0021 - Wir machten ihm die Hölle heiß
ungeschickt vorgewagt hatte, wurde von der Tür getroffen. Er verlor nur auf den Bruchteil einer Sekunde seine Balance, aber diese Zeit genügte dem Gangster vollkommen, sich abzusetzen.
Mein Kollege war restlos überrascht, als ich ihm in die Kniekehlen trat und ihn so zu Boden beförderte. Ich selbst legte mich neben ihn, und dann splitterten die beiden ersten Schüsse durch die Türfüllung. Sie waren in Brusthöhe abgefeuert worden und hätten uns unweigerlich getroffen.
Wir schossen natürlich zurück, aber wesentlich tiefer.
Die Tür, die noch nicht ins Schloss gefallen war, wurde von der Gewalt unserer Einschläge zurück in den kleinen Wohnraum gedrückt.
Wir konnten in die Wohnung der beiden Gangster hineinsehen, aber die Kerle ließen sich natürlich nicht blicken. Sie waren längst in Deckung gegangen und warteten darauf, dass wir uns eine Blöße gaben.
»Geben Sie mir Feuerschutz, ich werde vorhechten«, sagte ich zu meinem Kollegen.
Er besorgte seine Arbeit erstklassig.
Aus seiner schweren Dienstwaffe peitschten einige Schüsse und zwangen die Gangster, die Köpfe einzuziehen. Währenddessen sprang ich vor und erreichte glücklich die erste Zimmerecke.
Dann war ich an der Reihe und sorgte dafür, dass mein Kollege mir nachfolgen konnte. Auch das klappte ausgezeichnet. Wir hatten es erst einmal erreicht, dass die Auseinandersetzung nicht mehr auf dem Hausflur stattfand.
»Werft die Waffen weg und kommt raus«, rief ich den Gangstern zu.
Sie antworteten, aber nicht so, wie ich es gern gesehen hätte. Sie pfiffen darauf, dass man sie gestellt hatte. Sie waren blind vor Wut. Sie gehörten zu den Gangstern, die niemals denken, sondern als einziges Argument nur ihre Waffen kennen.
Als mein Kollege seine Waffe hob, schüttelte ich den Kopf.
»Abwarten, wir erwischen sie schon«, sage ich zu ihm. »Wir wollen Munition sparen. Lange kann es nicht dauern, bis sie sich durch das Fenster absetzen wollen.«
Ich hatte das letzte Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als wir außerhalb des Hauses Schüsse hörten. Dem Klang nach konnte es sich nur um Dienstpistolen handeln, wie sie von der Polizei benutzt wurden.
»Geben Sie mir Feuerschutz«, sagte ich zu meinem Kollegen. Ich legte mich der Länge nach auf den Boden und kroch in das Zimmer hinein, in dem sich die Gangster aufgehalten hatten.
Es war so, wie ich es vermutet hatte.
Sie hatten sich bereits durch das Fenster abgesetzt und mussten sich irgendwo auf dem angrenzenden Flachdach befinden. Ich stellte mich seitlich neben das Fenster und sah auf das Dach hinunter.
Von den Polizeibeamten war nichts zu sehen. Sie hatten sich erstklassige Verstecke ausgesucht, aber auch die beiden Gangster schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
Als ich mich weiter vorbeugte, zerschlug dicht neben mir ein Geschoss ein. Kalk- und Steinsplitter sirrten durch die Gregend. Ich zog mich hastig wieder zurück und wurde etwas vorsichtiger. Meine Kollegen auf dem Dach hatten durch diesen Schuss aber gesehen, wo sich die beiden Gangster verschanzt hatten.
Konzentriertes Feuer wurde auf das Versteck gelegt, dann war der Lärm wie abgeschnitten. Irgendetwas musste passiert sein. Ich riskierte es noch einmal, mich vorzubeugen. Wortfetzen waren zu hören, ein Schrei und dann wieder eine Stille, die einem auf die Nerven gehen konnte.
»Bleiben Sie hier stehen«, sagte ich zu meinem Begleiter. »Ich geh’ zurück in den Hausflur.«
Mein Instinkt hatte mich nicht getrogen.
Als ich im Treppenhaus stand, wurde mein Name gerufen.
»Ja, was ist…?«, fragte ich zurück.
»Cotton, wir stecken hier bei ’ner Frau. Lassen Sie uns abziehen, dann passiert der Frau nichts. Wenn ihr weitermacht, dann ist uns das alles egal.«
Können Sie sich vorstellen, in welcher Situation wir uns befanden? Die Schießerei hatte mir gezeigt, dass wir es mit ausgekochten Gangstern zu tun hatten. Es war ferner anzunehmen, dass sie zur Bande der Brandstifter gehörten. Und nun hatten sich diese beiden Gangster hinter einer Frau verschanzt.
Dass es den Gangstern ernst mit ihrer Warnung war, bezweifelte ich nicht. Ich musste irgendeinen Weg finden, um sie von der Frau wegzulocken. Wahrscheinlich waren sie vom Dach aus in eine Wohnung eingedrungen und benutzten die Inhaberin als Geisel.
»Cotton, wir geben dir genau fünf Minuten Zeit«, grölte eine Stimme durch das Treppenhaus.
»Ich will mit euch reden«, sagte ich laut.
Die Antwort ließ etwas auf sich warten, dann wieder ein Grölen.
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