0023 - Die Geistervögel
das auf. »Suchen Sie etwas?«
»Nein, nein«, erwiderte der junge Mann hastig.
»Sie lügen schlecht«, stellte Terry fest. »Wahrscheinlich rechnen Sie mit einem Angriff dieser Geistervögel. Stimmt’s.«
»Ja, es stimmt«, ließ sich Kathy vernehmen. Sie war bisher schweigsam gewesen. Es paßte ihr nicht, daß ihr Freund neben dieser Journalistin saß.
Terry hob die Schultern. »Meinetwegen können die Viecher ruhig angreifen. Dann kann ich wenigstens einen Bericht aus erster Hand schreiben.«
»Wünschen Sie sich das lieber nicht«, sagte George mit belegter Stimme.
Terry lachte. Mit der linken Hand deutete sie nach vorn. »Dort auf dem Baum hocken ein paar Vögel. Möwen und Krähen. Und…«
Terry fuhr langsamer.
George wurde bleich. Er fühlte Kathys Hand auf seiner Schulter. Auch das junge Mädchen hatte gemerkt, was los war.
Es waren nicht nur ein paar Vögel, sondern Hunderte.
Wie auf ein geheimes Kommando hin erhoben sie sich von den Ästen und Zweigen und stiegen als dunkle Wolke auf.
»Ich fürchte, es gibt Ärger«, sagte George gepreßt.
Terry nickte. Sie war blaß geworden.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Kathy O’Neil.
»Erst einmal weiterfahren«, antwortete George. Er kurbelte die Scheibe hoch. »Alles dicht machen.«
Der Vogelschwarm hatte sich etwas entfernt. War in Richtung Osten geflogen, hing aber nach wie vor zusammen wie eine Klette.
Terry Lund fuhr wieder schneller. »Wie weit ist es denn noch bis Bantry?«
»Vielleicht zwanzig Meilen.«
Die Reporterin fragte weiter. »Gibt es in der Nähe eine Ortschaft oder ein Haus, in dem man Schutz suchen kann, wenn es ernst werden sollte?«
»Nein.«
Kathy beugte sich plötzlich nach vorn. »George!« rief sie. »Die Vögel – sie drehen… mein Gott…«
Kathy hatte recht. Der Schwarm flog einen Halbkreis, formierte sich dann zu einem pfeilartigen Gebilde und nahm Kurs auf den roten MG.
»Es wird ernst!« schrie George. »Geben Sie Gas!«
Die Reporterin schaltete hoch und drückte auf das Pedal. Der MG machte einen regelrechten Satz nach vorn. Die Räder wirbelten Staub und Dreck hoch, hüllten den flachen Wagen in eine Wolke ein.
Es war ein verzweifelter Versuch der Menschen, den Geistervögeln zu entfliehen, doch die Chance schmolz schneller dahin als Schnee in der Sonne.
Der Schwarm holte auf, erreichte den roten Wagen und teilte sich in zwei Hälften.
Urplötzlich war der Teufel los.
Die Krähen, Möwen und Raben hatten das kleine Auto eingekreist. Wild flatterten sie umher. Das Krächzen der Krähen und das schrille Schreien der Möwen jagten den drei Menschen Angstschauer über den Rücken.
Terry schrie: »Ich kann nichts mehr sehen! Ich…«
Die Vögel verdunkelten die Frontscheibe. Überall waren sie.
Auf dem Kühler, auf dem Dach, an den Scheiben…
Terry kurbelte verzweifelt am Lenkrad. Hin- und hergeworfen wurden die Fahrgäste. Kathy O’Neill rutschte in den Raum zwischen Rückbank und Vordersitz. Ängstlich preßte sie beide Hände gegen das Gesicht.
Der Wagen schlingerte. Gierige Schnäbel hackten mit großer Wucht gegen die Scheiben. Glühende Augen starrten in das Innere des Wagens. Plötzlich gab es einen Krach.
Terry und George wurden nach vorn geschleudert. Der Sicherheitsgurt hielt sie in den Sitzen, sonst wären sie gegen die Scheibe geprallt.
Für den Bruchteil einer Sekunde entstand vor der Scheibe ein Guckloch. Drei Krähen flogen beiseite. George Kilrain erkannte, daß der Wagen gegen einen Steinwall rechts der Straße gefahren war. Aus, vorbei.
Schon splitterte die Heckscheibe. Gellend schrie Kathy O’Neill auf.
Die ersten Vögel hüpften in den MG. Und nicht mehr die normalen Köpfe saßen auf den Körpern, sondern häßliche Totenschädel mit gelblich schimmernden Augenhöhlen. Die Biester flatterten auf Kathy O’Neill zu. »Kathy!« brüllte George Kilrain. Er warf sich auf dem Beifahrersitz herum, beugte sich dabei weit über die Lehne und schlug verbissen auf die Vögel ein.
Er traf die weichen Körper, bekam einige zu fassen und schmetterte sie zu Boden.
Doch die Viecher erhoben sich sofort. Jetzt griffen sie ihn an. »Raus!« Terrys Stimme kippte über. »Aus dem Wagen!« Sie öffnete die Tür.
Die Vögel überschwemmten alles. Saßen plötzlich auf Terrys Kopf, auf den Schultern – überall.
Die häßlichen Mäuler öffneten sich und schlugen wieder zu. Die Reporterin ließ sich aus dem Wagen fallen, kam auf die Beine und rannte weg. Wie Pfeile verfolgten die Vögel
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