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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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Befürchtung hinsichtlich eines möglichen Blutopfers ablenken wollte.
    »Ich werde in der Zwischenzeit versuchen, die Gefahr abzuwenden«, sagte Zamorra.
    »Wenn du meine Theorie hören willst…«, begann Bill Fleming.
    »Heraus damit«, forderte ihn der Professor lächelnd auf.
    Nicole nippte gedankenverloren an ihrem Cognacglas.
    »Dieser alte Fährmann hat Nicole vom Château abgeholt«, sagte Bill, »er hat sich als Jacques Fourcher vorgestellt. Wir wissen daher, daß es nur der Fährmann gewesen sein kann. Es ist der Beweis dafür, daß er nicht wirklich tot ist. Er hat sich von der Bildfläche abgesetzt, um seinen Schabernack mit den Leuten zu treiben. Dieser Fourcher verfügt vielleicht über hypnotische und telekinetische Kräfte. Ich könnte mir denken, daß er hinter dem ganzen faulen Zauber steckt, der hier veranstaltet wird. Möglicherweise fühlt er sich von den Dorfbewohnern ausgebeutet. Und jetzt rächt er sich für das, was er jahrelang erdulden mußte.«
    »Eine feine Theorie«, nickte Zamorra und lächelte versonnen, »meinst du, daß zum Beispiel die Burgruine auf der anderen Seite des Flusses auch durch die hypnotischen Kräfte Fourchers entstanden ist?«
    »Nein, die Ruine gibt es wirklich. Das weiß ich aus den Chroniken. Die Burg hat schließlich existiert. Der letzte Burgherr war übrigens ein gewisser Charles de Mainard. Er war es, den die Dorfbewohner mitsamt seinem Gefolge abschlachteten. Irgendwie ist es unvorstellbar. Aber die Leute müssen damals eine derartige Wut im Bauch gehabt haben, daß es ihnen tatsächlich gelang, die Burg zu stürmen und die schwerbewaffneten Ritter niederzumachen.«
    »Charles de Mainard…«, murmelte Zamorra gedankenverloren.
    Er spürte, daß dieser Name einen geheimnisvollen Sinnesreflex bei ihm auslöste.
    ***
    Der neue Tag ließ graues, düsteres Herbstwetter über Soranges aufziehen. Heftiger Westwind riß goldbraun verfärbte Blätter von den Bäumen. Wolkenbänke, die sich zusammenballten, kündigten Regen an.
    Nach dem Frühstück traf sich Professor Zamorra mit Georges Levin im Halbdunkel der Diele. Hier waren sie ungestört. Der Hofbesitzer war sichtlich bestürzt, als er hörte, was geschehen war.
    »Dies wird ohnehin ein schwarzer Tag«, prophezeite er bitter, »heute nachmittag findet die Trauerfeier für meinen Bruder statt. Und ich bin sicher, daß der Bürgermeister noch für heute vormittag eine Ratsversammlung einberufen wird… sobald Philippe Manoirs Leiche gefunden worden ist. Ich weiß schon jetzt, welche Forderung die alten Leute während der Versammlung stellen werden. Es ist zum Verzweifeln! Wissen Sie keinen Ausweg, Professor?«
    »Vor allem gilt es, rasch zu handeln«, sagte Zamorra, »ich habe die gleichen Befürchtungen wie Sie. Deshalb kann ich nicht abwarten, bis der Gemeinderat einen Beschluß gefaßt hat. Ich muß sofort etwas unternehmen. Doch ich muß es auf eigene Faust tun.«
    »Was haben Sie vor?« fragte Levin voll atemloser Spannung.
    »Zunächst einmal darf niemand etwas von Nicole Duvals Anwesenheit erfahren. Ich habe strikte Anweisung gegeben, daß sie das Zimmer nicht verläßt. Bill Fleming wird ständig bei Ihr sein.«
    »Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen, Professor.«
    »Gut. Es muß außerdem dafür gesorgt werden, daß die Fähre wieder an ihren Platz kommt. Können Sie veranlassen, daß möglichst sofort mit den Arbeiten begonnen wird?«
    »Hm…« Levin runzelte die Stirn. »Aber dann müßte ich doch zugeben, daß ich von den Ereignissen dieser Nacht weiß.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Nicht nötig. Wenn Sie einverstanden sind, fahren wir beide jetzt zum Fluß hinaus. Sie werden sagen, daß Sie mir die Umgebung zeigen wollten. Dabei haben wir dann entdeckt, was passiert ist.«
    »Ja, so läßt es sich machen!« rief Levin erfreut. »Wir können sofort aufbrechen…«
    »Noch eines«, sagte Zamorra, »und das ist der wichtigste Punkt: Sie müssen dem Gemeinderat beibringen, daß ich den Posten des Fährmanns übernehme. Aushilfsweise, sozusagen. Möglicherweise wird das als Einmischung betrachtet. Es liegt an Ihnen, Monsieur Levin, Ratsherren und Bürger davon zu überzeugen, daß es zur Zeit die einzige Möglichkeit ist. Sie wissen so gut wie ich, daß es außerdem die einzige Chance ist, die Forderung nach dem Blutopfer zu verhindern.«
    »Sie wollen wirklich als Fährmann…« Georges Levin sprach nicht weiter, starrte den Professor nur erschrocken an.
    Zamorra klopfte ihm auf die

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