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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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ohnmächtigen Sorge um Nicole glaubte er nicht mehr daran, ihr noch helfen zu können. Er konnte sich nicht vorstellen, daß die Kraft des Amuletts ausreichen würde, um die entfesselten Dorfbewohner von Soranges zur Vernunft zu bringen.
    Er hatte das Gefühl, selbst nahe davor zu sein, den Verstand zu verlieren. Einmal war es ihm gelungen, Nicole aus höchster Gefahr zu retten. Und wofür? Nur damit sie nun von einer unmenschlichen Lynchjustiz umgebracht wurde?
    Drüben am Ufer zog Georges Levin ein Schwert unter seinem Mantel hervor.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Zamorra gefror das Blut in den Adern. Er war sicher, dieses Schwert über dem Kamin in Levins Wohnstube hängen gesehen zu haben. Nun war es Georges Levin selbst, der eigenhändig den grauenvollen Mord begehen wollte.
    Ausgerechnet Georges Levin, der Zamorra nach Soranges gerufen hatte, der seinen Bruder verloren hatte, und der alles versucht hatte, damit die Dämonen endlich in ihre Schranken gewiesen werden konnten.
    Die Fähre war noch dreißig Meter vom Westufer entfernt. Keiner der Dorfbewohner kümmerte sich jetzt noch darum. Der entscheidende Moment nahte. Niemand, so schien es, konnte das noch verhindern.
    Jäh erglühte der Lichtschein vor der Fähre, bildete eine gleißende Mauer, die undurchdringlich war.
    Zamorra prallte zurück. Er sah nicht, daß hinter der Lichtmauer alles erstarrte. Die Menschenmenge war schlagartig zur Bewegungslosigkeit verdammt.
    Selbst Nicole wurde von einer rätselhaften Lähmung befallen. Und dennoch nahm keiner der Dorfbewohner das wahr, was sich jetzt auf dem Fluß abspielte.
    Ungläubig sah Zamorra, wie sich die Wesen zum Greifen nahe vor ihm materialisierten. Er fühlte sich unterlegen und hoffnungslos, denn diesmal glaubte er nicht daran, daß er Nicoles Tod verhindern konnte.
    Der Anführer der Dämonen wurde als erster erkennbar. Er schwebte auf die vordere Fährrampe zu und verharrte dort.
    »Charles de Mainard«, murmelte Zamorra kaum hörbar.
    Dennoch hatte es der Dämon verstanden. Er zuckte zusammen und stieß einen schrillen Wutschrei aus.
    »Schweig, Zamorra! Dein Wissen über uns und all deine List wird dir nicht mehr helfen! Du hast unsere Macht unterschätzt. Daß wir über die Menschen von Soranges herrschen können, wenn es uns gefällt, hast du nicht erwartet.«
    Die übrigen Dämonen kicherten höhnisch.
    »Ja, ich habe euch unterschätzt«, sagte Professor Zamorra so ruhig wie möglich. Er mußte Zeit gewinnen, auch wenn ihm das unlogisch erschien. Er tat es aus einem Gefühl heraus. Seinen Zorn und die tiefe Resignation bezwang er, um nicht vorzeitig die Beherrschung zu verlieren.
    »Es ist gut, daß du zur Einsicht kommst«, sagte der Dämon, der vor Jahrhunderten Charles de Mainard gewesen war. »Dann wirst du vernünftig genug sein, um zu erkennen, daß du unsere Forderungen erfüllen mußt. Vielleicht schenken wir dir dein Leben. Es wäre das einzige, was du noch erhoffen kannst.«
    »Was für Forderungen?« fragte Zamorra stöhnend, in gespielter Verzweiflung.
    Die Dämonen kicherten wieder. Ihr Anführer brachte sie mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen.
    »Das Amulett!« rief der Dämon de Mainard. »Gib mir das Amulett, Zamorra! Dir kann es nichts mehr nützen. Denn Nicole Duval stirbt in diesem Moment. Aber mir verhilft das Amulett zu grenzenloser Macht. Mein Gefolge und ich werden endlich die Herrschaft ausüben können, die uns zusteht. Dafür, Zamorra, will ich so groß- zügig sein, dir das Leben zu schenken.«
    Der Professor erschrak von neuem. Er sah nicht, was hinter der silbrigen Lichtglocke geschah. Wenn es stimmte, daß Nicole starb, gab es dann überhaupt noch einen Sinn, sich der Forderung zu widersetzen?
    Ja! schrie plötzlich eine innere Stimme. Ja, es gibt noch einen Sinn!
    Denke an das Vermächtnis des Amuletts! Niemals dürfen die Mächte der Finsternis stärker sein!
    Zamorra preßte die Lippen aufeinander. Er tat, als überlegte er angestrengt. Doch in Wahrheit reifte sein Entschluß, trotz aller bitteren Resignation den Kampf mit den Dämonen aufzunehmen.
    Sie glaubten, ihn rettungslos demoralisiert zu haben und ihn bezwingen zu können – trotz des Amuletts.
    Sie sollten spüren, wie sehr sie sich täuschten.
    Mit einer müden Handbewegung löste Zamorra die silberne Kette in seinem Nacken.
    Frohlockend kamen die Dämonen näher. Sie schwebten heran, umringten den Professor. Ihr Anführer streckte verlangend die mattschimmernde Hand aus, um den

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