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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Menschenmauern, die sich hinter den Absperrungen drängten, lagen die Tuilerien wie ausgestorben in der Sonne.
    Die Augenzeugen des grässlichen Schauspiels hatten sich um den Kastenwagen der Mordkommission versammelt, der in einiger Entfernung im Schatten parkte. Auch Nicole war darunter. Einzig Professor Zamorra stand direkt am Ort des schrecklichen Geschehens.
    Er hatte auf die angreifenden Tiere geschossen, er war in nächster Nähe gewesen – und außerdem besaß Kommissar Didier eine Menschenkenntnis, die ihn in dem hoch gewachsenen athletischen Wissenschaftler mit den angegrauten Schläfen und den klugen grauen Augen auf Anhieb den wichtigsten Zeugen wittern ließ.
    Mit einem schweren Schnaufen hob der Polizeiarzt den Kopf. Seine kleinen wasserhellen Augen blinzelten in die Sonne.
    »Kein Zweifel«, stellte er fest. »Eine Meute Hunde hat den armen Jungen zerrissen.«
    »Wölfe«, verbesserte Zamorra ruhig.
    Der Arzt kniff die Lider zusammen, was zur Folge hatte, dass seine Augen fast zwischen Fettwülsten verschwanden. Serge Didier drehte mit einem Ruck den Kopf.
    »Wie bitte?«, fragte er scharf.
    »Wölfe«, wiederholte Zamorra. »Es war ein Wolfsrudel, das den Mann zerrissen hat. Sie dürfen mir glauben, dass ich Haustiere von raubgierigen Bestien zu unterscheiden weiß, Commissaire.«
    Didier sog tief den Atem ein und ließ ihn wieder entweichen. Es sprach für einen scharfen, vorurteilsfreien Verstand, dass er den Gedanken nicht sofort ins Reich der Fabel verwies. Er blickte den Toten an, den Polizeiarzt und dann den Professor.
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte er leise.
    Zamorra hob die Schultern. »Es ist leider wahr. Ebenso wahr wie einige andere Umstände, die ich Ihnen vielleicht besser unter vier Augen erläutere.«
    Didier zögerte. Sein schmales Gesicht war blass unter der Sonnenbräune.
    »Einer der Augenzeugen ist zufällig Zoologe«, sagte er gedehnt.
    »Er hat ebenfalls behauptet, es habe sich um Wölfe gehandelt.«
    »Eben, Commissaire. Können wir irgendwo allein sprechen?«
    »In meinem Wagen. Er steht da drüben. Kommen Sie!«
    Zamorra folgte ihm. Didier glitt ans Steuer, der Professor setzte sich auf den Beifahrersitz. Er nahm die schwarze Gitane, die Didier ihm anbot, und inhalierte tief.
    »Es waren Wölfe«, wiederholte er. »Aber es waren keine normalen Wölfe – keine Tiere, die beispielsweise aus einem Zoo ausgebrochen sind oder sich auf andere Weise hierher verirrt haben könnten. Es waren übersinnliche Wesen.«
    »Aber…«
    »Lassen Sie mich aussprechen, Commissaire. Ich habe auf die Tiere geschossen. Wenn Sie Wert darauf legen, kann ich Ihnen jederzeit auf dem Schießstand beweisen, dass ich davon etwas verstehe. Ich bin hundertprozentig sicher, zumindest drei der Tiere in den Kopf getroffen zu haben. Sie hätten tot sein müssen, aber sie waren es nicht. Sie jagten weiter, als sei nichts geschehen.«
    Serge Didier presste die Lippen zusammen.
    »Das gibt es doch nicht«, sagte er leise.
    Aber seine Stimme klang so, als spreche er zu sich selbst, als versuche er lediglich, sich gegen eine unbequeme Wahrheit zu wehren – und Zamorra spürte, dass er hier einen potentiellen Verbündeten im Kampf gegen die dunklen Mächte vor sich hatte.
    Didier wollte noch etwas sagen – doch im gleichen Moment flackerte das rote Lämpchen des Funkgeräts auf.
    Der Kommissar griff zur Sprechmuschel.
    Eine leicht verzerrte Stimme sprudelte Informationen in einem schnellen südfranzösischen Dialekt heraus. Aber Zamorra verstand genug, um sich kerzengerade aufzurichten.
    Didier warf den Kopf herum.
    Zwei Sekunden schien er zu zögern, den Wissenschaftler ins Vertrauen zu ziehen, den er erst vor wenigen Minuten kennen gelernt hatte, dann atmete er tief durch.
    »Auf dem Grundstück von Albert Brasseur wütet ein Wolfsrudel«, stieß er hervor. »Brasseur hat telefonisch um Hilfe gerufen. Er ist einer der gefährlichsten Gangsterbosse von Paris, und er scheint ebenfalls in der Lage zu sein, Wölfe und Haushunde auseinander zu halten.«
    Zamorra runzelte die Stirn.
    Er überlegte blitzschnell. Didier würde jetzt seine Leute zu Brasseurs Adresse jagen, das war klar. Aber ebenso klar war es, dass die Beamten nichts ausrichten konnten, dass sie allenfalls ihr eigenes Leben riskieren würden. Der Professor grub die Zähne in die Unterlippe und wandte den Kopf.
    »Fahren Sie mich in mein Hotel, Commissaire«, bat er. »Ich verfü- ge über ein paar Waffen, die möglicherweise wirken. Und sorgen

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