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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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Pistole fallen lassen. Dann können Sie mich zusammenschießen, ohne einen einzigen Mann zu verlieren.«
    Die Gangster raunten leise durcheinander. Hoolands Augen wurden weit. Er sah mich groß an.
    »Das ist Ihr Emst, G-men?«
    Ich schluckte.
    »So wahr ich der dümmste Hund von einem G-men bin, der je in den Staaten herumgelaufen ist.«
    Hooland sah mir für zwei Herzschläge in die Augen. Unsere Blicke fraßen sich ineinander.
    »Okay«, sagte er.
    Mein Herz setzte für einen Bruchteil einer Sekunde aus. Das Mädchen bekam plötzlich leuchtende Augen. Ohne dass es einer hinderte, kam es zu mir. Ihre schwermütigen, dunklen Augen waren feucht. Sie schlang ihre mageren Arme um meinen Hals und presste ihre weiße Wange an mein Gesicht. Ich spürte den Schlag ihres jungen Herzens. Und da wallte etwas Warmes, etwas sehr Schönes durch mein Herz.
    »Ich werde Ihre Kameraden rufen«, raunte sie fast unhörbar an meinem Ohr. »Ich brauche nur eine Minute zum nächsten Telefon.«
    Langsam, löste sie die Arme. Ich richtete mich wieder auf. Die Gangster sagten später aus, ich wäre weiß gewesen wie eine Kalkwand. Ich hatte zum ersten Male innerlich aufgegeben. Ich war entschlossen, mein Versprechen zu halten, wenn Hooland meinen Vorschlag akzeptierte. Nennen Sie das Dummheit, aber so bin ich nun mal.
    »Räumt die Wand dort«, befahl Hooland seinen Gangstern. Sie zogen sich auf eine Seite zurück.
    »G-men, gehen Sie dorthin. Das Mädchen kann gehen, sobald Sie an der Wand stehen. Sie sehen auf Ihre Uhr. Wenn drei Minuten um sind, lassen Sie Ihr Schießeisen fallen.«
    Ich konnte nichts mehr sagen. Ich nickte nur stumm.
    »Hau ab«, sagte Hooland.
    Das Mädchen ging. Ich sah auf die Uhr. Hooland auch. Langsam kreiste der Sekundenzeiger. Drei Minuten. Hundertachtzig Sekunden. Ungefähr genauso viele Herzschläge.
    Amen.
    Die Gangster kamen nicht davon. Das Mädchen würde seine Aussage machen. New York war abgeriegelt wie eine feindliche Stellung. Und unaufhörlich näherte sich die Razzia der Küste. In ein paar Stunden würden sie hier sein.
    Aber dann hatten sie mich bereits abgeknallt.
    Egal, Jerry, sagte etwas in mir. Ich war jetzt ganz ruhig. Nur war mir ein wenig kalt in der Brustgegend. Jedenfalls hast du das Mädchen noch rausholen können. Du bist ein G-men. Du stirbst den Tod den Hunderte deiner Kameraden vor dir sterben mussten. Und du hattest noch das Glück, mit deinem Leben das eines Kindes retten zu können. Was willst du noch?
    Der Sekundenzeiger näherte sich zum dritten Mal der fünf. Noch zwei, noch ein Strich…
    Ich ließ die Pistole fallen.
    Hooland stand auf. Sein Gesicht hatte sich verwandelt. Es sah auf einmal nichts Menschliches mehr aus seinen Zügen hervor .Er kam langsam auf mich zu. Bückte sich.
    Ich rührte mich nicht. Ich war eiskalt. Verwundert fühlte ich, dass mein Herz überhaupt noch schlug.
    Er nahm meine Dienstpistole.
    »Es war nicht abgemacht, dass wir dich mit einem Schuss erledigen«, sagte seine Stimme rau. »Mach dich auf was gefasst.«
    Solche Bestien gibt es. So etwas läuft mit einem normalen Menschengesicht durch die Straßen. Kapiert jetzt jeder, warum es Polizisten geben muss? Leute, die ihr Leben für ein lumpiges Beamtengehalt aufs Spiel setzen?
    Er hob seine Hand mit der Pistole. Die Mündung zeigte auf meinen Magen. Ich biss die Zähne so fest in meine Lippen, dass mir das Blut übers Kinn lief.
    Da flog die Tür auf. Herein stürmten fünf junge Leute. Voran einer mit einer Pistole. Hooland flog herum. Ein Schuss knallte. Hooland schrie. Meine Pistole wirbelte durch die Luft. Von Hoolands Hand tropfte Blut. Plötzlich heulten draußen Sirenen. Männerstimmen schrien durcheinander. Und da war auch schon Phils Gesicht. Das Gesicht des einzigen Freundes, den ich habe. Ich stürzte ihm entgegen.
    Die Gangster waren zu überrascht, um an Widerstand zu denken. Alle hatten sich auf mein Ende konzentriert. Jetzt kam ihres. Hooland landete auf dem elektrischen Stuhl. Später. Viel später. Ich stand vor Phil. Noch während die Handschellen klirrten, während Kollegen und uniformierte Cops die Bude auf den Kopf stellten. Und - ich schämte mich nicht - mir lief etwas Warmes übers Gesicht.
    Übrigens nicht nur mir. Phil auch.
    Aber er hat das später energisch bestritten. Ich übrigens auch. Weinende G-man gibt es nicht. Nie und nimmer. Und Sie können das bestätigen. Oder?
    ***
    Übrigens habe ich seit der Zeit eine treue, hübsche Freundin in New York. Sie besucht mich und

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