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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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die einem Unkundigen sicher entgangen wäre. An dieser Stelle trat das Gebüsch etwas zurück und ließ bis zur Mauer einen freien Raum.
    Ohne noch lange zu zögern, ging der junge Mann sofort ans Werk.
    Er löste das Seil und den Haken von seinem Körper. Dann nahm er Schwung und schleuderte den Haken hoch in die Luft und auf die Mauerkrone. Unter leisem Klirren prallte der Haken gegen die Steine und stürzte danach dumpf auf den Waldboden.
    Der Mann versuchte es erneut. Wieder hatte er Pech. Erst beim dritten Versuch klappte es. Der Haken saß fest und ließ sich nicht lösen, wie der Mann durch kurzes Rucken am Seil ausprobierte.
    Nun hängte er die Taschenlampe an seinen Gürtel und griff nach dem freien Seilende.
    Wie eine Katze hangelte er sich hinauf. Bald schon stand er im Innenhof des Klosters.
    Als würde er auf etwas nur ihm Verständliches lauschen, stand er kurz da und reckte den Kopf vor. Dann lenkte er seine Schritte auf ein kleines Gebäude am Rande des Klosterhofes zu.
    Ein Dietrich klirrte leise, und die massive Tür schwang auf. Dahinter gähnte ein schwarzer Gang. Der junge Mann schaute sich noch einmal um, dann nahm er seine Taschenlampe vom Gürtel und schaltete sie ein. Kahle Wände wurden vom Licht der Dunkelheit entrissen. Eine dicke Staubschicht bedeckte den Boden. Nein, hier war schon jahrelang keiner mehr gegangen.
    Schnell huschte der Mann durch den Gang und kam zu einer Treppe, die steil nach unten in den Berg führte. Sie lief er hinunter, bis er in einen saalartigen Höhlenraum gelangte, von dem mehrere Türen abzweigten.
    Der Mann überlegte nicht lange und huschte mit eiligen Schritten zu einer Tür auf der linken Seite, die sich durch nichts von den anderen Türen unterschied. Wieder trat der Dietrich in Aktion. Diesmal dauerte es etwas länger, aber schließlich gab auch dieses altertümliche Schloß seinen Geist auf.
    Bevor er die Tür öffnete, verharrte der Unbekannte noch einen Moment.
    Sein Blick wurde starr, die Lippen murmelten unhörbar etwas vor sich hin, und seine Bewegungen wurden roboterhaft.
    Dann drückte er gegen die Tür. In dem Raum dahinter war es stockfinster. Nur in der Mitte konnte man einen Helligkeitsunterschied ahnen. Und richtig, eine fluoreszierende Aura schwebte dort.
    Sie wurde immer heller, je näher der Eindringling ihr kam. Und dieses Flimmern war auch sein Ziel.
    Es war schon so hell geworden, daß man erkennen konnte, daß unter dem Flimmerschein ein Buch lag. Es war tiefschwarz bis auf einige mit Gold ausgelegte Zeichen, die in den Deckel eingeprägt waren.
    Auf dieses Buch hatte der Fremde es abgesehen. Mit staksigen Schritten trat er an den Katafalk, auf dem das Buch lag, und hob es mit einer fast andächtigen Bewegung herunter. Das fluoreszierende Leuchten blieb und hüllte jetzt auch den Mann mit ein. Ohne sich die Mühe zu machen, die Tür zu dem Raum wieder zu schließen, schritt der Mann durch den Felsensaal. Er eilte die Treppe hinauf und rannte über den Klosterhof.
    Dicht vor der Mauer blieb er stehen. Das Leuchten nahm zu. Seine Gestalt verfloß, wurde durchsichtig und schwebte auf die Mauer zu.
    Sekundenbruchteile später schwebte auf der anderen Seite der Mauer eine Lichtwolke über der freien Fläche zwischen Gebüsch und Felsenwand. Nach und nach erhielt der Mann seine ursprüngliche Gestalt zurück.
    Die Verwandlung schien ihm etwas ganz normales zu sein, denn er benahm sich so, als geschähe das jeden Tag mit ihm.
    Mit langen Sprüngen hetzte er den Pfad hinunter und auf den Platz, wo sein Wagen stand.
    Er riß die Fahrertür des VW Kabrio auf, verstaute das Buch auf dem Rücksitz und klemmte sich hinter das Lenkrad. Der Motor heulte auf, und mit kreischenden Pneus jagte der Dieb das Auto auf die Asphaltstraße und dann weiter in Richtung Norden.
    ***
    Die Landstraße, auf der man von Nantes aus den kleinen Ort Fortreaux erreichen konnte, verlief etwa auf halbem Wege über eine Brücke. Die Brücke, die über einen Fluß führte, war ziemlich schmal und ließ nur einspurigen Verkehr durch.
    Eine einzige Laterne in der Mitte des rechten Stahlgeländers spendete trübes Licht. Da die Straße in dieser Gegend nicht von Bäumen umsäumt war, konnte man eventuellen Gegenverkehr von weitem erkennen.
    Lediglich niedriges Buschwerk wucherte rechts und links der Brückenauffahrt.
    Da der Mond vollkommen von Wolkenbänken verhüllt wurde, wirkte die schwach beleuchtete Stahlkonstruktion wie eine Lichtinsel in der

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