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0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt

Titel: 0021 - Der Atomkrieg findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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herunter, als er das graue Stück Blech sah, das sich von der Wand gelöst hatte und mit mäßiger Geschwindigkeit durch die Luft schwebte. Es bewegte sich auf einen Stuhl zu und legte sich dort auf ein ähnliches Blech, das ein paar Augenblicke zuvor dorthin geflogen sein mußte. Dabei entstand das leise Klappern, das Frunse gehört hatte.
    Der Posten kam langsam aus seinem Stuhl hoch. Kostbare Sekunden verstrichen, bevor er verstand, daß da kein Geist an der Arbeit war, sondern jemand, der ganz genau wußte, was er wollte. Hinter den beiden abgenommenen Blechplatten war das Drahtgewirr der Sicherheitsanlage zum Vorschein gekommen, deren zentrales Schaltbrett auf Frunses Tisch aufgebaut war. Er verstand nichts von der Technik der Anlage, aber er wußte, daß jeder Einbrecher und sonstige Saboteure ungehindert und unbemerkt in die Verwaltungsgebäude und Schachtanlagen eindringen können, wenn die Anlage zuvor zerstört oder beschädigt worden war.
    Aber das durfte nicht geschehen! Mit zwei gewaltigen Sätzen war Frunse vor der Schaltwand. Die Hände ausgestreckt, versuchte er den unbekannten Unsichtbaren zu fassen, aber anstatt ihn zu fassen, bekam er einen furchtbaren Schlag, der ihn quer durch den Raum bis an die gegenüberliegende Wand trieb, wo er auf den Boden stürzte und um Atem ringend eine Weile liegenbliebe Zorn und Furcht rangen in seiner Brust. Von unten herauf sah er, wie Drahtspitzen an der Schaltwand sich in Bewegung setzten, Verbindungen getrennt und neue Kontakte hergestellt wurden. Er verstand das alles nicht, aber er zweifelte nicht daran, daß der Unsichtbare die Schaltung so ruinieren wollte, daß ein paar Tage vergehen würden, bevor man sie wieder intakt gemacht hatte.
    Über den Boden und so geräuschlos wie möglich kroch Frunse zu seinem Tisch. Vorsichtig zog er sich am Tischbein in die Höhe, öffnete die Schublade und nahm seine Pistole hervor. Er zielte eine Weile unter dem Tisch hindurch auf die Stelle, an der er den Unbekannten vermutete, und drückte in einer Aufwallung zornigen Mutes ab. Der Schuß entlud sich donnernd in den kleinen Raum, aber der Effekt, den er erzielte, war ein völlig anderer als der, den der Posten erwartet hatte: den donnernden Krach der Explosion übertönte noch der scharfe, metallische Knall, mit dem das Geschoß auf die Schaltwand schlug. Darauf folgte ein singendes Heulen und das Klirren von Glas. Als er sich voller Entsetzen umsah, stellte er fest, daß er mit dem Schuß nach vorn die Fensterscheibe hinter sich zerschlagen hatte.
    Aber Frunse war ein harter Mann - und die beruhigende Tatsache, daß der Unsichtbare seine Bemühungen überhaupt nicht zur Kenntnis nahm, sondern ruhig weiterarbeitete, verringerte seine Angst. Er beugte sich über den Tisch und hob den Telefonhörer ab. Mit hastigen Fingern wählte er die dreistellige Nummer der Polizei und schrie in das Mikrophon: „Hier ist ein Unsichtbarer, der die Schaltwand zerstört!"
    Dann ließ er den Hörer fallen und ging sofort wieder hinter dem Tisch in Deckung. Den Unsichtbaren störte auch das Telefongespräch nicht. Frunse hörte am Knacksen abgezwickter Drähte und am Knistern der Funken, daß er weiterarbeitete. Na warte, dachte er grimmig, dich werden sie gleich haben!
    Aber er hatte keine klare Vorstellung davon, auf welche Weise die Polizisten dem unsichtbaren Feind gegenüber erfolgreicher sein könnten als er selbst. Er stieß einen Schrei aus, als wenige Augenblicke, bevor nach seiner Rechnung die Polizisten eintreffen mußten, das Knacksen und Knistern plötzlich aufhörte und sich noch in derselben Sekunde die Tür wieder öffnete.
    „Neiiiin!" schrie Frunse. „Er entkommt uns!"
    Er kroch unter den Tisch hindurch und sprang zur Tür. Aber natürlich war in der nur mäßig beleuchteten Dunkelheit von dem Unsichtbaren noch viel weniger zu sehen als drinnen im hellerleuchteten Raum.
     
    *
     
    Welinskij hörte das Getrappel vieler Füße. Ein paar Minuten zuvor hatte er den Schuß aus der Baracke und das Heulen des Querschlägers gehört. Das Getrappel kam näher. Von der Straße her bog es auf den Weg ein, der zur Baracke führte, und einen Augenblick später tauchten die Silhouetten der rennenden Polizisten aus der Finsternis auf.
    „Neiiim!" schrie jemand vor der Baracke im selben Augenblick, als Welinskij aus seiner Deckung hervorkam. „Er entkommt uns!"
    Die Polizisten kamen heran. Welinskij zählte acht in blitzschnellem Überschlag. Er stand halb im Dunkel, aber sie sahen

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