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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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sie. »Im Ge­genteil; wenn ich das gewußt hätte, wären mir die Stoßdämpfer des Wa­gens egal gewesen. Sollen wir umkeh­ren und mit dem Wagen zur Burg fah­ren?«
    Jacinthe lächelte. »Aber nein, wir sind ja fast da.«
    Schon nach der nächsten Wegbie­gung lag das alte Gemäuer vor ihnen. Morel blieb unwillkürlich stehen.
    Er sah zu dem wuchtigen Gebäude hinüber und fragte sich, ob hinter einer dieser blinden Scheiben wohl die attraktive Amerikanerin stand und sie beob­achtete.
    »Da ist ja ein Graben«, entfuhr es ihm. »Wußten Sie das?«
    »Ja. Als Kind war ich ein paarmal mit Freunden hier oben. Aber ich war immer froh, als ich wieder ins Dorf zurückkam. Es war gruselig, verstehen Sie?«
    »Nein«, war die nüchterne Antwort des Polizeibeamten. Sie standen jetzt am Rand des Grabens. Stumm blickten sie hinunter. »Jede Menge Ratten«, murmel­te Morel. Jacinthe rückte unwillkürlich etwas näher an Morel heran. Hätte sie bloß nicht zugestimmt, ihn zur Burg zu be­gleiten.
    »Wußte Monsieur Colombier von die­sem Graben?« erkundigte sich der Capitaine.
    »Ja. Ich hab’s ihm gesagt.«
    »Dann kommen Sie!«
    »W – w – w – as…? Wohin?« stammelte Jacinthe.
    »Sie Angsthase! Machen wir einen kleinen Spaziergang. Wir umrunden ein­mal den Graben, ja?«
    »Wozu?«
    Ärgerlich musterte er sie. »Um Ihren heißgeliebten Colombier zu suchen, wo­zu sonst?«
    »Sie glauben – er ist in den Graben gefallen?« Jacinthe schlugen die Zähne aufeinander.
    Clemence Morel seufzte. Hätte er sie bloß im Dorf gelassen. Sie entpuppte sich als reinste Nervensäge. Dabei moch­te er sie immer besser leiden. Nur wie sie diesem Colombier nachweinte, gefiel ihm nicht so recht.
    »Lassen Sie meine Hand bloß nicht los«, sagte Jacinthe atemlos. »Ich will nicht da runterfallen.«
    Clemence Morel lachte. »Ich wüßte auch wirklich nicht, wie ich Sie da wieder raufholen sollte, bevor die vielen Ratten über Sie herfallen.«
    »Monsieur, machen Sie nicht solche Witze!« schrie Jacinthe auf. Sie drängte sich dichter an ihn.
    »Na, nun verlieren Sie nicht die Nerven«, grinste er. »Sie stehen unter Poli­zeischutz.«
    Seine lockere Art, von Gefahren zu sprechen, behagte ihr nicht.
    »Warum sollte ich Sie eigentlich zum Chateau begleiten?« fragte sie scheu.
    »Sie haben Colombier als letzte gese­hen und können mir helfen, Spuren von ihm zu entdecken. Was hatte er zum Beispiel an?«
    »Seine graugestreifte Hose!« stammel­te sie. »Und sein ledernes Lumberjackett. Und er trug weiche Mokassins.«
    »Schauen Sie sich um, ob Sie eines von Colombiers Kleidungsstücken entdecken!« forderte er sie auf.
    Er sah etwas im steifgefrorenen Gras glitzern und bückte sich.
    Nachdenklich blickte er auf seinen Fund nieder. Es sah aus wie ein Parfüm­zerstäuber für eine Damenhandtasche.
    Auch schien ihm, als wäre der Boden hier etwas aufgescharrt, als ob ein Kampf stattgefunden hätte. Danach war die Erde gefroren.
    Irgend etwas stimmt hier nicht, dachte Morel.
    »Was ist das?« wollte Jacinthe wissen.
    Morel hob das Ding auf und betrachte­te es genauer. »Könnte so eine Art Alarmsirene sein«, sagte er.
    »Mein Gott.« Jacinthe wurde bleich. »Er hatte eine Sirene bei sich. Wenn er sie hier verloren hat, heißt das.«
    Erschrocken fuhren beide zusammen, als sie ein Geräusch hinter sich hörten. Jacinthe stieß einen erschrockenen Schrei aus. Die rotbraunen kräftigen Leiber zweier Bluthunde jagten auf sie zu. Die Hautfalten am Kopf gaben ihnen etwas Verschlagenes. Aus den Lefzen hing Speichel. Die Ohren flogen im schnellen Lauf. Das Weiße in den haßer­füllten Augen war blutunterlaufen.
    Jacinthe riß sich in Panik von Morels Hand los. »Nein – o Gott, nein…«, schrie sie, warf sich herum und jagte los.
    »Jacinthe, bleiben Sie stehen!« befahl Capitaine Morel. Er hatte bereits seine Dienstpistole in der Faust und schoß zweimal dicht vor die heranjagenden Hundeleiber. Steinsplitter spritzten hoch. Wie gegen eine unsichtbare Mauer geprallt, blieben die beiden Tiere win­selnd stehen.
    »Jacinthe«, schrie Morel, ohne sich umzudrehen. »Kommen Sie zurück, schnell…«
    Jacinthe aber gab keine Antwort mehr.
    Sie hetzte am Rande des Grabens entlang. Ihre Furcht vor den schreckli­chen Hunden war größer als alle Ver­nunft. Immer wieder sah sie sich um, ob sie ihr folgten. Und dann geschah das, worüber Morel im Scherz gesprochen hatte: Sie geriet so nahe an den Rand des ehemaligen Wassergrabens, daß sie den

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