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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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mit ansehen, wie die Flugbestie auf das Fenster zuschwebte und hindurchhuschte. Seine Gedanken jagten sich. Da verschwand das Sinnbild des Bösen und mit ihm seine Waffe gegen die Mordwesen der Dämonenwelt.
    Im Bewußtsein seiner Ohnmacht wollte er den Stab, der einmal ein Kreuz gewesen war, von sich werfen. Da fühlten seine Hände an seinem unteren Ende Metall. Es schimmerte im bleichen Mondlicht.
    Ohne sich um Nicole zu kümmern, die allmählich aus ihrer Erstarrung erwachte, drehte er sich um und rannte hinunter in die Krypta.
    Er jagte durch den Gang in die Schatzkammer unter der eingestürzten Sakristei.
    Der Bogen! Das war seine letzte Möglichkeit.
    Er riß ihn an sich und stürmte weiter nach draußen.
    Hoch über ihm vernahm er einen schrillen Schrei. Seine Augen folgten dem Laut.
    Und da sah er die Riesenfledermaus. In Spiralen schraubte sie sich empor zum nächtlichen Himmel. Dabei kam sie dem Mond immer näher. Gleich mußte sie als Silhouette an seiner bleichen Scheibe vorbeifliegen.
    Zamorra hatte keine andere Wahl.
    Er legte den Stab wie einen Pfeil auf die Sehne des Bogens, die silberne Spitze nach vorn.
    Er spannte den Bogen, reckte ihn hoch und zielte lange und genau.
    Sekundenbruchteile bevor sich die Fledermauskonturen deutlich vom Mond abhoben, ließ er den Stab los. Dieser schnellte von der Sehne und verlor sich in der Finsternis.
    Mit vibrierenden Nerven blieb Zamorra unbeweglich stehen und wartete eine, wie ihm schien, endlose Zeit.
    Der wilde Aufschrei erschütterte ihn bis ins Mark.
    Plötzlich war da ein Schwirren und Flattern in der Luft. Es kam mit rasender Geschwindigkeit näher.
    Ein dumpfer Laut. Ein Röcheln.
    Stille.
    Und dann entdeckte Zamorra den Körper auf dem freien Platz vor der Ruine.
    Mit schleppenden Schritten ging er hin. Er bückte sich.
    Vor ihm lag der nackte Körper eines alten Mannes auf dem Bauch.
    Zamorra drehte ihn auf den Rücken. In Höhe des Herzens ragte ein abgesplitterter Stab aus seiner Brust. Ein schmaler Streifen schimmerte dicht über der Haut, die er durchbohrt hatte, silbern auf.
    Zamorras Blick wanderte weiter.
    Er starrte in das Gesicht eines Mannes, den er seit Jahren kannte.
    Sein Name war Charles Darien, wegen unhaltbarer wissenschaftlicher Behauptungen und fanatischer Verteidigung derselben vorzeitig emeritiert.
    Zamorra erhob sich. Jemand rief seinen Namen.
    »Professor Zamorra! Professor Zamorra!«
    Er wandte sich um.
    Ein bildhübsches Mädchen, nackt wie Gott sie geschaffen hatte, kam auf ihn zugerannt. Schon von weitern konnte er hören, wie sie schluchzte.
    Dann fiel ihm Nicole Duval, seine Assistentin, um den Hals und weinte haltlos.
    ***
    Die Linienmaschine der Air France, eine Boeing 747, befand sich um diese Zeit auf ihrem Weg von New York nach Paris über dem Atlantik.
    In der ersten Klasse flog ein Mann, etwa vierzig Jahre alt, Geschäftsmann und Handelsvertreter einer französischen Firma in Amerika, ehemals Student an der Sorbonne, aus dem Schlaf hoch. Er hatte sich früher sehr viel mit Okkultismus beschäftigt und auf der Universität bei einem Professor, den alle nur den Spinner nannten, verschiedene Vorlesungen gehört.
    Er sprang von seinem Sitz auf und schaute sich gehetzt um.
    »Wo bin ich? Was will ich hier eigentlich? Wo bin ich?«
    Die Stewardess hatte den Vorfall beobachtet. Eilig kam sie durch den Gang zwischen den Sitzreihen.
    Sanft drückte sie den Mann wieder auf seinen Sitz zurück.
    »Monsieur, es ist nichts. Sie haben geschlafen. Vielleicht haben sie einen Alptraum gehabt. Soll ich Ihnen eine kleine Erfrischung bringen?«
    Der Mann ging auf das Angebot nicht ein. Seine Lippen murmelten nur: »Ein Alptraum, ja. Wahrscheinlich nur ein Alptraum.«
    ***
    In derselben Nacht wurde in dem kleinen Dorf Fortreaux in seinem Haus in der Nähe des Dorfplatzes der Bauer Richard Antony durch laute Rufe aus dem Schlaf gerissen.
    Er stand auf, ging zum Fenster und öffnete es.
    Wieder hörte er die Schreie. Irgend jemand rief um Hilfe.
    Er schaute hinaus.
    Wer beschreibt sein Entsetzen, als er auf einem Haus gegenüber vier nackte Gestalten, zwei Frauen und zwei Männer, auf dem Dachfirst sitzen sah.
    In derselben Nacht geschah auch noch etwas anderes.
    Die alte Kirchenruine, die lange Zeit das Wahrzeichen des Dorfes gewesen war, stürzte ein.
    Als man nach den Ursachen suchte, entdeckte man den völlig unversehrten Altarstein. Rätselhaft war der rechteckige Fleck, der sich anscheinend auf seiner Oberfläche eingebrannt

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