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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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ebenfalls. Erst der vierte Spiegel warf sein Bild zurück. Zamorra zögerte. Sein Herz hämmerte. Eine unbestimmte Furcht packte ihn, Furcht vor dem Unbekannten, das vor ihm lag – aber er wusste, dass er jetzt nicht mehr zurück konnte.
    Langsam hob er die Hand.
    Seine Finger wollten das glatte, mit Quecksilber überzogene Glas berühren – und fanden keinen Widerstand. Seine Rechte tauchte in den Spiegel, die Linke ebenfalls. Er machte einen Schritt nach vorn, hatte sekundenlang das Gefühl, in einem glitzernden silbernen See zu verschwinden – dann war er jenseits der Schwelle.
    Immer noch lag der Thronsaal der Adlerburg vor ihm. Das gleiche Bild, das der Spiegel vorher zurückgeworfen hatte. Nichts schien verändert. Oder doch – die Gestalten an der langen Tafel verblassten. Wie ein verwehender Hauch erstarben Musik und Stimmen, die Gäste lösten sich in Luft auf, und nur noch die hoch gewachsene Gestalt Alban de Bayards blieb zurück.
    Er erhob sich von seinem Stuhl.
    Weiß wallte der lange Kreuzfahrermantel um seine Schultern.
    Langsam trat er auf Zamorra zu und neigte den Kopf.
    »Sei gegrüßt, mein Freund«, sagte er mit seiner dunklen, volltönenden Stimme. »Ich wusste, dass du kommen würdest. Folge mir…«
    Er ging auf eine Wand zu. Altertümliche Waffen hingen dort, Speere, Lanzen, der mörderische Morgenstern. Alban de Bayard nahm zwei Schwerter in kurzen, bestickten Lederscheiden, reichte eine davon Zamorra und schlang sich die andere um die Hüften.
    Der Professor folgte seinem Beispiel.
    Er war außerdem noch mit einem Silberdolch bewaffnet und mit einem Revolver, dessen Kugeln er mit dem Amulett geweiht hatte, doch er ahnte nicht einmal, ob ihm das alles in dieser dämonischen Welt würde nützen können. Mit zusammengepressten Lippen wandte er sich ab und folgte Alban de Bayard, der auf die Tür zuging und sie mit einer raschen Bewegung öffnete.
    Zamorra trat über die Schwelle – und hielt den Atem an.
    Er befand sich nicht mehr auf dem Hügel der Adlerburg, nicht mehr in der Nähe von Paris – überhaupt nicht in irgendeiner Landschaft, die er kannte.
    Neben Alban de Bayard stand er auf einem schmalen Felsenband.
    Links und rechts von ihm türmten sich graue, steinige Berge, schienen emporzuwachsen bis in einen Himmel, der in düsterem Rot glühte. Grau und glatt und endlos dehnte sich vor seinen Augen die Wasserfläche eines fremden Meeres, klagende Vögelschreie zerbrachen die Stille, und weit, weit entfernt in der Öde schienen die Umrisse einer Insel zu schwimmen.
    »Avalon«, flüsterte Alban des Bayard. »Die Insel der Feen. Wir werden hinübersegeln…«
    ***
    Nicole Duval und Bill Fleming hatten ein Varietee am Montmartre besucht, um die Zeit totzuschlagen.
    Das Programm war ausgezeichnet, doch sie konnten sich beide nicht konzentrieren. Bill schlug einen Spaziergang im Bois de Boulogne vor, aber Nicole fühlte sich zu müde. Er brachte sie ins Hotel zurück, und vor ihrer Zimmertür verabschiedete er sich, um selbst noch einen Rundgang zu unternehmen und ein wenig frische Luft zu schnappen.
    Nicole trank einen Rum-Orange, während sie sich auskleidete.
    Aber sie fühlte sich immer noch nervös und überdreht und wusste, dass sie trotz ihrer Müdigkeit nicht würde einschlafen können. Seufzend ließ sie sich ein Bad ein und gab einen duftenden grünlichen Zusatz dazu, der angeblich entspannend wirkte. Während das Wasser in die Wanne lief, bürstete Nicole ihr Haar vor dem Spiegel. Sie war zufrieden mit dem Werk des Pariser Coiffeurs und stülpte vorsichtig eine Duschhaube über die frisch gelockte Pracht. Danach ließ sie den Bademantel von den Schultern gleiten, prüfte die Temperatur des Wassers und räkelte sich wenig später genießerisch in der angenehmen Wärme.
    Der duftende, prickelnde Schaum entfaltete tatsächlich eine gewisse entspannende Wirkung. Nicole vergaß für eine Weile die Sorge um ihren Chef und schloss die Augen. Zehn Minuten würde sie sich gönnen, beschloss sie. Danach eine kühle Dusche, eine kräftige Massage mit dem Luffahandschuh, ein bisschen Hautmilch und ein Hauch von Parfüm. Anschließend würde sie herrlich schlafen, das wusste sie aus Erfahrung. Sie richtete sich ein Stück auf, um die verrutschte Duschhaube zurechtzuzupfen – und bei dieser Gelegenheit spürte sie den kühlen Lufthauch in ihrem Rücken.
    Sie öffnete die Augen.
    Die Tür befand sich hinter ihr – aber sie wusste mit Sicherheit, dass sie sie vorhin geschlossen hatte. Ihr

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