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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu. Als George auf die Vögel zu sprechen kam, fürchte er die Stirn und zog die Augenbrauen zusammen. Er sagte aber nichts.
    Auch als George seinen Bericht beendet hatte, sprach sein Vater kein Wort. Finster starrte er auf die Fußspitzen. Der alte Kilrain fuhr ebenfalls einen Range Rover. George rückte den Innenspiegel zurecht und besah sich sein Gesicht. Blut und Wasser hatten einen rosafarbenen Streifen gebildet. Er zog sich von der rechten Stirn bis zum Hals hinunter. Die Wunde saß dicht unter dem Haaransatz.
    Er nahm wieder einen Schluck Whisky. »Hast du für dieses Phänomen eine Erklärung, Vater?« Patrick Kilrain wollte nicken, hob aber die Schultern. George merkte, was los war. »Warum antwortest du nicht, Vater?«
    »Später.«
    »Wie kommt es, daß du mich gefunden hast, Dad?«
    »Deine Mutter und ich haben uns Sorgen gemacht!« lautete die Antwort. »Wir wußten ja, wann du ungefähr ankommen würdest. Danach haben wir uns gerichtet. Als die Zeit überschritten war, bin ich losgefahren. Beinahe hätte ich nicht mehr bremsen können.«
    George legte seinem Vater die Hand auf den Arm. »Danke, Dad«, sagte er leise.
    »Du bist verletzt«, stellte der alte Kilrain fest. »Ich habe Verbandszeug in der Autoapotheke. Komm, laß dich verbinden.«
    »Nein, das können wir auch zu Hause machen.«
    Patrick Kilrain lächelte. »Dich haut so schnell nichts um, trotzdem hast du Angst.«
    Patrick Kilrain startete und wendete auf der Fahrbahn.
    Regentropfen glitzerten in den langen Lichtbahnen des Scheinwerfers. Der Regen hatte etwas nachgelassen.
    George hatte keine Antwort von seinem Vater bekommen. Er drängte auch nicht weiter. Wenn der alte Herr nicht reden wollte, dann konnte ihn keine Macht der Welt zum Sprechen bringen. Äußerlich glichen sich die beiden Männer. George hatte die gleichen kantigen Gesichtszüge wie sein Vater. Nur besaß sein Haar eine blonde Farbe. Er trug es modisch geschnitten, die Ohren lagen frei. George war etwas schmaler als sein Vater. Er hatte nicht das breite Kreuz und auch nicht die schwieligen Hände.
    »Mutter wird sich freuen«, sagte der alte Kilrain.
    »Und ich brauche einen neuen Wagen.«
    »Darüber läßt sich reden.«
    »Was macht eigentlich Mike?« wollte George wissen. Mike war sein jüngerer Bruder.
    Kilrain verzog das Gesicht. »Er spielt Gitarre.«
    »Sonst nichts?« fragte George erstaunt.
    »Nein. Er hat keine Arbeit und auch keine Lust, etwas zu tun. Schwingt höchstens politische Reden.«
    »Verflucht. War er auch in Nordirland dabei?«
    »Wenn das geschieht, drehe ich ihm höchstpersönlich den Hals um«, erwiderte der alte Kilrain. »Wir sind gottesfürchtige Menschen und achten das Leben. Auch das unserer Feinde.«
    Und doch habt ihr Angst vor dem Bösen, dem Dämonischen.
    Diesen Satz dachte George nur, er sprach ihn nicht aus.
    Irgendwann würde ihm sein Vater schon erzählen, was es mit den geheimnisvollen Vögeln auf sich hatte.
    ***
    Jim Bannion war von Beruf Lokomotivführer. Die Strecke Cork-Dublin fuhr er schon seit über zehn Jahren. Die ersten fünf Jahre noch auf einem qualmenden Ungetüm, doch seither auf Dieselloks.
    Manchmal hatte Jim Bannion Nachtdienst. Das machte ihm aber nichts aus, denn für ihn war der Beruf ein Hobby. Zusammen mit einem jungen Kollegen machte er die Bremsprobe.
    Während Jim danach in den Führerstand der Deltic 5 kletterte und den Plan mit den Langsamfahrstellen ausbreitete, ging sein Kollege die Reihe der Wagen ab. Kein großes Geschäft für die Bahn. Hier und da schauten Menschen aus den Fenstern. Einige unterhielten sich mit ihren Angehörigen, die auf dem Bahnsteig standen.
    Eine junge Frau hatte die Hände ihres Freundes oder Verlobten umklammert, der sich weit aus dem Abteilfenster beugte und mit einem schmerzlichen Lächeln auf sie einredete.
    Schicksale. Hier sah man sie und erlebte sie mit. Manches Mal hätte Jim Bannion gern ein tröstendes Wort gesprochen, aber das war nicht seine Aufgabe.
    Der Schaffner kam. In seiner hohlen Hand glühte eine Selbstgedrehte. »Alles klar, Jim?«
    »Alles klar«, kam die Antwort.
    »In den Bergen soll es zu schweren Gewittern gekommen sein.«
    Bannion winkte ab. »Die Trassen sind hoch und wetterfest.«
    Das faltige Gesicht des Schaffners verzog sich in die Breite. Er schlug Bannion auf die Schulter. »Du hast Vertrauen in die Bahn, nicht?«
    »Ja. Schließlich gehöre ich selbst dazu.«
    Dann sprachen die beiden Männer über private Dinge. Sie waren ungefähr im gleichen

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