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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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die Stille.
    Zamorra schluckte.
    Sein Blick glitt hinüber zu der Kemenate, zum Söller, wo er eine unruhige Bewegung wahrnahm. Gestalten – Frauen in langen, wehenden Gewändern, mit Schappel und Kinnband. Winkten sie ihm?
    Wollten sie ihn in ihre geheimnisvolle Welt locken, in diese geisterhafte, faszinierende Vision, die…
    Vision?
    War es denn eine Vision? Oder hatte die magische Kraft des Amuletts auf irgendeine Weise die Zeitgrenzen verschoben, die Dimensionen aufgehoben – auch die vierte Dimension, die der Zeit? War es Wirklichkeit?
    Zamorra straffte sich.
    Noch einmal sah er sich um, gründlicher diesmal. Er stand auf dem Burghof, jenseits des Torhauses. Dicht hinter ihm wuchs die Mauer empor, überglänzt vom Mondlicht. Langsam, als könne jede unbedachte Bewegung den Zauber zerstören, machte der Professor einen Schritt darauf zu, streckte die Hand aus – und zuckte zusammen, als seine Finger den kühlen Stein berührten.
    Wirklichkeit… Sichtbar und fassbar!
    Wirklichkeit aus der Tiefe der Jahrhunderte, heraufbeschworen für einen kurzen Augenblick – und bestimmt dazu, als Tor in eine andere Welt zu dienen. Zamorras Hände glitten über den Stein, spürten den Widerstand. Seine Füße berührten das unversehrte Pflaster des Hofes – und er stellte fest, dass es jedenfalls wirklich genug war, um sein Gewicht zu tragen.
    Langsam, mit hämmerndem Herzen, ging er über den Hof auf das Haupthaus zu.
    Erst jetzt drangen wieder die Stimmen und die leise Musik in sein Bewusstsein. Das große Gebäude – Palas oder Dürnitz, wie ihm einfiel – war erfüllt von geisterhaftem Leben. Einen Moment blieb der Professor vor der schweren, verwitterten Tür stehen – dann nahm er intuitiv einen eisernen Löwenkopf aus seiner Halterung und pochte damit gegen das Holz.
    Er hörte keine Schritte.
    Die Musik verstummte nicht, die Stimmen raunten weiter – aber kaum dass die drei dumpfen Schläge verhallt waren, schwang bereits mit einem knarrenden Geräusch die Tür auf.
    Zamorra blieb stehen.
    Seine Augen weiteten sich. Unwillkürlich grub er die Zähne in die Unterlippe, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte. Er spürte den Schmerz, er schmeckte eine Spur von Blut – und brauchte dennoch Minuten, um das Bild zu verarbeiten, das sich ihm bot.
    In der Halle dieses Geisterschlosses wurde ein Fest gefeiert.
    Fiedler spielten auf, Harfen zitterten. An langen Tischen saßen Gestalten in ritterlicher Tracht, langwallenden Suckenien und Tasselmänteln. Gelächter klang auf, schwere Zinnbecher wurden erhoben und geleert, mit diensteifriger Lautlosigkeit bewegten sich die Mundschenke. Ein purpurroter Baldachin überspannte das obere Ende der Tafel. Ein Mann in langem blauem Gewand lehnte in dem reich geschnitzten Holzstuhl. Er sprach zu seinem Nachbarn, dunkles, gelocktes Haar fiel ihm in die Stirn – und Zamorra erkannte die edlen, männlichen Züge von Alban de Bayard.
    Er wollte zu ihm treten – doch der Burgherr schien ihn nicht zu sehen.
    Alban sprach weiter, leise und lächelnd in einem altertümlichen Französisch, das sich wesentlich unterschied von der Sprache, in der er Zamorra angeredet hatte. Der Professor verstand nur Wortfetzen – unverbindliches Geplauder über Turniere, Pferde, das Glück bei der Jagd. Gelächter perlte auf, wurde leiser, um die Musik der Fiedler nicht zu sehr zu stören. Zamorra spürte Albans Blick – doch es war ein Blick, der durch ihn hindurchging, sich auf irgendetwas richtete, das hinter ihm lag. Auch die anderen sahen von Zeit zu Zeit in seine Richtung. Einmal stand einer der Ritter auf und ging so dicht an dem Gast aus einer anderen Zeit vorbei, dass er ihn fast streifte. Aber niemand schien Zamorra wahrzunehmen, ihre Augen glitten über ihn hinweg, als ob er gar nicht da sei – und allmählich begann er zu begreifen, dass er für diese Menschen tatsächlich nicht da war.
    Er befand sich in einer anderen Welt, einer anderen Zeit. Dies alles war bereits geschehen – vor Hunderten von Jahren. Er konnte nicht eingreifen, konnte die Ereignisse nicht beeinflussen – er konnte diesen Raum nur als unsichtbarer Besucher durchschreiten.
    Sein Blick erfasste die Spiegel an den Wänden.
    Gewölbte Spiegel – damals, im 13. Jahrhundert, hatte man sie nur aus großen geblasenen Glaskugeln herausschneiden können. Zamorra trat auf den ersten dieser Spiegel zu – doch er sah nur eine glatte, silbrig schimmernde Fläche.
    Beim zweiten ging es ihm genauso, beim dritten

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