0021 - Satans eigene Schrift
und daß es davon nur noch dieses eine Exemplar auf der ganzen Welt gab. Weiterhin warnten sie davor, dieses Buch zu benutzen. Es würde seinem kurzzeitigen Besitzer kein Glück bringen.
Professor Zamorra durchzuckte die Erkenntnis wie ein Blitzstrahl.
Die Satansbibel von Nantes! Dieses Buch des Bösen war unter den Fachleuten für das Übersinnliche bekannt. Ein jeder von ihnen kannte die Bibel aus bildlichen Darstellungen. Selbst zu Gesicht bekommen hatte sie jedoch noch keiner. Denn man sagte diesem Buch verderbliche Einflüsse und dämonische Kräfte nach.
Ein Zaubermeister aus dem frühen Mittelalter soll sie damals geschrieben haben. Genaues war nicht mehr festzustellen. Die Aufzeichnungen der Chronisten waren im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen oder waren sogar vernichtet worden. Doch eines stand fast mit Sicherheit fest: Dieser Hexenmeister mußte mit dem Satan einen Pakt geschlossen und so der Bibel ihr schreckliches Leben gegeben haben! Denn wo immer die Bibel aufgetaucht war, dort verbreitete sie Angst und Schrecken, und schlimme Dinge nahmen ihren verhängnisvollen Lauf.
Zamorra wagte gar nicht, daran zu denken, was auf die Menschheit zukommen sollte.
Schon damals, während seiner Studienzeit, hatten die Professoren immer wieder davor gewarnt, sich mit den Mächten der Finsternis einzulassen. Nun, ihm drohte keine so große Gefahr, denn er hatte ja noch das Amulett, ein Erbe seiner Vorfahren, das ihn vor Unheil beschützte. Ohne dieses Amulett wäre auch er gegen die Dämonen nahezu machtlos.
Zamorra suchte noch nähere Angaben zu dem Diebstahl, doch er fand nichts mehr. Nur eine kurze Notiz sagte noch, daß man sich mit sachdienlichen Hinweisen an die Polizeipräfektur von Nantes wenden sollte. Überdies wäre eine Belohnung ausgesetzt.
Zamorra holte eine Schere aus der Schreibtischschublade und trennte den Artikel aus der Zeitung.
Dann blätterte er weiter. In der Ausgabe vom nächsten Tag fand er dann einen weiteren Hinweis, nach dem er unbewußt gesucht hatte.
Auf der Landstraße nach Fortreaux, auf einer kleinen Brücke, hatte man eine schreckliche Entdeckung gemacht. Ein PKW Modell VW Kabrio mußte dort einen schweren Unfall gehabt haben oder besser ausgedrückt, der Wagen und sein Fahrer mußten einem grauenhaften Anschlag zum Opfer gefallen sein. Ein Unbekannter hatte ein dünnes Drahtseil und ein Nylonfangnetz über die Fahrbahn gespannt. Der Fahrer des Wagens hatte die Hindernisse nicht sehen können und war voll hineingerast. Dabei war das Verdeck des Wagens wegrasiert und der Fahrer geköpft worden. Ein Motiv zeichnete sich in keiner Richtung ab. Der Mann, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, hatte keinerlei Papiere bei sich. Die Fingerabdrücke waren ebenfalls nicht registriert. Die Nummer seines Wagens war gefälscht. Außer einem rechteckigen großen Brandfleck auf dem Rücksitz hatte man im Wagen keine ungewöhnlichen Spuren gefunden. Das Autowrack und die Leiche des Fahrers hatte man zur Polizeipräfektur in Nantes gebracht. Sachdienliche Hinweise nahm die dortige Dienststelle entgegen.
Zamorra dachte nach. Die Umstände waren mehr als mysteriös.
Erst dieser Diebstahl, dann die grauenhaft verstümmelte Leiche eines Autofahrers. Die Zeitungen und die Polizei sahen zwischen diesen Vorkommnissen keinen Zusammenhang, doch Professor Zamorra dachte darüber ganz anders.
Da war zuerst einmal die Tatsache, daß dem Autofahrer absichtlich eine teuflische Falle gestellt worden war. Also mußte der Täter genau gewußt haben, daß der Wagen auch zu einer bestimmten Zeit über die Brücke fahren würde.
Dann der rechteckige Brandfleck auf dem Rücksitz. Der Wagen war aus der Richtung Nantes gekommen, wo in dem Kloster der Diebstahl verübt worden war. Zamorra kannte die dämonischen Mächte und Einflüsse in ihrer ganzen Vielfalt. Und da bildete die Satansbibel von Nantes keine Ausnahme.
Wenn der Mann die Bibel tatsächlich gestohlen und dann auf dem Rücksitz seines Wagens deponiert hatte, dann konnte nur sie diesen Brandfleck, der zudem auch noch sehr frisch zu sein schien, verursacht haben. Satansbibeln, in denen solche Kräfte wohnten wie in dieser, verzehrten alles in ihrer Nähe Befindliche durch ein kaltes, unsichtbares Feuer.
Da der Fahrer den Brandgeruch augenscheinlich nicht wahrgenommen hatte, mußte er nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen sein.
Wahrscheinlich hatte man ihn hypnotisiert.
Zamorra schauderte. Irgend jemand hatte sich unbedingt in den Besitz dieses
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