0025 - Der Satansdiener
nahmen Gestalt an, jagten pfeilschnell im Wind dahin. Wilde Gesichter mit flatterndem Haar schwebten näher. Schon berührten sie das Boot, umtanzten das Segel, und die Luft war erfüllt vom unheimlichen Zischen und Raunen der Geisterstimmen.
Der Kreuzritter lächelte.
»Windsbräute«, sagte er beruhigend. »Niedere Geister. Sie können uns nichts anhaben…«
Zamorra presste die Lippen zusammen.
Das Heulen und Brausen wurde ohrenbetäubend, als er das Schwert zog und langsam mit dem Amulett über beide Seiten der Schneide strich. Mit der Waffe seines Begleiters tat er das gleiche.
Lichtfunken sprühten, die breiten Klingen erstrahlten von innen her in klarem, lebendigem Silberglanz. Schweigend schoben die Männer sie wieder in die Scheiden – und noch als Zamorra seine Hand von dem Griff löste, glaubte er die rätselhafte Kraft zu spüren, die jetzt von der Waffe ausging.
Er streifte die Kette des Amuletts wieder über den Kopf.
Kühl und seltsam lebendig lag der Talisman auf seiner Brust. Die Stimmen der Windgeister verstummten. Wie eine wilde Jagd brausten sie davon, und nur noch die unheimlichen schwarzen Wolken zogen über den roten Himmel.
Die Insel war jetzt ganz nah.
Sonnenglanz vergoldete den wabernden Nebel. Für einen Moment wurde er dicht wie Watte – und dann, von einer Sekunde zur anderen, glitt das Boot aus der Wand des Dunstes heraus, und vor den Augen der beiden Männer lag ein Bild von paradiesischer Schönheit.
Palmen säumten einen langen, sanft geschwungenen Strand.
Im Dunkel des Waldes dahinter leuchteten fremdartige Blumen in allen Farben des Regenbogens. Klippen erhoben sich, schimmernd wie weißer Marmor, und über allem lag eine Art melodischen Singens, das so leise war, dass man es nur mit äußerster Konzentration wahrnahm.
Die Insel der Feen, klang es in Zamorra nach.
War das wirklich Avalon? Die versunkene Insel? Die sagenhafte Heimat Merlins, des Zauberers?
Der Kiel knirschte über Sand.
Eine neue Welle hob das Boot ein Stück weiter empor, sanft setzte es auf. Nach einem Augenblick des Schweigens sprangen die beiden Männer ins seichte Wasser, und Alban de Bayards Hände zogen das Boot auf den Strand, fast ohne es zu berühren.
Zamorra sah sich um.
Er dachte an das, was sein Begleiter über die Gefahren dieser Reise gesagt hatte. Er wollte eine Frage stellen – aber schon im nächsten Atemzug kamen ihm die Ereignisse zuvor.
Es war, als zerbreche der zauberhafte Friede des Bildes wie ein trügerischer Spiegel.
Das Wasser brach auf.
Rauschend und zuckend wuchs etwas aus der Tiefe hervor. Etwas, das schwarz und schlangengleich durch die Luft zischte, den Strand peitschte, näher kam – und das Zamorras entsetzte Augen Sekunden später als den Fangarm eines gigantischen Kraken erkannte.
Die Ungeheuer, von denen Alban gesprochen hatte!
Monster der Tiefe, die die Insel bewachten und…
Ein zweiter Fangarm tauchte auf, ein dritter. Riesige Saugnäpfe schillerten, eine dunkle Flüssigkeit tropfte auf den weißen Sand wie Blut. Zamorra biss die Zähne zusammen, wich zurück und konnte gerade noch das Schwert aus der Scheide zerren, bevor einer der mörderischen Arme auf ihn herabzuckte.
Der Professor warf sich zur Seite – doch der Krake war schneller.
Kalt und schleimig spürte Zamorra die Berührung an seiner linken Hand. Verzweifelt riss er das Schwert hoch, schlug zu und taumelte zurück, als die abgeschlagene Spitze des Fangarms wie eine schwarze Schlange im Sand zuckte.
Ein mächtiges Rauschen hing in der Luft.
Das Wasser teilte sich, wie ein Berg schien der Kopf des Kraken emporzuwachsen. Rote, gallertartige Augen glühten – und erneut hob sich einer der Fangarme hoch in die Luft.
Zamorra wollte sein Hemd aufreißen, wollte die volle Kraft des Amuletts einsetzen – aber er kam nicht dazu.
Blitzschnell sauste der Arm herab.
Dicht neben Zamorra peitschte er den Boden, wirbelte yardhoch den Sand auf, und noch ehe der Professor erneut mit dem Schwert zuschlagen konnte, zog sich das ekelhafte schwarze Ding neben ihm wie eine Feder zusammen.
Es war, als werde er von einem stürzenden Baumstamm getroffen.
Hilflos wirbelte er durch die Luft, Sand drang ihm in Mund und Augen, als er über den Boden rollte. Der Krake schien ihn wie ein lästiges Insekt hinwegfegen zu wollen. Zamorra ließ das Schwert los, um sich nicht selbst zu durchbohren. Erneut traf ihn ein mörderischer Hieb, wirbelte ihn weiter, und wie ein Stoffbündel landete er dicht am Saum des
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