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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Blick heftete sich an die geflieste Wand gegenüber. Die dunkelblauen Kacheln waren erstklassig poliert. Sie spiegelten, und Nicole konnte verschwommen die halb offene Tür und die dunkle Gestalt erkennen, die sich hereinschob.
    Die junge Frau zuckte zusammen.
    Ihr Kopf flog herum. Unwillkürlich krampfte sie die Hände um den Rand der Wanne, ihre Lippen öffneten sich – doch sie unterdrückte den Schrei und musterte den Eindringling nur schweigend mit flackernden Augen.
    Er war groß und breitschultrig.
    Schwarzes Leder umhüllte seine Hünengestalt. Um den Kopf trug er eine ebenfalls schwarze Kappe ähnlich einem Motorradhelm, sein Blick haftete starr an der Frau in der Wanne, und sein kantiges, bleiches Gesicht zeigte nicht die geringste Gefühlsregung.
    Nicole schluckte hart.
    Sie neigte nicht zu hysterischen Ausbrüchen. Erst recht nicht, seit sie mit Zamorra nach Château Montage, dem Schloss seiner Ahnen, gekommen war. Diverse Abenteuer hatten die junge Frau gelehrt, dass schnelles, zielbewusstes Handeln und eiserne Nerven in kritischen Situationen mehr Sinn hatten als großes Geschrei. Sie richtete sich auch jetzt danach, denn nach Hexenmeistern, Dämonen und Vampiren konnte ein simpler Mann in schwarzer Lederkluft sie nur noch mäßig erschrecken.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie scharf. »Was wollen Sie von mir? Was fällt Ihnen überhaupt ein, ins Badezimmer einer Dame…«
    »Mitkommen«, befahl der Kerl in Leder.
    Nicole musterte ihn aus schmalen Augen. Seine Stimme klang tonlos, der Blick wirkte eigentümlich stumpf und leer. Irgendeine Droge? Hypnose vielleicht? Nicole wusste es nicht, aber im Moment war ihr das auch völlig gleichgültig.
    »Wohin mitkommen?«, fragte sie mit einer angesichts der Situation erstaunlichen Gelassenheit.
    Der Mann antwortete mechanisch: »Ins Schwarze Haus! Der Meister will dich sehen…«
    Nicole presste die Lippen zusammen. Schwarzes Haus… der Meister – das klang gefährlich, klang mal wieder ganz nach der Sorte Abenteuer, wie sie der Sekretärin eines Professor Zamorra zustoßen konnten. Die junge Frau spürte, wie ihr Herz gegen die Rippen hämmerte, wie Angst in ihr hochschoss, doch sie riss sich zusammen.
    Ihre Chance lag im Überraschungseffekt, überlegte sie.
    Sie musste den Burschen verwirren, ihn irgendwie aus dem Konzept bringen, und dann…
    Nichts leichter als das! Glaubte sie jedenfalls…
    Mit der rechten Hand zog sie die Duschhaube von dem gelungenen Haarkunstwerk, mit der Linken stützte sie sich auf den Rand der Wanne, und während ein träumerisch lockendes Lächeln auf ihren Lippen erschien, entstieg sie dem Wasser wie die schaumgeborene Venus persönlich.
    Der Kerl im Lederanzug blieb unbeeindruckt.
    Sein Blick fraß sich an Nicoles nacktem Körper fest – aber die Augen waren genauso starr und leer und ausdruckslos wie vorher.
    Nicht einmal einen Anflug von Verwirrung oder Begierde spiegelten seine Züge wider. Nicole war ratlos – und unlogischerweise gleichzeitig ärgerlich, nicht etwa, weil ihr Plan nicht glückte, sondern weil sich dieser unverschämte Kerl erdreistete, auf ihre gekonnt zur Schau gestellten Reize wie ein Eisblock zu reagieren.
    Nicoles Augen versprühten ein Feuerwerk, als sie endgültig aus der Wanne stieg. Wassertropfen rannen über ihre samtene, leicht gebräunte Haut, weiße Schaumflöckchen saßen auf ihren Schultern, ihren Armen und den Spitzen der kleinen, festen Brüste. Jedem normalen Mann hätte der Anblick ihrer langbeinigen, gertenschlanken, genau an den richtigen Stellen gerundeten Figur glatt den Atem verschlagen – aber der Bursche in dem schwarzen Lederanzug war kein normaler Mann.
    »Anziehen!«, befahl er.
    Was Nicole Duval selbst in dieser prekären Situation noch als persönliche Beleidigung auffasste.
    Ihre Augen funkelten wie Eis. Empört vibrierten die Flügel der kleinen, energischen Nase. Als sie auf den Eindringling zuging, mit federnden, geschmeidigen Schritten, stand auf ihrer Stirn eine winzige Falte in Form eines V, und wenn der Bursche Nicole gekannt hätte, wäre ihm das eine Warnung gewesen.
    Sie hatte sich als Zamorras Mitarbeiterin nicht nur strapazierfähige Nerven zugelegt, sondern auch Schießkenntnisse und Karatetechnik.
    Dicht vor ihrem Gegner blieb sie stehen und funkelte ihn an. Ein Pokerface machte sie gerade nicht – ihre Absichten waren ihr deutlich vom Gesicht abzulesen. Aber der Fremde hatte offenbar die Fähigkeit eingebüßt, in Gesichtern zu lesen.
    Er wurde vollkommen

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