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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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schluckte. Seine Stimme klang heiser. »Passiert? Wieso?«
    »Nicole! Was ist mit ihr?«
    »Sie – schläft, denke ich. Aber erzähle! Wo hast du gesteckt, wo…«
    Zamorras Brauen zogen sich zusammen. Er lauschte in sich hinein.
    Immer noch hing das silberne Amulett um seinen Hals. Es strahlte, lebte, und er spürte die Unruhe bis in die Fingerspitzen.
    Irgendetwas ist mit Bill, dachte er. Irgendetwas…
    »Nicole schläft nicht«, sagte er hart. »Sie ist entführt worden, und zwar von einem Mann – oder vielmehr einem Dämon – namens Geronimo Morgue. Wieso bist du angezogen, wenn du nichts davon weißt, Bill?«
    »Angezogen?«
    Er sah an sich herunter. Verwirrt rieb er sich mit dem Handrücken über die Stirn – und bei dieser Gelegenheit bemerkte Zamorra die feine rote Linie.
    »Was ist das?«, fragte er scharf.
    Bills Kopf ruckte hoch. »Was denn?«
    »Der Kratzer an deiner Stirn. Eine Schnittwunde?«
    »Eine… Ach so, das! Ich … ich habe mich geschnitten.« Bill stammelte, seine Lippen waren bleich, aber er selbst schien gar nicht zu merken, dass seine Nerven wie überspannte Violinsaiten vibrierten.
    »Was sagst du da von Nicole? Sie soll entführt worden sein?«
    »Sehen wir nach«, schlug Zamorra vor. Er war jetzt ganz ruhig, denn er ahnte, was auf ihn zukam. Bill nickte eifrig – aber er blieb stehen und legte offenbar Wert darauf, Zamorra vorangehen zu lassen.
    Der Professor tat ihm den Gefallen.
    Er spürte ein kühles Prickeln im Rücken, als er über den Flur hastete und die Tür zu Nicoles Zimmer öffnete. Auf das Anklopfen verzichtete er, da er sicher war, seine Sekretärin nicht in dem Raum vorzufinden. Mit einem raschen Blick sah er sich um, und seine Lippen pressten sich zu einem dünnen Strich zusammen.
    Nicoles Bett wirkte unberührt.
    Aber ein paar Stühle waren umgekippt, eine Vase lag in Scherben, durch die offene Badezimmertür konnte man noch das grünlich schimmernde Wasser in der Wanne erkennen. Auch der Teppich wies nasse Flecken auf. Kein Zweifel – hier hatte es einen Kampf gegeben, und allem Anschein nach war Nicole Duval von ihren Entführern beim Baden überrascht worden.
    Zamorra biss sich auf die Lippen.
    Für ein paar Sekunden war er abgelenkt gewesen, jetzt wurde ihm wieder bewusst, dass Bill Fleming hinter ihm stand. Bill Fleming, mit dem irgendetwas nicht stimmte. Der Professor wandte sich um – und blickte in die Mündung eines schussbereiten Revolvers.
    Bills Finger lag am Druckpunkt.
    Sein Gesicht war wie unter Qualen verzerrt. Rasch und stoßweise ging sein Atem, und in seinen Augen flackerten die widerstreitenden Empfindungen wie ein verzehrendes Feuer.
    »Ich werde dich töten«, flüsterten seine bebenden Lippen. »Ich werde dich töten! Verstehst du? Ich werde dich abknallen wie einen Hund, ich werde…«
    Zamorra straffte sich. »Warum?«, fragte er sachlich.
    Bill presste die Zähne aufeinander, als müsse er ein Stöhnen unterdrücken. Sein Gesicht zuckte. »Der Meister hat es befohlen!«, stieß er hervor. »Ich muss es tun, muss, muss! Ich bin sein Diener! Ich bin sein Geschöpft! Ich bin sein Sklave, ich bin…«
    Er brach ab. Wieder geisterte dieser Ausdruck der Qual über sein Gesicht. Die Hand, die den Revolver hielt, verkrampfte sich, und sein Körper krümmte sich wie unter Schmerzen.
    Zamorra sah ihm in die Augen.
    Er wusste, dass er kämpfen musste. Gegen Bill Fleming, seinen besten Freund. Oder nein – nicht gegen Bill, sondern für ihn, mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
    »Du bist Bill Fleming«, sagte er langsam und beschwörend. »Du bist Bill Fleming, und du bist niemandes Sklave! Wir sind Freunde. Du wirst nicht deinen Freund erschießen. Du kannst es nicht.«
    Bill zitterte, als werde er von Stromstößen geschüttelt.
    Er schloss die Augen. Wie ein fernes Echo kam es über seine Lippen: »Ich bin… ich bin …« Und dann ein verzweifelter Aufschrei:
    »Nein! Nein! Ich muss dich töten! Ich muss…«
    Zamorra hatte das Amulett von seinem Hals genommen.
    Als Bill die Augen wieder öffnete, fiel sein Blick auf den silbernen Talisman. Er zuckte zurück. Ein dumpfes Stöhnen kam über seine Lippen. Die Hand mit dem Revolver sank herab, er taumelte, und er wäre gestürzt, wenn die Wand ihn nicht aufgehalten hätte.
    Zamorra ließ das Amulett hin und her schwingen. »Du bist Bill Fleming«, wiederholte er. »Verstehst du mich? Du bist Bill Fleming, und du wirst niemanden umbringen, weil du frei in deinen Entschlüssen

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