0021 - Wir machten ihm die Hölle heiß
Pech kommt noch hinzu, dass die Gangster maskiert auftreten. Es hat also keinen Sinn, die Betroffenen überhaupt ins Verbrecheralbum schauen zu lassen. Noch hängen wir völlig in der Luft.«
»Vielleicht bringt Andirr Sie weiter.«
»Es kommt auf seine Nerven an«, erwiderte ich. »Wahrscheinlich wird er aber abstreiten, dass man ihn unter Druck setzen will. Die Gangster spekulieren erfolgreich mit der Angst. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.«
»Wollen Sie ganz offen mit ihm reden?«
»Ich glaube nicht«, sagte ich nachdenklich. »Aber entscheiden kann ich mich erst, wenn ich Andirr persönlich kenne. Zur Not kann man ihn immer noch überwachen lassen. Ihn und die Leute, die ihn besuchen.«
»Da kommt unser Mann«, sagte Hyden. Er wies mit dem Kopf zu dem uniformierten Beamten hinüber, der auf Hydens Wagen zukam. Hyden und der Uniformierte fuhren los, während ich mich an sie hängte. In einer stillen Seitenstraße hielten wir an und kletterten aus unseren Wagen.
»Hat’s geklappt?«, fragte ich den Cop.
»Er hat anstandslos gezahlt«, erwiderte der Uniformierte und reichte mir die Quittung. »Er hat zugegeben, in der 134. Straße gewesen zu sein. Er will geparkt haben, weil irgendetwas am Motor nicht in Ordnung war.«
»Welchen Eindruck hatten Sie von Andirr?«
»Ich glaube, er weiß genau, was er will«, sagte der Cop. »Haben Sie noch etwas für mich, Sir?«
»Zurzeit nicht«, erwiderte ich und bedankte mich bei ihm. Hyden und er fuhren bald darauf los und verschwanden im Gewühl der belebten Straße.
Ich wendete meinen Jaguar auf einem Privatgrundstück und überlegte, ob ich den Stier bei den Hörnern fassen sollte. Was ich auch immer tat, ich durfte das Leben Andirrs auf keinen Fall gefährden.
Ich war froh, als der Summer meiner Funksprechanlage quäkte. Ich hob den Hörer von der Gabel und meldete mich. Phil hatte sich über Ultrakurzwelle mit mir in Verbindung gesetzt und gab einen Spruch durch, der mich überraschte.
Mister Paul Andirr, Inhaber der Andirr-Kettenläden, hatte sich soeben an das FBI mit der Bitte gewandt, man möge ihm doch einen Beamten schicken.
»Das läuft ja wie geschmiert«, sagte ich zu Phil. »Notiere, dass ich sofort zu ihm fahren werde. Nach der Unterhaltung fahre ich runter zum Hafen und rede mit dem Farbigen, der bei Kempel in der Küche gearbeitet hat. Dann geht’s zurück zur Dienststelle.«
»Alles notiert«, sagte Phil.
»Was macht die Auswertung?«, fragte ich.
»Der Teufel soll’s holen«, gab er zurück. »Nach der ersten, flüchtigen Übersicht kommen allein dreißig ausgekochte Jungs unserer Stadt in Betracht. Sie alle haben schon als Erpresser nach der Brandstiftermache gearbeitet. Von den Auswärtigen ganz zu schweigen.«
»Wir wollen ja unbedingt FBI-Beamte werden«, antwortete ich auflachend. »Lass dir die Arbeit nicht langweilig werden.«
Ich hängte den Hörer ein und ließ den Jaguar anrollen. Nach wenigen Minuten schon hatte ich das Verwaltungsgebäude der Andirr-Kettenläden erreicht.
Ich war ehrlich überrascht, dass sich Andirr gemeldet hatte. Ich kannte nur seinen Namen und wusste, dass er ein erfolgreicher Geschäftsmann war, aber ich bewunderte seine Konsequenz. Er war wohl nicht gewillt, sich erpressen zu lassen. Es stand für mich fest, dass die Brandstifter sich mit ihm befassen wollten.
Im Vorzimmer, das nicht übertrieben eingerichtet war, musste ich einen Moment warten, bis mich das blonde Mädchen eintreten ließ. Andirr, der gerade telefoniert hatte, drehte sich zu mir herum und kam auf mich zu.
Es handelte sich um einen untersetzten, aber stämmigen Mann, der trotz seiner Körperfülle nicht dick wirkte. Sein Gesicht war eckig, als sei es roh aus Holz herausgehauen worden. Seine Augen waren dunkel.
»Ich bin Cotton vom Ortsbüro des FBI«, stellte ich mich vor. »Sie haben uns angerufen?«
»Fein, dass Sie so schnell gekommen sind«, meinte Andirr. »Nehmen Sie doch Platz, Agent. Befanden Sie sich hier irgendwo in der Nähe, dass Sie so schnell hier waren?«
Er sah mich einen Moment lang lauernd an. Aber sofort darauf nahmen seine Augen wieder einen verbindlichen Ausdruck an. Er reichte mir die Zigarettendose, und ich bediente mich.
»Ich war unterwegs und wurde über Sprechfunk informiert«, erklärte ich ihm. »Sie haben Ärger, Mister Andirr?«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte er. »Ich werde erpresst.«
»Wissen Sie, von wem?«
»Ich habe keine Ahnung, um welche Leute es sich handelt«, antwortete
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