0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt
den Mechanismus zu reparieren."
In der Stimme schwang unverkennbarer Triumph. Darüber wunderte sich Sirow zunächst, aber ein paar Augenblicke später verstand er.
„Das bedeutet ohne Zweifel", fuhr die Stimme fort, „daß Welinskij und der Agent versuchen wollen, die Uranmine anzugreifen, und zwar in der Zeit, in der der Schaden an der Sicherheitsanlage noch nicht wieder repariert ist. Wir wissen also, daß die beiden sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden sicher, in Bajmak aufhalten."
Sirow hatte verstanden.
„Ich möchte", sagte die Stimme, „daß Sie Ihre besten Leute nach Bajmak schicken. Die beiden dürfen uns nicht entgehen!"
„Verstanden", antwortete Sirow. „Ich werde alles sofort veranlassen."
„Gut. Wir wissen bisher nur von diesem einen Agenten, den Rhodan in unser Gebiet geschmuggelt hat.
Wahrscheinlich gibt es tatsächlich keinen anderen. Moskau scheint also im Augenblick nicht bedroht zu sein."
Und das bedeutete nicht nur für Strelnikow eine gewisse Erleichterung. Das Gespräch wurde durch ein Knacksen beendet. Sirow tippte auf die Telefongabel und wählte schnell hintereinander eine Reihe von Ziffern, deren Reihenfolge er auswendig kannte. Dem Mann, der sich meldete, gab er Strelnikows Anweisungen mit allen notwendigen Zusatzinformationen weiter und forderte, daß Welinskij und der Agent auf jeden Fall und mit jedem Mittel gefangen werden müßten.
Einmal während des Gesprächs hörte er irgendwo in der kleinen Wohnung, die er nur für diesen Tag bewohnte, ein sanftes Zischen. Er unterbrach das Gespräch und sah sich um. Durch die Tür konnte er auf den Vorplatz hinaussehen, aber da war niemand. Er tröstete sich damit, daß er irgendein Geräusch von der Straße aufgefangen habe, und sprach weiter.
Als das Gespräch beendet war, saß er noch eine Weile nachdenklich vor seinem Telefon und starrte auf das mit Vorhängen bedeckte Fenster. Dann stand er auf, um aus seiner Jacke eine Schachtel Zigaretten zu holen. Als er sich vom Schreibtisch abwandte, sah er sie - alle beide.
Der eine von ihnen war Welinskij; Sirow hatte in der Zwischenzeit genug Bilder von ihm gesehen und erkannte den Mann auf der Stelle. Der andere mußte der Agent der Dritten Macht sein - hager, lang aufgeschossen, mit borstigem, blondem Haar und einem aufreizenden Grinsen im Gesicht.
„Guten Tag!" sagte der Blonde freundlich. „Wir sind auf etwas ungewöhnliche Weise hereingekommen, entschuldigen Sie das bitte. Uns blieb aber keine andere Wahl. Wir dachten nämlich ..."
Und dann machte er einen gewaltigen Satz ins Zimmer hinein. Einen wesentlich weiteren, als ihn Sirow zu machen hatte, der nur bis zur Schublade seines Schreibtisches kommen wollte.
Sirow hatte das Gefühl, ein Wirbelsturm sei über ihn gekommen. In dumpfer Wut erkannte er, daß der lange Blonde darauf verzichtete, eine seiner ohne Zweifel überlegenen Waffen einzusetzen, sondern nur die Fäuste und seine körperliche Gewandtheit ins Feld führte.
Aber der Zorn nützte Sirow wenig. Er steckte eine Menge harter Schläge ein, bevor er nur die Arme zur Deckung heben konnte, und als er den ersten Ausfall versuchte, zog ihm Deringhouse mit voller Wucht beide Fäuste von oben herab über den Schädel. Benommen ging Sirow in die Knie, konnte sich nicht halten und stürzte polternd auf den Boden.
Deringhouse atmete nicht einmal schneller. Nur die Freundlichkeit war aus seinem Gesicht geschwunden.
„Versuchen Sie das kein zweites Mal!" warnte er den Marschall. „Uns stehen noch andere Mittel zur Verfügung ... und beim nächstenmal sind Sie ein toter Mann!"
Sirow versuchte, sich aufzurichten. Auf Deringhouses Wink kam ihm Welinskij zu Hilfe. Welinskij zerrte den Marschall auf einen Stuhl und hielt ihn dort fest. In der Zwischenzeit hatte Deringhouse das Zimmer verlassen. Als er zurückkam, hielt er ein Bündel Plastikriemen in der Hand und warf sie Welinskij zu.
„Binden Sie ihn damit fest!" befahl er. „Aber gut! Ihre eigene Sicherheit hängt davon ab."
„Sie wissen, warum ich hier bin?" fragte Deringhouse kalt. Sirow antwortete nicht. Deringhouse lächelte spöttisch.
„Machen Sie mir nicht weis. Sie hätten einen so schlechten Nachrichtendienst. Die Konferenz der legalen Regierungen der irdischen Machtblöcke hat vorgestern nachmittag in Galacto-City die Absichten und Methoden der derzeitigen Ostblockregierung einhellig mißbilligt und die Bestrafung der Schuldigen durch ein Weltgericht gefordert. - Das sollte Ihnen zu Ohren
Weitere Kostenlose Bücher