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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Web­ster aus.
    »Du Idiot! Du blöder, wahnsinniger Idiot!« schrie die Webster. »Was für ein Mann, he? Willst du das ganze Dorf auf uns hetzen? Das – das ist doch die Kleine vom Wirtshaus.«
    Gautier duckte sich unter der peit­schenden Stimme und ließ Jacinthe ein­fach zu Boden fallen. »Soll ich sie stumm machen?« fragte er.
    »Natürlich, was sonst?« fuhr Eliza ihn kreischend an. »Hast du getan, was ich dir befohlen hatte?«
    »Madame müssen nur raufsehen«, ki­cherte Gautier.
    Eliza Webster hob den Kopf. Ihr Blick glitt nach oben.
    Das war sogar für ihre Nerven zuviel, als sie Lewis Rattigan da oben am Geländer baumeln sah.
    »Bist du verrückt? Wie kannst du ihn da oben lassen?« kreischte sie.
    Jacinthe, halb bewußtlos, hob den Kopf. Sie lag zusammengekrümmt auf den Fliesen der Burghalle. Erleichtert sah sie die Frau dort oben stehen.
    »Madame Rattigan«, flehte sie, »bitte sagen Sie diesem Mann, er soll mich in Ruhe lassen. Ich fürchte mich so vor ihm.«
    Langsam kam die Webster die restli­chen Stufen hinunter. Sie blieb neben Jacinthe stehen.
    »Dein Pech«, sagte sie kalt. »Du hättest deine Nase nicht in meine Angele­genheiten stecken dürfen. Wer ist der Mann, mit dem du zum Chateau herauf­gekommen bist?«
    Jacinthe sah fassungslos zu der schö­nen Frau auf.
    »Aber Madame – was haben Sie mit mir vor?«
    »Du hast meine Frage nicht beantwor­tet, Kleine«, fuhr die Webster ungerührt fort. »Mit wem bist du zum Chateau gekommen?«
    »Mit Capitaine Morel von der Polizei in Montelimar.«
    Das schöne Gesicht der Frau verzerrte sich. Sie fuhr zu Gautier herum.
    »Da hast du es! Die Polizei ist in der Nähe, und du holst diese Person ins Chateau. Man sollte dich prügeln, bis das Blut spritzt. Du wirst wieder in den Spiegelsaal gehen und dich an deiner Schönheit erbauen, verstanden?«
    »Madame!« schrie der Häßliche ge­quält auf.
    »Mach Rattigan los!« sagte die Web­ster. »Schnell. Und laß ihn verschwin­den.«
    »In der Spinnengrube?«
    »Egal, wo. Aber beeil dich.«
    Der Häßliche hetzte die Treppe hinauf. Die Webster wandte sich Jacinthe zu. »Steh auf.«
    »Madame…«, wimmerte Jacinthe voller Grauen, »ich verstehe überhaupt nichts. Wieso…?«
    »Du sollst aufstehen!« wiederholte die Webster.
    Jacinthe nickte. Die Stimme der Ame­rikanerin flößte ihr unsagbare Angst ein. Ihr Blick fiel nach oben unters Dach.
    Dort schaukelte der Erhängte. Die Zunge hing ihm aus dem Mund. Die Arme schlotterten am schmächtigen Körper.
    Jacinthe ächzte. »Nein, o nein…«, stammelte sie. Sie schlug beide Hände vors Gesicht.
    Dieser Alptraum war so entsetzlich, daß sie fürchtete, den Verstand zu verlie­ren.
    Der Stiefel der Frau stieß sie in die Hüfte. »Aufstehen, oder du bekommst es zu spüren!« geißelte die Stimme Eliza Websters auf sie nieder.
    Jacinthe erhob sich unter der Macht dieser Stimme. Sie schwankte. Die Web­ster stieß sie vor sich her.
    »Los, beeil dich«, drängte sie. Die grauen Augen der gnadenlosen Teufelin glitzerten.
    ***
    Capitaine Clemence Morel eilte mit dem Abschleppseil zum Graben zurück.
    »Ich komme schon, Jacinthe!« rief er. »Gleich ziehe ich Sie rauf, Sie Unglücks­rabe.«
    Doch als er dann am Rand des Grabens stand, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen.
    Jacinthe war verschwunden. Die Rat­ten liefen wieder durcheinander, als hätte nie ein junges, schönes Mädchen zwischen ihnen gelegen.
    Das gibt es doch nicht, dachte Morel. Er wischte sich über die Augen und kam sich ziemlich einfältig vor. Das Mädchen hatte sich versteckt, ohne Frage. Sie wollte ihm Angst einjagen.
    »Jacinthe!« schrie er wütend. »Kom­men Sie aus Ihrem Versteck hervor, sonst machen Sie mich ernstlich zornig.«
    Doch nichts geschah.
    Plötzlich begriff der Capitaine, daß es da unten im Graben gar keine Versteck­möglichkeiten gab.
    Zwischen Unrat und Steinen konnten sich höchstens Ratten und Schlangen verbergen. Ein erwachsenes Mädchen würde sich da unten nirgendwo verstecken können.
    Der Capitaine lief am Rand des Gra­bens entlang. Hatte er vielleicht die Stelle verwechselt?
    Nein. Jacinthe blieb verschwunden.
    Erschöpft blieb er stehen. Sein Verstand weigerte sich zu begreifen, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging.
    Jacinthe glaubte an Gespenster. Und sie hatte sogar im Mondschein ein Mon­ster zu sehen geglaubt.
    Auf einmal, einsam am Rande des ehemaligen Wassergrabens, vis-a-vis mit dem alten, in seiner Wucht beängstigen­den

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