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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Sie verkroch sich zitternd und wimmernd in die äußerste Ecke des Raumes. Die Schockeinwirkung war so groß, daß sie kaum noch bei Besinnung war. Nur das namenlose Grauen lebte in ihr – und die Gewißheit, daß nur eine Winzigkeit sie noch von einem ähnlichen Schicksal, wie es der Erhängte erlitten hatte, trennte.
    ***
    Commissaire Giroud musterte Capitaine Morel finster.
    »Ah, und nur, weil Sie eine kleine Alarmsirene am Rand des ehemaligen Wassergrabens fanden, glauben Sie an ein Verbrechen?«
    »Chef, es ist Tatsache, daß bisher drei Menschen aus dem Dorf verschwunden sind. Und in zwei Fällen deuten die Spuren auf das Chateau. Vor allem die achtzehnjährige Jacinthe Tannot ist quasi vor meinen Augen verschwunden. Sie muß sich im Chateau aufhalten. Es ist äußerste Eile geboten.«
    »Das Chateau soll von Amerikanern bewohnt sein«, knurrte Commissaire Gi­roud bissig. Er war schon immer ein unbequemer Vorgesetzter gewesen, aber im Laufe des Gesprächs begann Clemence Morel ihn abgrundtief zu hassen.
    »Ja. Monsieur Rattigan, ein Amerika­ner, hat das Schloß von einer Verwand­ten geerbt, nachdem es viele Jahre leer gestanden hatte. Er bewohnt es mit seiner Frau seit über einem halben Jahr das Chateau.«
    »Sonst wohnt niemand dort?«
    »Nein. Monsieur Rattigan soll krank sein. Heute hat ihn Madame angeblich ins Krankenhaus gebracht. Kreislauf­kollaps.«
    »Na, bitte! Eine Frau, die ihren Mann ins Krankenhaus bringt, läßt kaum drei Menschen aus verbrecherischer Absicht verschwinden, oder?«
    Capitaine Morel begriff auf einmal. Mörder, die aus Wut einen Menschen umbrachten.
    »Man weiß nicht, ob es stimmt, Chef.«
    »Ob was stimmt?«
    »Daß sie ihren Mann ins Kran­kenhaus gebracht hat. Wenn sie ein reines Gewissen hätte, würde sie mich doch in die Burg gelas­sen haben – nur wenn sie etwas zu verschweigen hat, konnte ihr mein Besuch unangenehm sein.«
    »Frauen sind schwer verständ­liche Wesen! Vielleicht hatte sie vergessen, Ordnung zu machen?« Commissaire Giroud lächelte maliziös. »Außerdem war sie of­fensichtlich sehr verstört durch den Kollaps ihres Mannes.« Er neigte sich vor. »Lieber Morel, Sie verrennen sich da in eine Idee, die unmöglich zutreffen kann. Außerdem – bedenken Sie doch nur die diplomatischen Ver­wicklungen. Ausländer sind tabu für uns.«
    »Sie verhelfen mir also nicht zu dem Haussuchungsbefehl?«
    »Nein. Weil ich das für Mum­pitz halte, Morel. Und nur weil Sie Ihre Unfähigkeit, diesen al­ten Gaston und Monsieur Colombier zu finden, verschleiern wol­len, konzentrieren Sie den Fall jetzt auf das Chateau du Faux und diese arme Frau. Aber ohne mich, Morel! Ich wünsche keinen Ärger. Die Erfahrung lehrt, daß eine Frau unmöglich allein zwei ausgewachsene Männer beseiti­gen und noch so nebenbei ein achtzehnjähriges Mädchen kid­nappen kann.«
    »Wie Sie meinen, Commis­saire.« Capitaine Morel ging zur Tür. »Wenn es Ihnen recht ist, reiche ich drei Tage Urlaub ein. Übergeben Sie den Fall an mei­nen Vertreter. Er wird hoffent­lich nicht so unfähig sein wie ich.« Und draußen war er.
    Commissaire Giroud war em­pört.
    Es war doch wirklich unglaub­lich, wie sich dieser Morel manchmal benahm! Er mußte wohl einen Vermerk in Morels Personalakte machen und sein außeror­dentlich störrisches Wesen hervorheben.
    ***
    »Madame…«
    Lautlos war Gautier in das Labor getreten.
    Eliza Webster – sie hatte über ihren schwarzen Anzug einen blütenweißen Kittel gezogen – fuhr herum.
    »Klopfe gefälligst an, wenn du in ein Zimmer trittst!«
    Demütig neigte der Häßliche den Kopf. »Ja, Madame.«
    »Ich hoffe, du hast alles erledigt? Wir haben noch einen Sarg nebenan. Hole ihn.«
    »Die Figur der Frau ist fertig?«
    »Ja. Es ist meine letzte.« Eliza zögerte. »Nun hol schon die Sargkiste, damit wir die Sendung fertigmachen können.« Sie beobachtete den Häßlichen und gab sich ganz der Vorfreude hin. Er würde fas­sungslos sein, wenn er merkte, welches Konterfei sie da präpariert hatte.
    Langsam trat Eliza Webster zu der Figur auf dem Sockel und nahm das Tuch, mit dem sie verhüllt war, ab.
    Die präparierte Leiche des Revuestars trug das weit ausgeschnittene Abend­kleid. Die Druckstellen am Hals hatte die Webster sorgfältig mit Schminke verdeckt und eine falsche Perlenkette darüber geschlungen. Sie trat ein paar Schritte zurück und betrachtete ihr Kunstwerk. Durch ein paar Tricks hatte sie den erschlafften Mund der Riquette zum Lächeln

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