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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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hatte er hinter dem Ladentisch gestanden und Lebensmittel verkauft. Bis seine große Chance in Form einer reichen Tochter aus gutem Hause kam.
    Es war für ihn Liebe auf den ersten Blick – nicht in ihre Augen, sondern in ihr Kontobuch. Da er ihr gefiel, wurde auch bald geheiratet.
    Von da an war sein Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Jetzt war er Chef einer Ladenkette von Supermärkten, die Millionen Gewinn abwarfen.
    Er konnte auf seine Arbeit stolz sein, denn nicht nur das Geld seiner Frau hatte ihm geholfen, auch seinem Fleiß hatte er den Erfolg zu verdanken.
    Er war ein Mann in den besten Jahren, schlank, ohne ein Gramm Fett zuviel und mit vollem, graumeliertem Haar. Darauf flogen die Frauen ganz besonders, und sein Verschleiß an Sekretärinnen war enorm.
    Wie jeden Tag betrat er sein Büro um Punkt acht Uhr. Er hatte eine schlimme Nacht hinter sich. Unruhig hatte er sich in seinem Bett herumgewälzt und schreckliche Alpträume gehabt.
    Sonderbare Zeremonien waren darin vorgekommen, Zeremonien, an denen er beteiligt war. Das alles mußte in einem kleinen Dorf in einer alten Kirche geschehen sein. Er hatte es in seinem Traum genau erkennen können. Und er war sich ganz sicher, diesen Ort schon einmal in natura gesehen zu haben.
    Selbst an diesem Morgen, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, wollte ihm das Bild mit der alten Kirche und dem winzigen Dorf nicht aus dem Kopf gehen.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Traum zurück und konnten sich nicht davon lösen.
    Es war etwa zehn Uhr, und er hatte einige wichtige Briefe diktiert, als er wie elektrisiert aufsprang. Die Sekretärin schaute ihn verdutzt an.
    »Aber Monsieur Claves, was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?«
    Der Geschäftsmann schüttelte geistesabwesend den Kopf.
    »Ist schon gut, Estelle. Sie können gehen. Ich brauche Sie nicht mehr. Schreiben Sie die Briefe, und legen Sie sie mir heute nachmittag vor, damit ich sie unterschreiben kann. Jetzt gehen Sie bitte.«
    Mit einem Schulterzucken erhob sich die Blondine und strebte aus dem Büro ihres Chefs. Kopfschüttelnd drückte sie die Tür hinter sich zu. Bald hatte sie diesen kleinen Vorfall vergessen.
    Jerome Claves hatte sich mittlerweile schwer in seinen Schreibtischsessel fallen lassen.
    Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
    Was war das gewesen? Es hatte geklungen wie ein Schrei aus höchster Not.
    Komm nach Fortreaux!
    Was hatte das zu bedeuten? Er konnte sich unter dem Namen nichts vorstellen, und doch kam er ihm merkwürdig bekannt vor. Ja, er konnte sich das Dorf, das diesen Namen hatte, fast fotografisch genau vorstellen.
    Ein paar niedrige Häuser und eine alte halbverfallene Kirche. Die Kirche aus seinem Traum.
    Da, da war er wieder dieser Schrei. Komm zurück nach Fortreaux!
    Jerome Claves erhob sich unwillkürlich. Immer und immer wieder hallte der Ruf durch sein Gehirn. Er konnte seine Gedanken nicht davor verschließen. Immer quälender, immer drängender klang der Schrei.
    Und der Mann folgte ihm.
    Claves öffnete einen Schrank und nahm eine Reisetasche heraus, die er für alle Fälle immer gepackt darin stehen hatte.
    Dann unterrichtete er seine Sekretärin, daß er für eine Stunde das Haus verlasse, und eilte durch eine Nebentür aus seinem Büro.
    In der Tiefgarage des Glas- und Betonpalastes warf er sich in seinen Simca Bagheera und schoß mit aufheulendem Motor aus seiner Parktasche.
    Den ehrfürchtigen Gruß des Pförtners nahm er nur noch am Rande wahr.
    Nicht lange, und er hatte Paris hinter sich gelassen und rollte in Richtung Nantes.
    Unaufhörlich rief es in seinem Schädel: »Komm zurück! Komm zurück nach Fortreaux!«
    ***
    Es war bereits später Vormittag, als Professor Zamorra in Nantes eintraf. Er fragte einen Passanten und fand nach dessen Beschreibung sehr schnell die Polizeipräfektur mit den dazugehörigen Dienststellen.
    Von einem jungen Polizisten ließ er sich beim Chef der Dienststelle melden.
    Kurz darauf saß er dem Hauptkommissar Delvaux in dessen Dienstzimmer gegenüber.
    Der Beamte bot dem Professor einen Cognac an, den dieser dankend annahm. Auf eine Zigarette verzichtete er. Schnell kam er zur Sache.
    »Kommissar, ich habe einige Fragen zu einem Diebstahl, über den ich gestern abend in der Zeitung gelesen habe. Es dreht sich um diesen Einbruch im Kloster, bei dem eine alte Bibel entwendet wurde. Ich möchte gerne wissen, um was für eine Bibel es sich handelt und ob man schon eine eventuelle Spur hat.

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