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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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aus. Abwehrend hob er die Klauenhände vor sein entstelltes Gesicht. Er wollte zurückweichen, doch das Geländer ließ dies nicht zu.
    »Deine Herren haben sich verrechnet, Fourcher«, sagte Zamorra leise, »sie glaubten, daß du mir als körperliches Wesen ebenbürtig sein könntest. Doch du bist tot! Es ist nicht so wie bei Manoir, der unter ihrem teuflischen Einfluß stand. Du bist tot, Jacques Fourcher! Und ich werde dir zu deiner wohlverdienten Ruhe verhelfen.«
    »Nein, nein!« schrie der Alte. »Laß’ mich in Frieden! Tu’ mir nichts an, Herr! Ich werde dir ein treuer Diener sein, werde alles tun, was du befiehlst. Du kannst über mich verfügen, bis an dein Lebensende…«
    »Schweig!« rief Zamorra eisig. »Es ist nicht Jacques Fourcher, der spricht.«
    Der alte Mann schrie von neuem auf, schlug die Klauenhände vor das Gesicht. Sein Schrei ging in ein angstvolles Wimmern über. Sein knochiger, magerer Körper begann wie unter Krämpfen zu beben.
    Zamorra empfand nahezu Mitleid mit ihm, der von den Dämonen auf teuflische Weise als Werkzeug mißbraucht worden war. Ohne noch zu zögern, löste Zamorra die Kette des Amuletts.
    Dann stieß er den silbernen Talisman gegen die Brust Fourchers, ehe dieser ausweichen konnte.
    Die Reaktion war selbst für den Professor erschütternd.
    Grauenvolles Schmerzensgebrüll kam aus der Kehle Fourchers, und doch war es nicht er selbst, der schrie. Das Gebrüll steigerte sich noch. Aber Zamorra ließ nicht locker. Er hielt das Amulett weiter gegen den Körper des alten Mannes. Dieser begann im nächsten Moment zu zucken, wie unter starken Stromstößen. Schaum trat vor seinen Mund. Schreie, Stöhnen und tiefe Seufzer wechselten einander ab.
    Aber das Amulett war stärker als die Dämonen, die von Fourcher Besitz ergriffen hatten.
    Die Laute, die nichts menschliches mehr hatten, versiegten schließlich. Fourchers Gesichtszüge glätteten sich. Seine Klauenhände entkrampften sich.
    Dann sank er langsam in sich zusammen.
    Zamorra hielt ihn rechtzeitig fest, ehe der Alte auf die Planken schlagen konnte. Als Fourcher leblos dalag, zeigte sein entspanntes Gesicht den inneren Frieden, den er endlich gefunden hatte.
    Beruhigt schob Zamorra das Amulett zurück unter die Jacke. Er richtete sich auf. Niemals hätte er es fertiggebracht, seinen Zorn an dem toten Fährmann auszulassen. Jacques Fourcher war nicht verantwortlich für das, was er nach seiner Flucht vom Sterbebett getan hatte.
    ***
    Es geschah, als Professor Zamorra die Mitte des Flusses erreichte.
    Lautes Stimmengewirr war plötzlich zu hören – Männer und Frauen, die wirr durcheinander schrieen. Jemand brüllte barsche Befehle, die das Geschrei übertönten.
    Dann tauchten sie über der Uferböschung auf, schoben sich dicht gedrängt an dem Peugeot vorbei und hasteten mit unvermindertem Stimmengewirr auf den Fluß zu.
    Im nächsten Atemzug erstarrte Professor Zamorra vor Schreck.
    Die Menschenmenge teilte sich. Aus ihrer Mitte tauchten zwei junge Burschen auf, die von Georges Levin dirigiert wurden. Er war es, der die barschen Befehle brüllte.
    Die beiden Männer hielten eine junge Frau gepackt.
    Sie war gefesselt und geknebelt, konnte nicht den geringsten Widerstand leisten.
    Nicole Duval.
    Zamorra erkannte sie deutlich an ihrem leuchtenden rostbraunen Haar. Eine Sekunde lang glaubte er, den Schock nicht verkraften zu können. Mit allem hatte er gerechnet – mit allen Greueln, zu denen die Mächte der Finsternis fähig waren; doch nicht damit, daß ihn Georges Levin hintergehen würde.
    Anders konnte es nicht gewesen sein. Denn Levin war der einzige, der von Nicoles Anwesenheit gewußt hatte. Und daß Bill Fleming der wütenden Übermacht nicht hatte standhalten können, bedurfte keiner Überlegung.
    Boshafte Freudenschreie gellten vom Westufer herüber, als die Männer Nicole bis unmittelbar an die betonierte Fährrampe zerrten.
    Dort ließen sie sie zu Boden sinken.
    Drohende Fäuste erhoben sich, reckten sich der herannahenden Fähre entgegen. Flüche und Verwünschungen, die sich auf den Professor bezogen, erschollen.
    Mit erhobenen Händen gemahnte Georges Levin zur Ruhe.
    »Kümmert euch nicht um ihn!« schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Er hat vergeblich versucht, uns zu übertölpeln! Nun kann er uns nicht mehr daran hindern, den Mächten der Finsternis das Opfer zu bringen, das von uns verlangt wird!«
    Professor Zamorra glaubte in diesem Moment, endgültig versagt zu haben. In seiner

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