Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
Wassers.
    Der Schatten des Riesenkraken fiel über ihn.
    Wie ein Wall umschloss ihn der gewaltige Fangarm. Es gab kein Entkommen. Immer dichter rückten die schwarzen Fleischmassen um ihn zusammen, und die Spitze eines zweiten Fangarms züngelte von der Seite her auf ihn zu wie eine Schlange.
    Zamorra kam auf die Knie.
    Sein Kopf dröhnte, seine Augen brannten – aber er sah die grässlichen Saugnäpfe wie durch eine Lupe. Sie näherten sich langsam, zuckend und tastend, als wollten sie mit dem sicheren Opfer spielen.
    Zamorra taumelte hoch. Mit letzter Kraft riss er sein Hemd auf, und er spürte das kalte Feuer des aufstrahlenden Amuletts bis in die letzten Fasern seiner Nerven.
    Die Spitze des Fangarms zuckte davon, als sei sie versengt worden.
    Die Strahlkraft des Amuletts nahm zu, ließ Zamorras ganzen Körper erzittern. Er taumelte vorwärts. Langsam, wie unter einem Zwang, wichen die schwarzen Wälle vor ihm – und zwei Herzschläge später war der Blick auf den Strand frei.
    Der Krake zog sich zurück.
    Aber einer seiner Fangarme hatte sich um den Körper Alban de Bayards geschlungen – und der Kreuzritter wurde unaufhaltsam über den Strand gezerrt, dem Meer entgegen.
    Zamorras Kopf flog herum.
    Sein Blick erfasste das Schwert. Mit drei langen Schritten erreichte er die Waffe und schlug die Hand um den Griff. Taumelnd rannte er durch den tiefen Sand, in einem verzweifelten Wettlauf. Seine Füße schienen kaum noch den Boden zu berühren, und es war, als beflügele die Kraft des Amuletts selbst noch seine Schritte und lasse ihn schneller sein als das drohende Verhängnis.
    Mit einem letzten, verzweifelten Sprung erreichte er Alban de Bayard und schlug die Linke in den weiten, wallenden Kreuzfahrermantel.
    Seine Rechte flog hoch, sauste wieder herab. Mit einem einzigen Hieb durchtrennte das Schwert die widerliche schwarze Masse.
    Wasser rauschte auf, sekundenlang verdunkelte der Riesenkörper des Kraken den Himmel, und mit einem lang gezogenen, klagenden Seufzen versank das Ungeheuer wieder in der unauslotbaren Tiefe.
    Der abgeschlagene Fangarm löste sich wie ein Stück Holz vom Körper des Kreuzritters, als Zamorra ihn mit dem Amulett berührte.
    Wie eine Schlange wand sich der schwarze Überrest durch den Sand. Das Wasser nahm ihn auf, Gischtkämme begleiteten seinen Weg, und einen Herzschlag später war der Spiegel des Meeres wieder so glatt wie vorher.
    Alban lächelte – ein geisterhaftes Lächeln.
    »Wir haben gesiegt«, sagte er leise. »Das Amulett hat gesiegt.«
    Und nach einer langen, inhaltsschweren Pause: »Für diesmal…«
    ***
    Bill Fleming ließ seinen Leihwagen ohne Licht über den Waldweg rollen.
    Es war Zufall gewesen, dass er gerade zur richtigen Zeit von seinem Rundgang zurückgekehrt war. Er hatte Nicoles Gesicht hinter der Scheibe des Impala gesehen, die sieben Männer mit den merkwürdigen Lederkappen, die in zwei Wagen aus dem Hof des Hotels kamen – und es hatte nicht den leisesten Zweifel daran gegeben, dass Zamorras Sekretärin diesen Kerlen nicht freiwillig folgte. Sie war entführt worden, so viel stand fest. Nicht zuletzt war es der derangierte Zustand ihrer Frisur, der Bill das bewies. Er hatte sofort geschaltet, einen olympiareifen Spurt hingelegt und es gerade noch geschafft, sich an den kleinen, verbeulten Fiat der Kidnapper zu hängen.
    Jetzt rollte der Wagenkonvoi einen dunklen Hügel hinauf. Zuerst der Impala, dann der Fiat – und in einigem Abstand Bill Fleming mit einem unbeleuchteten Gordini. Er war noch im nachhinein froh, bei dem Autoverleih diese flotte Renault-Version gewählt zu haben – der Himmel mochte wissen, was ihm noch bevorstand. Langsam, leicht untertourig und mit heruntergekurbelten Seitenscheiben lenkte er den Wagen um die engen Kurven, lauschte angespannt in die Nacht und konzentrierte sich darauf, sofort zu reagieren, wenn vor ihm Bremslichter aufleuchten sollten.
    Nichts dergleichen geschah.
    Vorsichtig, im Schritttempo, tastete Bill sich weiter. Seine Handflächen waren feucht. Siedendheiß durchzuckte ihn die Befürchtung, dass die Kidnapper ihn vielleicht entdeckt und mit voller Absicht hierher gelockt hatten, um ihn abzuhängen – aber schon hinter der nächsten Biegung tauchten vor ihm die metallisch glänzenden Stäbe eines hohen schmiedeeisernen Tors auf.
    Bill trat auf die Bremse.
    Prüfend sah er sich um, dann setzte er zurück und rangierte den Wagen zwischen die Büsche. Zweige knackten, ein misstönendes Knirschen verriet, dass der

Weitere Kostenlose Bücher