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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Brasseur begriff, dass es sich um Wölfe handelte.
    Er sprang so heftig auf, dass der Stuhl umkippte.
    Sein Gesicht war bleich wie ein Laken. Taumelnd wich er zurück, sah sich nach seinen Leibwächtern um und erst der Anblick der Maschinenpistolen in den Fäusten der Gorillas beruhigte ihn etwas.
    Die Wölfe hatten von dem toten Gärtner abgelassen.
    Ein ganzes Rudel war es jetzt – graue, zottige Bestien mit gebleckten Zähnen und tückisch funkelnden Lichtern. Sie bewegten unruhig die Köpfe, schienen Witterung aufzunehmen, und Brasseur biss sich auf die Lippen, bis er sein eigenes Blut schmeckte.
    »Knallt sie zusammen!«, krächzte er. »Schießt die Biester ab! Worauf wartet ihr, zum Teufel?«
    Die beiden Gorillas rissen sich aus ihrer Erstarrung.
    Sie waren schon mit ganz anderen Situationen fertig geworden.
    Das meinten sie jedenfalls. Gil Perris, der blonde Riese, machte den Anfang, stürmte die Terrassenstufen hinunter und schwang die MPi hoch. Louis Mont folgte ihm. Beide Männer rannten ein paar Schritte über den Rasen, bevor sie stehen blieben und die Schlösser der auf Dauerfeuer gestellten Waffen klirren ließen.
    Auf den Gärtner nahmen sie keine Rücksicht – dem konnte sowieso niemand mehr helfen.
    Gil Perris schoss als Erster.
    Er hielt mitten hinein in das Rudel, streute eiskalt das Gelände um den Toten ab. Auch Louis Mont zog durch. Die Maschinenpistolen ratterten, die Männer erwarteten, dass das Wolfsrudel im hämmernden Stakkato zusammenbrechen würde – aber nichts dergleichen geschah.
    Das Leittier löste sich aus dem Pulk und kam in langen Sätzen über den Rasen.
    Gil Perris riss ungläubig die Augen auf. Er verfeuerte die zweite Hälfte des Magazins. Er sah, dass er traf, sah die Kugeln in den zottigen grauen Leib einschlagen – doch das Ergebnis war so, als habe er lediglich mit einer Hand voll harmloser Kieselsteinchen geworfen.
    Perris’ Waffe war leer.
    Mit einem wilden Schrei schleuderte er sie dem angreifenden Tier entgegen. Der Lauf traf den Schädel der Bestie, sie wurde zurückgeworfen, und Louis Mont verfeuerte verbissen seine letzten Kugeln auf die Wölfe, die dem Leittier folgten.
    Die beiden Gangster hatten nicht die leiseste Chance zur Flucht.
    Als sie sich herumwerfen wollten, waren die Wölfe heran. Das Leittier sprang Gil Perris an und zerfetzte dem schreienden Mann mit einem einzigen Biss die Kehle. Louis Mont fiel auf die Knie, als ihn zwei der Bestien gleichzeitig ansprangen. Sie verbissen sich in seinen Arm, rissen das Fleisch von den Knochen, und der Schrei des Gangsters ging in ein schrilles, wahnsinniges Heulen über, das noch grässlicher klang als das Fauchen der entfesselten Bestien.
    Starr vor Entsetzen sah Albert Brasseur zu, wie seine Leibwächter von den Wölfen zerfleischt wurden.
    Zwei Sekunden lang vermochte der Gangsterboss sich nicht zu rühren. Dann erstarb Louis Monts Heulen, erlöste der Tod das Opfer und der Bann zerbrach, der Brasseur an seinem Platz gehalten hatte.
    Er warf sich herum.
    Nackte Todesangst peitschte ihn vorwärts.
    Stolpernd und taumelnd rannte er über die Schwelle, schlug die Terrassentür hinter sich zu, dass das Glas klirrte, und hetzte weiter.
    Sein Fuß verhakte sich hinter dem kostbaren Orientteppich. Mit einem Schrei stürzte der Gangsterboss auf Hände und Knie und rappelte sich verzweifelt wieder hoch. Quer durch die luxuriöse Wohnhalle rannte er in sein Arbeitszimmer, fiel mit dem Oberkörper über den Schreibtisch und griff nach dem Telefon.
    Er keuchte, war von Kopf bis Fuß in Schweiß gebadet. Seine Augen quollen vor, die kurzen, dicken Finger zitterten – und während er den Notruf herunterkurbelte, hörte er die Türscheibe unter dem Anprall eines schweren Körpers zerklirren…
    ***
    Serge Didier war etwa fünfunddreißig Jahre alt und sah aus wie das Urbild des französischen Charmeurs. Schwarzes Haar fiel ihm in das schmale, gebräunte Gesicht, ein flottes Bärtchen zierte seine Oberlippe. Er war ein mediterraner Typ, und in seinen dunklen Augen lag der lebhafte, vitale Glanz des Südfranzosen.
    Jetzt allerdings waren diese Augen schmal und hart. Kommissar Didier starrte auf die Überreste des Leichnams, der gerade von einem unglaublich dicken Polizeiarzt untersucht wurde. Die asthmatischen Atemzüge des schwergewichtigen Beamten waren das einzige Geräusch außer dem Brausen des fernen Verkehrslärms. In einem Umkreis von hundert Meter hatten uniformierte Flics das Gelände abgeriegelt und zwischen den

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