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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Alter und hatten schon viele Dienstjahre auf dem Buckel. Jim Bannion war von hagerer Gestalt. Gegenüber dem untersetzten Schaffner wirkte er wie ein Hüne.
    Bannion blickte auf die große Normaluhr. »Dann wollen wir mal«, sagte er.
    Der Schaffner tippte an den Mützenschirm. »Gute Fahrt, Jim. Wir sehen uns ja noch.«
    Jim Bannion ging an den Wagen. Die Reisenden stiegen jetzt ein. Auch Bannion kletterte in den Führerstand. Sein Kollege kaute auf einem Sandwich.
    Bannion zog die Tür zu. Er schaute noch einmal auf seine Uhr. »Drei Minuten.«
    Der Lokführer überprüfte die Instrumente. Ein Zittern durchlief die Lok. Jim Bannion nahm auf dem Drehstuhl Platz und blickte durch die breite Scheibe. Schwach nur hörte er die Pfeife des Schaffners, die letzten Türen klappten zu. Der Zug setzte sich in Bewegung.
    Langsam rollte er aus dem alten Bahnhof. Die Lampen huschten vorbei. Sie waren fließende, helle Inseln im Dunkel der Nacht. Die nächste Station hieß Lismore. Danach kamen die Berge. Und hinter Fethard ging es wieder hinab in die Ebene. Der Zug fuhr über Kilenny, hielt in Kildare und rollte am Rand der Sleibhte Chili Mountains vorbei, um schließlich in Dublin zu halten. Dort war Endstation. Jim Bannion konnte sich den Tag über ausruhen und fuhr in der nächsten Nacht die Strecke zurück.
    Ein ewiges Einerlei.
    Der Zug tauchte in das Dunkel der Nacht. Am Himmel segelten dicke Wolken. Kaum ein Stern war zu sehen. Die Sträucher und Bäume zu beiden Seiten der Strecke wirkten gespenstisch.
    Wenn Jim Bannion das sah, fielen ihm wieder die alten Geschichten ein. Sein Großvater hatte sie oft erzählt. Er war mit der Insel regelrecht verwachsen gewesen, kannte die Spukgeschichten und wußte über Geister und Dämonen Bescheid. Die jüngere Generation lächelte oft spöttisch. Aber – und da war Jim Bannion sicher – einen wahren Kern hatten die alten Geschichten. So etwas saugte man sich nicht aus den Fingern.
    Erst in letzter Zeit war wieder etwas geschehen, das die Öffentlichkeit erregte. Vögel mit reitenden Skeletten sollten Menschen angegriffen haben. Einen jungen Mann namens George Kilrain hatten sie auf der Fahrt zu seinem Elternhaus überrascht. Der Student war gerade noch mit dem Leben davongekommen. Weniger Glück hatte eine Frau gehabt. Sie war auf ihrem Spaziergang von den Vögeln getötet worden. Auf grausame Weise. Zwei Lastwagenfahrer waren ebenfalls überfallen worden. Nur einer hatte die Attacke überlebt. Und alle Zeugen berichteten übereinstimmend, daß Skelette auf den Vögeln gesessen hätten.
    Da mußte doch etwas Wahres dran sein!
    Das grünliche Licht der Instrumente warf einen fahlen Schein über die Gesichter der beiden Männer. Ruhig saß Jim Bannion auf seinem Stuhl, während der jüngere Kollege aus dem Fenster schaute.
    »Was macht eigentlich deine Frau?« fragte Bannion.
    »Sie ist sauer.«
    Jim Bannion lachte. »Schon nach einem Jahr Ehe?«
    »Ja. Sie ist aber nicht auf mich sauer, sondern auf meinen Job. Die Nachtschicht stinkt ihr.«
    Bannion wandte kurz den Kopf. »Hör zu, Joe, wenn sie dich liebt, findet sie sich auch mit deinem Dienst ab. Ich hatte vor fast dreißig Jahren die gleichen Schwierigkeiten. Mittlerweile hat sich das eingespielt. Außerdem soll sie froh sein, daß du Arbeit hast. Denk nur daran, wieviele auf der Straße liegen.«
    »Das habe ich ihr auch gesagt.«
    »Und?«
    »Sie hat geschwiegen.«
    Bannion lachte auf. »Siehst du, Joe, das ist die richtige Methode. Ein Mann muß sich durchsetzen.«
    »Naja.« Joe hob die Schultern. »Sie ist viel allein…«
    »Bist du eifersüchtig?«
    »Nicht mehr als andere. Aber wenn ich so oft allein wäre…«
    »… würdest du bestimmt auf dumme Gedanken kommen«, vollendete Jim Bannion den Satz.
    »Das hast du gesagt.«
    »Joe, du bist jung verheiratet. Ihr müßt euch erst noch zusammenraufen. Das klappt schon, glaub mir.«
    Als Joe keine Antwort gab, fragte Bannion: »Ist was?«
    »Ich weiß nicht. Aber eben ist ein Schatten dicht am Fenster vorbeigeflogen.«
    »Ich habe nichts gesehen.«
    Joe starrte weiterhin aus dem Seitenfenster. Er drehte den Hals, wollte sehen, ob sich der Vorgang wiederholte.
    Doch dann war es Jim Bannion, der die Schatten sah.
    Urplötzlich waren sie da, verdunkelten den Lichtfinger des Scheinwerfers und rasten einen Atemzug später auf die Frontscheibe der Lokomotive zu.
    Das Unglück war nicht mehr aufzuhalten. Die Geschwindigkeit des Zuges und die Geschwindigkeit der Vögel addierten

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