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0022 - Der Todesfluß

0022 - Der Todesfluß

Titel: 0022 - Der Todesfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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begehrten Talisman entgegenzunehmen.
    »Ich bin bereit«, sagte Zamorra, »ich habe keine andere Wahl.«
    Der Dämon de Mainard verstand die Worte so, wie sie für ihn gemeint waren.
    »Ein weiser Entschluß von dir.«
    Zamorra handelte in diesem Sekundenbruchteil.
    Ohne erkennbaren Ansatz schnellte er aus dem Stand heraus los.
    Funkelnd stieß das Amulett in den silbrigen Körper de Mainards.
    Ein furchtbarer Schrei gellte.
    Der Anführer der Dämonen zerfiel in zwei Hälften. Dennoch war dies nicht sein Ende. Beide Hälften von ihm zuckten empor. Sein linker Teil hielt das Schwert, riß es hoch, um damit auf Zamorra einzuschlagen.
    Der Professor erkannte die jähe Gefahr.
    Er bremste seinen Schwung, wirbelte herum und schlug von neuem mit dem Amulett zu.
    Die übrigen Dämonen machten Anstalten, sich auf ihn zu stürzen.
    Die Tatsache, daß ihr Anführer dem Amulett zu widerstehen schien, gab ihnen unverhofften Mut.
    Doch Zamorras Hieb war diesmal von unglaublicher Präzision.
    Mit dem Amulett durchtrennte er den Arm des zweigeteilten Dämons.
    Wieder gellte dessen Schrei. Doch das Schwert polterte klirrend auf die Planken der Fähre.
    Zamorra reagierte blitzartig. Mit einem Fußtritt beförderte er die tödliche Waffe in die Fluten der Rhône.
    Das Schwert versank, ehe einer der Dämonen sich darauf stürzen konnte.
    Im Gegensatz zu ihrem Anführer waren sie waffenlos.
    Zamorra achtete nicht auf Charles de Mainard, dessen zwei Hälften mit schrillen Schreien auf und ab tanzten.
    Ehe sich die übrigen Dämonen mit der neuen Situation abfinden konnten, drang der Professor auf sie ein. Markerschütterndes Geschrei setzte ein. Die trügerische Überlegenheit der Wesen brach zusammen wie ein Kartenhaus im Wind. Sie schafften es nicht mehr, sich dem Wirkungskreis des Amuletts noch zu entziehen.
    Unablässig schlug Zamorra zu. Sein Atem ging keuchend, doch er hielt nicht inne.
    Ein Todesschrei nach dem anderen versiegte. Menschliche Knochen polterten mit dumpfen Lauten auf die Holzplanken der Fähre.
    Bald war das Deck mit einer unübersehbaren Zahl von Totenschädeln und Skeletten bedeckt.
    Nach Atem ringend hielt Professor Zamorra inne. Er hatte die Dämonen vernichtet. Alle – bis auf den Anführer, dessen zwei Teile noch immer zitternd über der vorderen Rampe der Fähre schwebten. Die Lichtglocke umgab ihn auch jetzt noch, doch der gleißende Schein begann schon zu versiegen. Spürte er, daß sein Ende nahe war?
    Dem Bannstrahl des Amuletts konnte er sich nicht mehr entziehen.
    Er wußte dies, und ein klägliches Wimmern war zu hören.
    Doch Professor Zamorra empfand kein Mitleid. Er lief auf die Reste des Dämons zu und ließ das Amulett herabsausen.
    Ohrenbetäubendes Kreischen setzte ein. Mit jedem Hieb des silbernen Talismans vervielfältigten sich die Teile des Dämons. Eine Entmaterialisation war ihm nicht mehr möglich. Zuckend, dutzendfach, wanden sich seine Überreste auf den Holzplanken.
    Der silbrige Lichtschein schwand endgültig.
    Nur noch der mit dem Helm bewehrte Kopf des Dämons schwebte vor Zamorra.
    Gnadenlos schlug der Professor ein letztes Mal zu.
    Der Helm löste sich auf. Einen Atemzug lang wurde ein bärtiges Gesicht erkennbar. Doch es zerfaserte mit einem gequälten Ausdruck. Haut und Haare lösten sich von dem Schädel, der nun langsam zu Boden sank. Als letztes verblaßten die Augen, schmolzen in den Höhlen zusammen, die schließlich dunkel und leer gähnten.
    Mit einem letzten tiefen Seufzer lösten sich die übrigen Teile des Dämons Charles de Mainard auf. Seine Knochen lagen überall zwischen den Skeletten seines Gefolges verstreut.
    Professor Zamorra hob den Kopf. Er konnte noch nicht glauben, daß alles vorbei sein sollte. Geistesabwesend richtete er den Blick zum Westufer.
    Gleichzeitig spürte er, wie sich die Fähre wieder in Bewegung setzte und langsam auf das Ufer zuglitt. Zamorras Augen weiteten sich. Noch sekundenlang standen die Menschen wie in Trance erstarrt. Dann, plötzlich, fiel die geheimnisvolle Lähmung von ihnen ab.
    Entsetzensschreie gellten. Die ersten Menschen wandten sich ab, verließen fluchtartig das Flußufer. Nach und nach hasteten sie alle los, wie von Furien gehetzt. Das schlechte Gewissen saß ihnen wie eine Faust im Nacken. Nur Georges Levin blieb. Bleich und regungslos stand er vor Nicole Duval, die noch immer gefesselt auf dem Beton lag. Seine Hände hielten noch das Schwert. Plötzlich schleuderte er die Waffe voller Abscheu in den Fluß. Ein Zittern

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