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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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mehr zu retten«, lachte Silla auf. Nervös rückte er seine Brille zurecht. »Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, Professor. Sie zwingen einen ja dazu.«
    »Denken Sie, was Sie wollen, aber warnen Sie die anderen Ratsmitglieder.«
    »Einen Dreck werde ich tun.«
    »Angelo«, sagte Sanchini drohend, »nimm dich zusammen. Du wirst ausfallend.«
    »Lass ihn nur«, bremste Zamorra. »Nicole, kehren Sie bitte mit Aldo ins Haus zurück. Ich kümmere mich darum, den Platz zu weihen, an dem das Monster sein Ende gefunden hat. Anschließend, spätestens aber beim Hellwerden, fahre ich nach Vigliani und kläre diese fünf Leute über die Gefahr auf, in der sie schweben.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte Silla zu dem Professor. Es klang fast fröhlich. Damit wandte er sich ab, grüßte Nicole und Sanchini und marschierte über die Straße fort, die zu seinem Wagen führte. Zamorra trennte sich von den beiden anderen und folgte ihm. Dottore Angelo Silla drehte sich nicht einmal zu ihm um.
    Erst als sie den Fiat Mirafiori erreicht hatten, steckte er die Hände in die Hosentaschen, vollführte eine Drehung auf dem Absatz und schaute Zamorra etwas unsicher an. »Ich habe die Scheinwerfer angelassen«, sagte er, »die Batterie wird aus dem letzten Loch pfeifen.«
    »Wir können anschieben«, gab Zamorra zurück, »so schwer ist der Wagen doch nicht.«
    »Also los, versuchen wir’s!«
    Silla nahm den Gang heraus und schaltete die Scheinwerfer aus.
    Dann schoben sie den Mirafiori vom Baum weg. Den schlimmsten Stoß hatte die Motorhaube abbekommen; der Grill war nur wenig verbeult, und die Kotflügel schienen ganz heil zu sein. Dach und Seiten sahen übel aus, weil das Monster mit seinen Pranken dagegen geschlagen hatte.
    Sie schoben den Wagen über den Grünstreifen bis auf die asphaltierte Fahrbahn. Jetzt nahm der Professor die Hände vom Autoheck und sah zu, wie Silla die Fahrertür aufmachte. »Einen Moment«, sagte er ihm und holte das Amulett hervor. »Lassen Sie mich noch den Wagen weihen.«
    »Ach, hören Sie doch mit dem Quatsch auf«, fuhr Silla ihn an. Er ließ sich auf den Sitz fallen, riss den Schlag zu und drehte den Zündschlüssel. Die Batterie gab wirklich nur einen schwachen Stromstoß, aber beim zweiten Versuch lief der Motor doch an.
    »Danke bestens!« Dottore Angelo Silla legte einen Gang ein und gab Gas. Der hellgrüne Mirafiori wirkte komisch, als er so verbeult und doch fahrbereit davonrollte.
    Zamorra sah den Schlusslichtern nach. Die ganze Zeit über ließ ihn eine dumpfe Ahnung nicht los.
    ***
    Dottore Angelo Silla stoppte am Pförtnerhaus. Nachdem er sich bei dem Mann verabschiedet hatte, der das Tor bewachte, verließ er die Anstalt Monte Ciano.
    Unterwegs kam ihm plötzlich der Gedanke, das Autoradio auszuprobieren. Rasch stellte er es an – gedämpfte Musik drang aus den Lautsprechern. Der einzige Sender, der um diese Zeit noch ein Programm für die Nachtschwärmer brachte, war Radio Monte Carlo.
    Plötzlich knackte es in den Lautsprechern. Statt der Musik kam jetzt eine Stimme. Silla beugte sich unwillkürlich vor, um sie verstehen zu können. Es war eine hässliche, knarrende Stimme; aber damit nicht genug: Sie bediente sich einer Sprache, die er nicht verstand. Silla beherrschte Französisch und Spanisch und ein wenig Englisch. Dem Klang nach konnte er auch Deutsch, Schwedisch, sogar Finnisch auseinanderhalten. Was ihm hier präsentiert wurde, hatte jedoch mit all diesen Sprachen nichts zu tun.
    Silla fühlte sich mit einemmal unbehaglich. Sein Hemdenknopf stand noch offen, aber dennoch schwitzte er wieder. Er wischte sich mit der Hand über die Stirn – sie war feucht. Warum nur? fragte er sich. Ein beklemmendes Gefühl hatte ihn beschlichen; er dachte plötzlich an Zamorra und verspürte den Wunsch, zu diesem Mann zurückzukehren, um sich mit ihm auszusprechen. Er hatte jetzt den Eindruck, sich zu voreilig verhalten zu haben.
    Dann dämmerte es ihm. Er kannte diese Stimme.
    Er hatte sie in dem Monster gehört, in dem Monster, das mit Mauro Terinca identisch gewesen war und das von dem Geist der alten Rosa heimgesucht worden sein sollte…
    Das Kichern unterbrach seine Gedankenflut. Ja, es kicherte aus dem Lautsprecher. Und damit verdichtete sich die Ahnung zur Gewissheit.
    Er trat auf die Bremse. Sie funktionierte nicht. Dottore Angelo Silla fühlte es siedendheiß in sich aufsteigen, dieses unbezwingbare Gefühl der Angst.
    »Ich kriege dich«, sagte die Stimme, diesmal

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