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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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meinen Worten Gehör schenken. So hilf du mir denn, daß sie hören müssen. Ich will dir auch jedes Opfer bringen. Ich habe jetzt die Bibel, die dir geweiht ist. Ich habe sie aus der Enge des Klosterverlieses befreit. Belohne mich dafür. Ich werde dir auf ewig dienen und immer deinen Befehlen gehorchen. Satan, erscheine!«
    Als wäre das ein Zeichen gewesen, ertönte plötzlich ein wildes Brausen und Heulen. Ein fauchender Wind fuhr durch die Mauerritzen und sang ein gespenstisches Lied.
    Er pfiff durch die Fensterhöhlen und scheuchte Vögel auf, die in ihnen ihre Nistplätze hatten.
    Über dem Altarstein veränderte die Aura ihre Form, blähte sich auf, nahm Eiform an, und bald war ein Gesicht zu erkennen, das in seiner abstoßenden Häßlichkeit jeder Beschreibung spottete.
    Es war die Fratze eines Dämons, der sich in allen Lastern und Untaten dieser Welt heimisch fühlte.
    Seine Lippen zuckten, und seine Stimme hallte donnernd durch den Schädel des Alten, der mittlerweile vor dem Altar in die Knie gesunken war.
    »Menschlein, was rufst du mich? Was willst du? Ich soll dir helfen, dich bei den anderen Menschen durchzusetzen? Lächerlich! Man ruft nicht den Satan, um ihn um Kinderkram zu bitten! Wenn du mein Diener sein willst, dann hast du auch meine Befehle zu befolgen. Und zwar wortgetreu!«
    Der Alte zitterte an allen Gliedern. Doch er nickte entschlossen.
    »Nun gut«, dröhnte die Stimme weiter. »Dann höre, ich werde dir eine begrenzte Macht über die Menschen geben, und zwar über die Menschen, die du am meisten haßt und die dich am meisten ausgelacht und verspottet haben. Sie sollen dir gehorchen und dir helfen, meine Befehle auszuführen.«
    Der Alte nickte wieder und wagte nicht, einen Laut von sich zu geben.
    Zu schrecklich und unglaublich war das, was da vor seinen Augen geschah, und er hatte Angst, durch ein unbedachtes Geräusch diese Traumerscheinung zu vertreiben. Doch es war kein Traum, und er wußte nicht, was ihm noch alles bevorstand.
    Die Erscheinung hatte für einen kurzen Augenblick geschwiegen.
    Jetzt bewegten sich die Lippen in dem konturlosen, aber doch deutlich erkennbaren Gesicht erneut.
    »Ich werde dir gestatten, diese Menschen nur mit der Kraft deiner Gedanken zusammenzurufen. Dann wirst du dafür sorgen, daß sie zu willenlosen Kreaturen werden und meine Anordnungen, die du ihnen an meiner Statt weitergibst, befolgen. Du wirst sie aussenden, daß sie die Herzen dreizehn unschuldiger Menschen in diese alte Kirche bringen. Es wird ihnen nicht schwerfallen, denn sie werden für die Zeit ihrer Jagd andere Gestalt annehmen, wenn du es ihnen befiehlst. Dann wirst du diese Herzen in einer feierlichen Zeremonie zu meinen Ehren opfern. Ist das geschehen, so kann ich körperlich in die Welt der Menschen kommen und dort mein Reich errichten. Hast du alles verstanden?«
    Der Alte vollführte mit dem Kopf eine Bewegung, die man für ein Nicken halten konnte.
    »Nun gut. Ich werde jetzt wieder in mein Dämonenreich zurückkehren und dir nicht mehr erscheinen, bis du mich in der Opferfeier wieder anrufst. Also denke an meine Worte. Vergiß nichts, denn der Satan sieht und hört alles und läßt sich nicht betrügen.«
    Nach diesen Worten fuhr der Wind mit ungeheurem Getöse durch die Lichtaura und zerriß sie wie Nebelschwaden über einem Moor.
    Augenblicklich verschwand das Gesicht, und nur das helle Leuchten schwebte weiterhin über dem Altar und der Bibel des Bösen.
    Der alte Mann richtete sich auf. Aber nicht schwerfällig und mühselig, wie man es von ihm hätte erwarten können. Nein, geschmeidig und fast katzengleich kam er wieder auf die Beine. Neue Kraft durchströmte ihn, und er sah sich dicht vor der Verwirklichung seines Ziels, alle Demütigungen seinen Peinigern, die ja so dumm waren und über ihn lachten, vielhundertfach zurückzugeben.
    Die Rache würde wunderbar sein. Um wieviel schlimmer sogar jetzt, wo er einen fast allmächtigen Verbündeten auf seiner Seite wußte.
    Der Teufelsanbeter streckte seine Hände aus, legte sie auf die Satansbibel und schickte seine Gedanken in alle vier Himmelsrichtungen, wo sie auf die Suche nach bestimmten Impulsen gingen und diese auch in Windeseile entdeckten: Gedanken anderer Menschen, die nichts von der Bedrohung ahnten, die sich ihnen auf diesem gespenstischen Wege näherte.
    ***
    Jerome Claves hatte es weit gebracht. Nach wilden und abwechslungsreichen Studienjahren hatte er das kleine Geschäft seines Vaters geerbt.
    Eine lange Zeit

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