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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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Mordkommission suchen, dort hinten steht er. Ja, der Riese, der gerade so brüllt.«
    Ich lächelte.
    »Danke.«
    Der Riese, der gerade so brüllte, war mein alter Bekannter Hywood. Seines Zeichens Captain bei der New-Yorker City Police. Ich hatte schon oft mit ihm zu tun gehabt und mochte ihn ziemlich gern. Abgesehen von seiner lauten, temperamentvollen Art war er ein patenter Kerl.
    Ich stieg über einen Haufen zusammengerollter-Taue, die anscheinend wahllos herumlagen, und näherte mich dem Captain von hinten. Er ragte mit seinem wuchtigen Körper wie eine Säule in den Himmel. Offenbar hatte einer seiner Beamten vom Spurensicherungsdienst einen Schnitzer gemacht, denn er putzte ihn ganz schön herunter.
    Sein Gebrüll hallte weit über den langen, betonierten Pier, an dem sonst die Frachtschiffe aus Südamerika anlegten. Heute war hier nichts zu tun, und der Pier war sicher menschenleer gewesen, als man den Jungen hier ermordete.
    Ich stand wie ein Liliputaner hinter Hywood, obgleich ich keineswegs klein bin. Als er mal Luft holen musste, setzte ich ihm meine Faust seitlich von hinten in die Rippen.
    »Halt die Luft an, Kleiner, sonst erkältest du deinen Magen.«
    Er warf sich herum wie von einer Tarantel gestochen. Er hatte schon Luft geholt und war' bereit, ein rasselndes Donnerwetter auf mich herabzulassen. Zum Glück erkannte er mich, bevor die Schreierei losging. Prustend stieß er die Luft wieder aus. Dafür hieb er mir zum Willkomm eins auf die Schulter, dass ich Sterne sah. Hywood hat die Pranke eines ausgewachsenen Grizzlybären, und wo er hinhaut, da wächst in den nächsten drei Jahren kein Halm mehr.
    »Cotton!«, schrie er entzückt. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich soll Ihnen ein bisschen auf die Finger sehen, damit Sie auch.wirklich arbeiten«, scherzte ich.
    »Scherz beiseite«, brummte er. »Hat die Bundespolizei Interesse an der Geschichte?«
    Ich zuckte unentschieden die Achseln.
    »Mal sehen«, sagte ich zögernd.
    »Aha. Also doch«, schnaufte Hywood.
    Wir zündeten uns Zigaretten an und musterten die Umgebung. Ungefähr auf der Mitte des Piers stand ein zwölf Meter langer und an die sieben Meter breiter Lagerschuppen. Daneben, auf der Seite hinaus zum Wasser, hatte man Kisten gestapelt, die von einer Maschinenfabrik aus Maryland kamen. Wahrscheinlich für den Export bestimmt.
    »Wo hat man den Jungen gefunden?«, fragte ich.
    »Zwischen den Kistenstapeln. Sie sehen ja, dass zwischen den Kisten Gänge freigelassen worden sind. Da drin lag er.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Spielende Kinder. Halbwüchsige, so ungefähr zwischen zehn und sechzehn. Ein Junge rief uns an. Wir waren elf Minuten später hier. Leider haben uns die Kinder sämtliche Spuren zertrampelt.«
    »Wenn es überhaupt Spuren gab«, schränkte ich ein. »Erschossen - oder was?«
    Hywood nickte: »Erschossen von einer Tommy Gun.«
    »Von einer Maschinenpistole?«
    »Ja, fünf Kugeln in der Brust.«
    Ich sog schweigend an meiner Zigarette. Das gab der ganzen Sache schon eine entscheidende Wendung. Maschinenpistolen werden fast nur von Mitgliedern einer Bande, einer »Gang«, wie wir sagen, verwendet. Aber warum - zum-Teufel - sollte eine ganze Gangsterbande ein Interesse daran haben, einen vierzehnjährigen Jungen umzubringen?
    »Sie haben die Leiche schon abtransportieren lassen?«
    »Ja. Die Aufnahmen von der Körperhaltung, in der wir den Jungen fanden, sind gemacht, weshalb sollten wir ihn noch hier liegenlassen?«
    »Ich meine ja nur.«
    Ich machte eine Pause und fuhr dann rasch fort.
    »Wie kommt es, dass Sie so schnell seine Person identifizieren konnten?«
    »Er hatte eine Abrechnungstüte vom ›Herold‹ in der Hosentasche. Anscheinend träg er den ›Herold‹ aus. Auf der Tüte stand sein Name und seine Adresse.«
    Ich rieb mir übers Kann.
    »War in der Tüte Geld, Hywood?«
    »Nein, keinen Cent.«
    »In seinen Hosentaschen vielleicht?«
    »Wir haben alles genau durchsucht. Er hatte kein Geld bei sich.«
    »Davon bin ich noch nicht überzeugt«, sagte ich langsam.
    Hywood sah mich erstaunt an.
    »Sie glauben doch nicht, dass man den Jungen wegen ein paar lausiger Dollar umgelegt hat, Cotton?«
    »Wie viel Geld war in der Abrechnungstüre, als er sie bekam? Die Summe wird doch sicher auf der Tüte gestanden haben?«
    Hywood nickte. Er brüllte.
    »Martens! Kommen Sie mal her.«
    Zwischen den Kisten tauchte ein junger Kriminalbeamter auf und kam heran.
    »Ay, Captain?«
    »Sie haben doch die Abrechnungstüte

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