0025 - Der Satansdiener
überrascht.
Nicoles Hand zuckte hoch, sauste durch die Luft, landete hart und präzise am Hals des Mannes. Er stieß einen gurgelnden Schrei aus und brach in die Knie. Nicole wich dem stürzenden Körper aus, sprang über ihn hinweg und glitt durch den Türspalt, um an ihre Handtasche und damit an die Pistole zu kommen.
Nach drei Schritten prallte sie zurück.
Ihre Handtasche lag auf dem Sofa – und daneben saß ein Mann in schwarzer Lederkleidung.
Ein zweiter kauerte auf der Sessellehne. Der dritte stand am Fenster, Nummer vier und fünf hatten sich zu beiden Seiten der Tür aufgebaut. Alle musterten die junge Frau mit dem gleichen leeren, ausdruckslosen Blick, alle hatten die gleichen starren Gesichter – und alle hatten, wie Nicole erst jetzt auffiel, eine merkwürdige, rötliche Narbe auf der Stirn.
Der Kerl auf der Sessellehne reagierte als Erster.
Ruckartig sprang er auf den Teppich. Mit zwei Schritten erreichte er Nicole. Sie stand wie gelähmt, ihre Augen hatten sich verdunkelt, ihr Herz hämmerte – und erst als der Bursche seine Hand nach ihr ausstreckte, kam sie zur Besinnung.
Sie duckte sich.
Blitzschnell tauchte sie unter dem Arm des Angreifers hinweg, landete neben ihm und knallte ihm die Handkante in die Seite. Er krümmte sich stöhnend. Nicole wirbelte herum, Wassertropfen und Schaumflöckchen flogen. Gleich zwei von den Ledermännern tauchten gleichzeitig vor ihr auf – und diesmal konnte sie nicht mehr ausweichen.
Die Kerle packten zu.
Sie gingen nicht gerade sanft vor, und Nicole fauchte vor Wut. Geschmeidig ließ sie sich fallen – und schaffte es. Ihr Körper war noch nass, die brutalen Fäuste glitten ab, die Kerle konnten ihr Opfer nicht festhalten. Geschickt wie eine Katze rollte Nicole über den Boden, kam wieder auf die Beine und wollte zur Tür.
Die beiden Ledermänner, die sich dort aufgebaut hatten, waren zu überrascht, um schnell genug zu reagieren.
Nicole besann sich auf ihr letztes Karatetraining. Sie konzentrierte sich und legte alle Kraft in einen gekonnten Mae Geri. Ihr Fußballen traf mit Wucht das Kinn des ersten Gegners, und noch während er kraftlos an der Wand nach unten rutschte, stand Nicole wieder und riss ihr Knie hoch, als der zweite Mann angriff.
Im Grunde war sie selbst überrascht, als sie sein Gebrüll hörte und begriff, dass der Weg frei war. Keuchend riss sie die Tür auf und sprang, nackt wie sie war, über die Schwelle. Die Tür krachte ins Schloss. Nicoles Blick erfasste den Nachschlüssel, der von außen steckte – und sie schaltete blitzschnell, schloss mit fliegenden Fingern ab und wandte dabei für eine Sekunde dem Flur den Rücken.
Eine Sekunde zu lange!
Hätte sie sich nicht mit dem Schlüssel aufgehalten, wäre sie vielleicht auch noch mit dem Kerl fertig geworden, der draußen lauerte.
Bis zum Lift waren es nur wenige Schritte – sie hätte eine gute Chance gehabt. So aber bemerkte der siebente Ledermann sie früher als sie ihn – und da er durch die Geräusche im Zimmer misstrauisch geworden war, reagierte er ohne Schrecksekunde.
Nicole hörte die Bewegung hinter sich.
Sie spürte die Gefahr, wollte herumwirbeln – doch sie schaffte es nicht. Eine harte Faust rammte ihren Nacken. Bunte Ballons platzten vor ihren Augen, der Schmerz schoss bis in die letzten Nervenfasern – und mit dem nächsten Atemzug versank die Welt um sie herum in gestaltloser Schwärze.
Als sie wieder zu sich kam, war sie bereits auf der Fahrt nach unten.
Sie brauchte einen Moment, ehe die Erinnerung zurückkehrte, und dann vergingen weitere Sekunden, bis ihr umnebeltes Hirn die Umgebung erfassen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen konnte.
Sie befand sich im Lastenaufzug, machte ihr ein Blick klar. Erschrocken sah sie an sich herunter – aber die unheimlichen Ledermänner hatten einen leichten Pelzmantel über ihren nackten Körper geworfen. Alle sieben drängten sich um sie, kreisten sie ein, hielten sie an den Armen und zwangen sie, aufrecht zu stehen. Nicole spürte, dass ihre Hände unter dem Mantel auf den Rücken gefesselt waren. Die Stricke schnitten tief ins Fleisch, ihr Kopf schmerzte, und sie fror, weil die Temperatur einfach zu niedrig war, um nur mit einem Pelzmantel bekleidet und mit nackten Beinen einen Ausflug zu unternehmen.
Langsam, wie ein schleichendes Gift, kroch die Angst in ihr hoch.
Sie räusperte sich.
»Wer sind Sie?«, fragte sie heiser. »Was wollen Sie überhaupt von mir? Wohin bringen Sie mich, wohin…«
Die
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