0024 - Der unheimliche Mönch
hatte seine Angestellten im Griff. Drei Girls arbeiteten hinter der Bar. Drei Kolleginnen und zwei Kellner bedienten. Dazu kam noch der Discjockey.
Der Betrieb florierte.
Dabei war der Schuppen einfach eingerichtet. Eine alte Scheune war durch mehrere Holzbalken in zahlreiche Nischen unterteilt worden. Im Dachgebälk der Discothek waren Scheinwerfer installiert, die ihre zuckenden Lichtstrahlen wie Pfeile auf die Tanzfläche schossen und die herumhüpfenden Pärchen mit farbigen Blitzen Übergossen.
Mit einfachen Effekten hatte Ned Parker viel erreicht.
Er war normalerweise ein umgänglicher Mensch, doch an diesem Abend hatte ihn die Nervosität aggressiv werden lassen.
Er erwartete Besuch.
Keine Freunde oder irgendwelche Verwandten, nein, Leute aus der Filmbranche. Ein Regisseur namens Jeff Roberts hatte sich angesagt. Er wollte einen Film drehen und in den nächsten Tagen mit den Probeaufnahmen beginnen. Roberts hatte der Discothek einmal einen kurzen Besuch abgestattet, war von dem Schuppen und der Umgebung begeistert und hatte Parker mit seiner Euphorie angesteckt.
Was für einen Film Roberts drehen wollte, war Parker unbekannt. Das sollte er am heutigen Abend erfahren.
Am besten eignet sich ein Gruselfilm, dachte Parker. Dabei erinnerte er sich an die alte, mitten im Wald liegende Abtei. Woodlawn Abbey war ein Flecken Erde, der als verflucht galt. Das sagten wenigstens die Einheimischen. Viele trauten sich nicht einmal in die Nähe des Gemäuers, aber ein aufgeklärter Mann wie Parker hatte dafür nur ein müdes Grinsen übrig.
Aberglaube…
Seine Blicke wanderten durch das Lokal. Der Discjockey war in seinem Element. Er heizte die Stimmung mit losen Reden an. Er hatte ein Mundwerk, daß jede Dorfschöne sich wie ein Nachtclub-Star fühlte. Vor etwa zwei Wochen hatte er eine dralle Achtzehnjährige überredet, einen Solotanz auf das Parkett zu legen. Die Kleine war so in Form, daß sie fast ihre Kleidung weggeschleudert hätte. Parker konnte dies im letzten Moment verhindern.
Dann betraten die beiden Männer den Schuppen.
Parker sah sie sofort, da er die Tür im Auge behielt. Er verließ seinen Platz am Tresen, drängte sich über die Tanzfläche und winkte den Männern zu.
Auf dem Gesicht des Regisseurs erschien ein Lächeln. »Ah, da sind Sie ja, Ned. Irre, dieser Betrieb.« Er machte eine weitausholende Handbewegung. »Darf ich Ihnen meinen Assistenten Melvin Waynright vorstellen?« Er deutete auf einen schmalbrüstigen jungen Mann mit langen braunen Haaren und einer dicken Hornbrille vor den Augen. Waynright trug einen Pullover und Röhrenjeans.
Er nickte fahrig.
»Am besten, wir gehen in mein Büro«, schlug Parker vor, »dort ist es ruhiger.«
Der Regisseur hieb ihm auf die Schulter. »Okay, Ned. Sie sind hier der Boß.«
***
Immer weiter rutschte der schwere Deckel, erreichte die Kante, kippte und fiel.
Mit einem berstenden Knall prallte er zu Boden und platzte auseinander. Das schwere Gestein zersprang in tausend Stücke, bildete ein Scherbenmeer auf dem Grund der unheimlichen Gruft.
Minutenlang war es still. Langsam sank der aufgewirbelte Staub zu Boden. Kein Sauerstoff gelangte in dieses finstere Verlies. Die Luft roch nach Moder und Grab. Das Grauen lag über dem Raum.
Ein schauriges Ächzen drang aus dem Sarkophag. Etwas kratzte über die Innenwand. Harte, lange Nägel, die im Laufe der Jahrhunderte zu spitzen Dolchen gewachsen waren.
Ein rötliches Leuchten entstand im Innern des Sarkophags. Zuerst nur schwach, dann wurde es immer stärker. Wie eine zweite Haut umgab es die schreckliche Gestalt, die sich ruckartig in dem Sarg aufrichtete und ihn verließ.
Es war der rote Mönch!
Die Kutte reichte bis zum Boden, fiel über die Füße und war am Hals hochgeschlossen. Die Kapuze hatte sich der Unheimliche über den Kopf gestülpt. Von seinem Gesicht war kaum etwas zu erkennen. Es war ein zerfließender Schatten, der jedoch von Sekunde zu Sekunde deutlichere Konturen annahm und zu einer mumifizierten Höllenfratze wurde, in der die Augen rötlich schillerten.
Grünschwarze Hände ragten aus den weiten Ärmelausschnitten. Der Mönch verschränkte die Arme auf der Brust und schob die Krallenhände in die Ärmel.
Jemand wollte seine Ruhe stören. Er erfuhr es durch die Gedanken, die ihm sein Herr und Gebieter, der Schwarze Tod, mitteilte. Und er hatte ihn auch geweckt. Um die Frevler zu bestrafen. Der rote Mönch war bereit.
Langsam setzte er sich in Bewegung. Er durchschritt die
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