Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
Vom Netzwerk:
ging durch Levins Körper.
    Zamorra war nur noch wenige Meter vom Ufer entfernt, als der Hofbesitzer zusammenbrach. Die furchtbare Wahrheit zu erkennen, war für Georges Levin zuviel gewesen.
    Professor Zamorra sprang in das seichte Uferwasser, eilte auf Nicole zu und befreite sie von dem Knebel. Sie war bei Bewußtsein, doch sie brachte kein Wort hervor. Nur in ihren Augen war die Dankbarkeit zu lesen, die sie empfand. Rasch löste Zamorra die Knoten der Fesseln und half Nicole, aufzustehen.
    Sie schmiegte sich schluchzend an ihn. Er strich ihr sanft über die bebenden Schultern und brachte sie zum Wagen. Von den Dorfbewohnern war niemand mehr zu sehen.
    »Ich bin sofort zurück«, versicherte Zamorra, nachdem er Nicole auf den Beifahrersitz geholfen hatte.
    Sie nickte und schluckte krampfhaft. Ihr war anzusehen, daß sie nur mit Mühe die Tränen unterdrückte.
    Professor Zamorra lief zur Fährstelle, schlang die Taue um die Poller, damit die Fähre nicht wieder auf den Fluß hinaustreiben konnte.
    Dann kümmerte er sich um Georges Levin.
    Der Mann war bewußtlos. Sein Atem ging flach. Er mußte einen Schock erlitten haben. Aber er würde es durchstehen. Seine körperliche Konstitution würde ihm dabei helfen.
    Zamorra packte ihn unter den Armen und hob ihn auf. Levin hatte ein beträchtliches Gewicht. Dennoch brauchte der Professor keine zwei Minuten, um den Bewußtlosen zum Auto zu schleppen und ihn auf die Sitzbank im Fond zu schieben.
    Nicole weinte. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie wagte nicht, sich umzudrehen. Vor Levin schien sie noch immer panische Angst zu empfinden.
    »Er hatte es nicht selbst getan«, erklärte Zamorra, nachdem er sich hinter das Lenkrad geschwungen hatte. »Levin trifft keine Schuld. Er war besessen. Die Dämonen hatten ihn zu ihrem Werkzeug gemacht, ebenso wie den alten Fourcher,«
    Nicole wandte den Kopf nach rechts. Sie stieß einen Entsetzensschrei aus. Erst jetzt nahm sie den Leichnam des alten Fährmanns und die Skelettreste wahr.
    Professor Zamorra fuhr an. Minuten später, als sie den Ortsrand erreichten, wurde Nicole ruhiger.
    Die Straßen von Soranges waren menschenleer. Nur Gardinen bewegten sich kaum merklich, als der Peugeot vorüberfuhr.
    »Sie… sie haben Bill niedergeschlagen«, stammelte Nicole unvermittelt, »er muß … verletzt sein!«
    Zamorra atmete auf. Er hatte Nicole nicht bedrängen wollen, obwohl er das Schlimmste befürchtet hatte.
    »Es ist gut«, sagte er leise, »für Bill wird es nicht die erste Beule sein, die er abbekommen hat.«
    Sie erreichten den Hof. Auch hier ließ sich niemand blicken. Vor dem Wohnhaus ließ Zamorra den Wagen ausrollen. Er sprang mit einem Satz ins Freie, wollte in die Diele stürmen.
    Doch im nächsten Moment blieb er stehen.
    Die Dielentür schwang auf.
    Bill Fleming trat heraus. Er schwankte leicht, hatte die Linke auf den Hinterkopf gepreßt. Als er Nicole und Zamorra erblickte, glitt ein Lächeln über sein schmerzverzerrtes Gesicht.
    Der Professor klopfte ihm wortlos auf die Schulter.
    »Hölle und Teufel!« ächzte Bill. »Und ich hatte doch recht. Die Leute müssen allesamt unter Hypnose gestanden haben. Wie sollten sie sonst plötzlich durchgedreht sein?«
    »Vergiß es«, sagte Zamorra, »es spielt jetzt keine Rolle mehr. Hauptsache, du bist einigermaßen in Ordnung.«
    »Das ist das wenigste«, antwortete Bill zerknirscht, »als Beschützer komme ich mir verdammt schäbig vor.«
    Nicole stieg in diesem Moment aus, und sie bewies Bill Fleming mit einem tiefen Blick, daß sie ihn nicht als Versager betrachtete.
    Professor Zamorra eilte zum Fond des Peugeot, denn Georges Levin rührte sich jetzt. Als Zamorra die linke hintere Tür öffnete, richtete sich Levin stöhnend auf. Verwirrt blinzelnd sah er sich um.
    »Was…. was ist geschehen?« stöhnte er. »Weshalb sehen Sie mich so an, Professor? Warum sind Sie nicht mehr auf der Fähre? Sie wollten doch den Posten übernehmen …«
    »Das habe ich auch getan«, sagte Zamorra, »aber jetzt ist es nicht mehr nötig. Das Unheil ist von Soranges abgewendet.«
    Georges Levin starrte ihn verständnislos an. Er brauchte Zeit, um alles verstehen zu können.
    Und Zamorra war froh darüber, daß sich Levin nicht daran erinnerte, wie er Nicole fast umgebracht hatte. Es war besser so. Der Schock mußte die Gedächtnislücke bei Levin ausgelöst haben. Später, wenn er wieder bei Kräften war, konnte man vielleicht mit ihm darüber reden.
    ***
    Strahlender Sonnenschein lag über

Weitere Kostenlose Bücher