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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Vielleicht lasse ich dich einen Zwitter zur Welt bringen, einen Halbdämon – des großen Geronimo Morgues echten Sohn. Vielleicht…«
    Nicole war unfähig, den grauenhaften Worten noch länger zuzuhören.
    Ihre Augen brannten vor Entsetzen. Sie zitterte wie Espenlaub. In einer verzweifelten, hilflosen Geste der Verachtung spie sie dem Magier mitten in das triumphierende, verzerrte Gesicht.
    Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle Geronimo Morgue sie mit dem Schwert durchbohren.
    Nur mit Mühe beherrschte er sich.
    Ein tiefer, hasserfüllter Atemzug kam aus seiner Kehle, und mit einem blitzschnellen Schritt glitt er dicht an Nicole heran.
    »Du wirst noch auf Knien liegen«, flüsterte er. »Du wirst alles tun, was ich sage. Freiwillig wirst du mir gehören! Freiwillig!«
    Der Schlag, zu dem er ausholte, traf Nicoles Schläfe mit geballter Wucht und löschte von einer Sekunde zur anderen ihr Bewusstsein aus…
    ***
    »Cognac! Doppelt! Schnell, bitte…«
    Der Barkeeper warf Alain Valonne einen prüfenden Blick zu und beeilte sich, das Gewünschte zu servieren. Der Kriminalbeamte kippte den Cognac hinunter. Schweiß stand auf seiner Stirn. Sein Kopf schmerzte, er hatte eine Platzwunde im Nacken, ihm war klar, dass irgendetwas passiert war – aber er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. In seinem Gedächtnis klaffte eine Lücke. Er wusste, dass er zu seiner Dienststelle fahren und sich mit seinen Kollegen in Verbindung setzen musste, um Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Er hatte das auch fest vor. Aber jedes Mal, wenn seine Gedanken gerade den Entschluss formten, sank ein Vorhang über sein Gehirn, die Umgebung verschwamm, und er kam vollkommen verwirrt an einem anderen Ort wieder zu sich.
    Der Cognac belebte ihn. Nach dem zweiten Glas fühlte er sich etwas besser. Er zahlte, verließ die schmutzige Bar am Place Pigalle und versuchte, draußen in der klaren, kühlen Nachtluft vernünftig zu überlegen.
    Er hatte etwas Wichtiges vergessen, das spürte er genau.
    Er musste etwas tun, er musste… Zu seiner Dienststelle gehen?
    Nein, das war es nicht.
    Er wischte sich über die Stirn, als könne er mit dieser Geste jeden Gedanken an seinen Beruf verscheuchen. Es war etwas anderes! Etwas Wichtiges, das er vergessen hatte und das er jetzt dringend erledigen musste. Er spürte es mit jeder Faser seiner Nerven, spürte es wie einen quälenden, unentrinnbaren Zwang.
    Aber was? Was?
    Erneut brach ihm der Schweiß aus. Schwindel ergriff ihn. Was, um Himmels willen, war es denn gewesen, das er tun musste und das ihm einfach nicht einfallen wollte? Eine Verabredung? Irgendein dienstlicher Befehl, den er…
    Befehl, dröhnte es in seinem Kopf. Befehl…
    Tief in ihm fand das Wort Widerhall. Er blieb stehen. Ja, das war es! Dieser Befehl, den er ausführen musste. Alain Valonne schloss die Lider, und vor ihm erschien wie in einer Vision das hagere, dämonische Gesicht mit den gelben Augen.
    »Du wirst töten, Alain Valonne!«, dröhnte es in seinen Ohren. »Die Schwachen und Hilflosen! Kinder wirst du töten, Alain Valonne! Kinder!«
    »Kinder«, wiederholte er leise und flüsternd. »Kinder…«
    Es war wie eine Erlösung. Die quälende Unruhe fiel von ihm ab, sein Herzschlag beruhigte sich, Kraft strömte zurück in seinen Körper. Mit einem tiefen Atemzug ließ er die Schultern sinken, und als er weiterging, arbeiteten seine Gedanken klar und kalt.
    Er wusste, was er zu tun hatte. Er würde ein Kind umbringen.
    Jetzt! Sofort…
    Und während er weiterging, rasch ausschritt im Gefühl dieser neuen, nie gekannten Kraft, kam ihm auch schon der richtige Gedanke.
    Es gab ein Kinderheim in der Nähe seiner Wohnung.
    Er kannte das Gelände. Es würde leicht sein, unbemerkt dort einzusteigen und sich in einen der Schlafsäle zu schleichen. Er würde sich irgendeinen von den Kleinsten greifen, würde ihn betäuben, ihn mitschleppen, und dann…
    Seine Augen glänzten wie im Fieber. Noch schneller, raumgreifender wurden seine Schritte. Und als er wenig später in seinen Wagen stieg und den Motor anließ, hatten sich seine Züge zu einer teuflischen Fratze verzerrt…
    ***
    Um drei Uhr morgens erreichte Zamorra das Hotel.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr er hinauf und klopfte sofort an Bill Flemings Zimmertür. Sein Freund öffnete. Er war vollständig angekleidet, seine Züge wirkten bleich und kantig und seine Bewegungen fahrig.
    Zamorra schloss die Tür hinter sich. »Was ist passiert?«, fragte er knapp.
    Bill

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