unter. Er überquerte die vom Mondlicht hell beschienene Wiese.
    »Alles in Ordnung, Gautier?« Lewis Rattigans Herz klopfte wie rasend. Hatte Gautier etwas gemerkt?
    »Alles in Ordnung«, hörte er Gautier sagen.
    »Setz dich neben mich. Leg die Frau hinten in den Fond und deck sie zu. Sie blutet doch nicht?«
    »Nein. Ich hab’ ihr die Luft abgedreht. Hoffentlich sieht man am Hals nicht soviel, sonst bestraft mich Madame.«
    Der schlottert ja vor Angst, dachte Rattigan. Lautlos ließ er den Citroen anrollen. Er hatte Übung darin. Der Wagen stand so abschüssig, daß er zu­nächst ohne Motor in Fahrt kam.
    Als die Maschine endlich aufbrummte, waren sie schon weit genug vom Herren­haus La Roches entfernt.
    »Sobald ich halte, mußt du dich zu­sammenrollen, und vor dem Sitz verstecken«, sagte Rattigan. Um nichts in der Welt hätte er den Häßlichen jetzt in seinem Rücken haben wollen.
    Es war wie ein Trauma: daß sich Gautier einmal während der Fahrt von hinten auf ihn werfen und ihn würgen könnte.
    Gautier war ein häßlicher Idiot, ein Kretin mit großen Kräften. Hochgradig schwachsinnig, gehorchte er wie ein Tier nur seinem Instinkt.
    Das einzige, was ihn noch mit seinem früheren Leben verband, waren seine Frau und die Erinnerung an sie.
    ***
    Capitaine Clemence Morel paffte seine Pfeife. Er saß am Brunnenrand auf dem Marktplatz und grübelte.
    Es war eine verteufelte Geschichte. Zwei Männer waren in diesem unschein­baren Nest La Chenille verschwunden. Und der eine von ihnen hatte gesagt, daß er dem Chateau einen heimlichen Besuch bei Nacht abstatten wollte.
    Capitaine Morel mußte an die Ameri­kanerin denken, an diese Madame Ratti­gan.
    Sie war eine ungewöhnlich schöne, interessante Person. Aber ihren Mann hatten die Dorfbewohner erst dreimal gesehen. Morel hatte sich im Dorf umge­hört.
    Vielleicht war Mr. Rattigan wirklich sehr krank.
    Im Moor und den angrenzenden Sümpfen hatte es keine Spuren gegeben, die auf den alten Gaston Galaire oder Monsieur Colombier hinwiesen.
    Merkwürdige Sache! dachte Morel. Ich weiß nicht, wo ich einhaken soll. Es gibt kein Motiv für das Verschwinden des alten Gaston. Und es gibt auch keinen Grund, weshalb der neugierige junge Geologe von seinem Ausflug zum Chateau nicht zurückkehren sollte.
    Er sah Jacinthe aus dem Wirtshaus kommen und nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Mademoiselle«, rief er, »könnten Sie mir ein paar Fragen

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