Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

Titel: 0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der mir den Atem nahm Der Mord
Vom Netzwerk:
diese —« Sie zögerte, einen Ausdruck zu gebrauchen, der wohl nicht ganz salonfähig gewesen wäre. Ich vollendete ihren Satz:
    »…solange diese fremde Frau noch bei ihm war.«
    »Ja. Ich stellte ihm das Tablett vor die Tür und rief es ihm zu. Dann ging ich ins Ankleidezimmer. Da fand ich Debora. Sie war gerade aufgestanden.«
    »Sie erzählten ihr natürlich die Geschichte mit der fremden Frau?«
    Miß Tudor senkte den Kopf und erwiderte leise:
    »Nein. Debora weiß bis jetzt noch nichts davon. Fragen Sie sie auch nicht danach, nein? Diese Demütigung sollte man ihr ersparen, finde ich.«
    »Sprechen Sie weiter! Das war also gegen halb neun. Was taten Sie danach?«
    »Ich blieb eine Weile bei Debora. Vielleicht bis gegen neun. Dann ging ich in den Keller.«
    »Augenblick! Und wo ging die Frau hin?«
    »Sie setzte sich in die Bibliothek, glaube ich. Jedenfalls hatte sie das vor, als ich sie verließ, um in den Keller zu gehen. Sie ging nicht gleich mit mir hinunter.«
    »Gut. Was taten Sie im Keller?«
    »Ich hatte aufzuräumen. Eine Menge Gerümpel, wie es in jedem Hause anfällt, muß auseinandersortiert werden. Was aus Holz war, habe ich kleingehackt, damit wir es in der Heizung zum Anfeuern verwenden konnten.«
    »Holzhacken? Das ist doch nichts für Frauen. Gibt es denn keinen männlichen Bediensteten, der das übernehmen konnte?«
    »Eigentlich soll es der Gärtner machen. Aber Mister Carsea hat schon genug im Garten zu tun. Er arbeitet von früh bis in die Nacht hinein. Ich glaube, er ist in seine Gartenarbeit verliebt. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn bitten muß, etwas hier im Hause zu erledigen. Die für ihn dadurch verlorene Zeit geht doch von seinem Garten ab. Er ist unglaublich fanatisch mit seinen Blumenbeeten.«
    »Also gut. Wie lange haben Sie aufgeräumt und Holz gehackt?«
    »Bis kurz nach elf…«
    »Und wann hörten Sie den Schuß?« Sie sah mich nicht an. Ich wußte, daß sie log, als sie erwiderte:
    »Ich habe den Schuß nicht gehört.«
    Ich schüttelte den Kopf:
    »Miß Tudor, Sie wollen mir doch nicht einreden, daß Sie im Keller den Schuß aus einer Pistole nicht gehört haben! Das ist doch ganz ausgeschlossen! Die Biester machen einen gehörigen Lärm!«
    Sie klatschte ärgerlich in die Hände und rief empört:
    »Wenn ich Ihnen sage, daß ich den Schuß nicht gehört habe, dann habe ich ihn nicht gehört!«
    Ich gab es auf. Es gab eine ganz vage Möglichkeit, daß der Lärm vom Holzhacken das Geräusch des Schusses übertönt haben könnte. Aber für sehr wahrscheinlich hielt ich das nicht. Warum log diese Miß Tudor am Fließband? Man konnte es ihr ansehen, denn eine ge schickte Lügnerin war sie keineswegs.
    ***
    Ich durchquerte die Diele und ging in den Keller, um die Angaben von Miß Tudor sofort zu überprüfen. Es ging eine schmale, enge Treppe hinab. Sie mündete in einem langen Korridor. Links führten Türen ab, rechts schien der Flur an der Fundamentmauer des Gebäudes entlangzuführen. Ganz hinten war ein großer Raum, in dem eine große Waschmaschine mit allen erdenklichen Zusatzgeräten stand. Eine zur Hälfte verglaste Tür führte hinaus und über eine Treppe empor in den Garten. Ich ging in den Flur zurück und öffnete eine Tür nach der anderen.
    Der mittelste Verschlag war außerordentlich geräumig und barg rechts von der Tür die Heizungsanlage. Im linken Teil dagegen lag allerlei Gerümpel herum. Auch ein altes Sofa stand da. Vor dem großen Ofen lag ein Häuflein zerschlagenes Holz. Ich betrachtete es genauer. Man hatte im äußersten Fall zehn Minuten gebraucht, um es zu zerkleinern.
    Miß Tudor aber behauptete, zwischen neun und elf Uhr hier unten gewesen zu sein. Das umherliegende Gerümpel ließ sich ebenfalls in ungefähr zehn Minuten sortieren. Was hatte sie dann in den restlichen hundert Minuten getan?
    Ich ging langsam durch den Kellerraum und sah mich um. Miß Tudor hatte also gelogen, als sie behauptete, zwei Stunden lang hier unten mit Aufräumen und Holzhacken beschäftigt gewesen zu sein. Aber warum hatte sie gelogen? Eigentlich gab es doch nur zwei Gründe, die sie dazu veranlassen konnten, uns zu belügen: entweder hatte sie selbst etwas zu verbergen, oder aber da war irgendein anderer, den sie decken wollte.
    Ich ließ mich auf das alte Sofa plumpsen. Unter meinem Fuß knirschte etwas leise. Ich zog den Fuß weg und hob das Ding auf. Es war ein kalter Zigarrenstummel, den ich gerade breit getreten hatte.
    Sieh an, dachte ich.

Weitere Kostenlose Bücher