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002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

Titel: 002 - Die Angst erwacht im Todesschloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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aber niemand wahrhaben
wollte, was jedoch jeder von ihnen wusste und worüber niemand zu sprechen
wagte. Nicht in diesen Räumen und nicht außerhalb des Schlosses.
    Der Duke nahm den Hörer. Er meldete sich und lauschte mit ernstem,
verschlossenem Gesicht der Mitteilung. Zum Schluss sagte er nur: »Ja – ja, es
ist alles in Ordnung, wie gewöhnlich. Ich erwarte Sie, Mr. Crawley.«
    Wie ein Zentnergewicht legte er den Hörer auf die Gabel zurück.
    Nervös zog er an dem Gürtel seines Hausmantels, obwohl das völlig unsinnig
war. Der Gürtel saß so fest, dass man ihn gar nicht straffer ziehen konnte. Der
Duke ging an seinen Töchtern vorbei zum Fenster und starrte in die dunkle,
unruhige Nacht. Das Moor lag wie ein schwarzer, aus einem einzigen Stück
gewebter Teppich vor ihm. Die kahlen Äste und Zweige der Weiden und Sträucher
befanden sich in heftiger Bewegung. Der Wind heulte und trieb schwarze, schwere
Regenwolken vor sich her.
    Der Tisch im Speisezimmer war sorgfältig gedeckt. Die Teller und Bestecke
waren noch sauber, die Speisen unberührt. Es schien, als warteten der Duke und
seine Töchter auf Gäste. Doch eine ungewisse Ahnung sagte ihnen, dass diese nicht
mehr kommen würden – nicht mehr kommen konnten ...
    Der Duke, Margarete und auch John hatten im bewohnten Trakt des Schlosses
nach Harry Banning und seiner Verlobten gesucht und gerufen. In ihren Zimmern
fand man sie nicht. War die Warnung abzureisen zu spät erfolgt? Unwillkürlich
zuckte der Duke zusammen, als seine jüngste Tochter plötzlich mit lautem Knall
ihr Buch zuschlug und sich abrupt erhob. »Es ist nicht mehr zum Aushalten«, kam
es über Margaretes Lippen, während sie zur Tür eilte. »Ich ...«
    »Keine Unbesonnenheit, Maggy«, fiel der Duke seiner Tochter warnend ins
Wort. Seine Augen flackerten wild. »Wenn es geschehen ist, kann niemand von uns
etwas daran ändern. Niemand! Verstehst du?« Er näherte sich seiner jüngsten
Tochter, während seine Älteste, Patricia, wie leblos im Sessel saß und
gedankenverloren auf ihre Skizze starrte. Patricia war schon als Kind sehr
still und zurückgezogen gewesen, doch ihre Art, ihre Apathie, schien in der
letzten Zeit noch zugenommen zu haben. Sie litt wie alle unter den Ereignissen,
die das Schloss beherrschten, und diese Dinge bestimmten schließlich auch über
ihr Leben und ihren Tod ...
    Margarete schluchzte leise vor sich hin. Ihr Vater beruhigte sie. Er konnte
sie schließlich überreden, ihr Zimmer aufzusuchen und ein wenig auszuruhen.
    »Aber keine Unbesonnenheit, Maggy«, bat er nochmals. Seine Lippen waren
schmal und bleich. »Wir werden dadurch nichts gewinnen, im Gegenteil ...«
    Sie nickte matt. Margarete wusste nur zu gut, wie sie die Worte ihres
Vaters auslegen musste.
    Der Duke drückte leise die Tür zu. Es geschah in dem Augenblick, als
draußen vor dem Schloss das Motorengeräusch hörbar wurde. Der Duke trat zum
Fenster. Er sah den schwarzen Ford, der mit abgeblendeten Scheinwerfern den
breiten Weg entlang kam und das Schlosstor passierte, das von John geöffnet
worden war. Der Wagen fuhr in den großen, dunklen Innenhof. Der Duke bemerkte,
wie sein Diener wenig später im Schatten des Südflügels verschwand. Gleich
darauf hörte der Duke John draußen auf dem Gang, als er seinen Regenumhang
ablegte.
    Der Schlossherr warf noch einen letzten Blick in den Hof. Die Tür am Ford
wurde zugeschlagen. Eine schlanke, flinke Gestalt huschte zum Hauptportal. Der
Ankömmling war in einen dunklen Mantel gehüllt. Ein breitkrempiger Hut war tief
ins Gesicht gezogen. Man konnte nicht erkennen, um wen es sich bei dem Mann
handelte.
    Der Duke ging hinaus. Die schattige Gestalt seines Dieners zeichnete sich
am Treppenabsatz ab.
    »Er ist da«, flüsterte John unnötigerweise.
    Der Duke nickte. »Danke, John! Ich weiß. Ich habe es vom Fenster aus
gesehen ...«
    Sie alle wirkten nervös, obwohl sich der Schlossherr bemühte, diese
Nervosität nicht zu zeigen. Sobald wieder einmal sieben Tage vergangen waren,
wurde diese Nervosität noch größer. Denn regelmäßig jede Woche pflegte Mr.
Crawley hier aufzutauchen.
    Der Duke starrte wortlos ins Halbdunkel.
    Dann sah er Crawley durch den Haupteingang kommen. Für einen Augenblick
blieb der geheimnisvolle Gast unten an der Treppe stehen und hob den Blick.
Deutlich war die spitze Nase in dem schattigen Gesicht zu erkennen. Der
Besucher hob die behandschuhte Rechte, als wolle er den Duke durch diese Geste
grüßen.
    »Ich hoffe, dass ich

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