0025 - Wir störten das große Geschäft
regierenden Staatsoberhaupt alle Ehre gemacht hätte.
Der 3., jener Tag, bis zu dem der »Mann im Dunkeln« Mrs. Thompson seine Frist gesetzt hatte, kam und verging, ohne daß ein besonderes Ereignis eingetreten wäre. Am späten Abend kam die erste Liste aus Boston über Leute, die vor fünfzehn Jahren mit Antony Law im Gefängnis gesessen hatten und deren Verbleib bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte.
Phil und ich blieben bis über Mitternacht mit dieser Liste in der Kartei, trugen die Lebens- und Laufbahndaten der Vorbestraften zusammen und stellten Vergleiche an, wer von ihnen eventuell als Drahtzieher der Erpresseraffäre in Frage kam.
Kurz nach Mitternacht hörten wir auf. Wir gingen noch einmal in unser Büro zurück, um die Eingänge nachzuprüfen. Es war nichts Besonderes darunter, und ich hatte den Hut schon auf dem Kopf, als das Telefon läutete.
Es meldete sich ein Sergeant Tucker vom 18. Revier.
»Wir hatten vor zehn Minuten eine Explosion in der Loadgate Avenue«, berichtete er, »im Hause von Mrs. Thompson, und weil wir wissen, daß das Haus unter FBI-Bewachung steht, dachte ich, es sei richtig, Sie zu benachrichtigen.«
»Ja, danke, Sergeant. Wir kommen sofort.« Ich legte den Hörer auf die Gabel und packte Phils Arm. »Er macht Ernst!« rief ich und zog den Freund mit mir fort. »Es sieht so aus, als habe er Mrs. Thompson eine Bombe zugedacht.«
Mit meinem Jaguar schafften wir die paar Meilen zur Loadgate Avenue in weniger als zehn Minuten. Natürlich hatte sieh die übliche Menschenmenge angesammelt, aber eine Gruppe von uniformierten Beamten hielt die Leute so weit vom Tatort fest, daß sie Einzelheiten nicht erkennen konnten.
Sergeant Tucker empfing uns.
»Passierte eine Viertelstunde vor Mitternacht«, berichtete er. »Eine Streife von uns hörte den Knall und kam herbei. Es ist nicht viel passiert.«
Es war in der Tat nicht viel passiert. Der Sprengkörper war anscheinend auf der obersten Treppenstufe des Aufganges explodiert. Er hatte die Haustür in Kleinholz verwandelt und einiges aus dem Verputz des angrenzenden Mauerwerkes herausgeschlagen. Aber nicht einmal die Fenster, die durch Läden gesichert waren, hatten etwas abbekommen.
»Keine große Sache«, sagte Phil neben mir. »Ich halte es für eine ganz gewöhnliche Eierhandgranate. Unmöglich kann der Täter damit gerechnet haben, Mrs. Thompson wirklich auf diese Weise zu erwischen.«
»Er wußte genau, daß die alte Dame sich überhaupt nicht im Hause befand. Wenn er feststellen konnte, daß wir das Haus überwachten, konnte er auch feststellen, daß Mrs. Thompson gestern abreiste. Nein, Phil, er bezweckt etwas ganz anderes mit diesem Knalleffekt.« Sergeant Tucker, der seinen Leuten einige Anweisungen gegeben hatte, trat wieder zu uns.
»Ich stelle mir vor, daß das Ding aus einem vorbeifahrenden Auto geworfen worden ist«, sagte er. »Es ist zwar kein Wagen bemerkt worden, aber die Loadgate Avenue ist zu dieser Stunde und in dieser Gegend recht ruhig.«
»Sie irren sich, Sergeant. Hier ist nichts von irgendwoher geworfen worden. In Mrs. Thompsons Küche ist ein Propangasbehälter explodiert. Das ist alles.«
Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Sie irren, Sir«, sagte er. »Ich war bereits im Haus. Die Küche ist völlig unbeschädigt.«
Ich lächelte. »Es war ein Propangasbehälter, Sergeant. Das FBI ist der Ansicht, und ich bitte Sie, die Zeitungsleute entsprechend zu unterrichten. Die Explosion hier gibt nicht mehr ab als eine kleine Notiz auf der letzten Seite. Verstehen Sie?«
Er verstand. »Okay, Gasbehälter explodiert. Keine Verletzten.«
»Danke, Sergeant. Wir schicken Ihnen noch ein paar Fachleute aus dem Hauptquartier, die ein bißchen in den Trümmern herumwühlen werden, um herauszubekommen, von welcher Marke der Propangasbehälter war, der hier zu Bruch ging.«
Er salutierte. »Verstehe, Sir.«
Ich beeilte mich, um wieder in den Jaguar zu kommen, und brauste zum Hauptquartier zurück. Im Vorbeigehen sagte ich der Zentrale Bescheid, damit ein Sprengstoffachmann zur Loadgate Avenue geschickt wurde, und dann enterten wir sofort den Abhörraum.
Selbstverständlich ist das Telefongeheimnis in den Vereinigten Staaten so tabu wie in allen demokratischen Ländern, aber eine Gesetzesverordnung berechtigt uns, in einigen Fällen Ausnahmen zu machen. Das ist, wenn die Sicherheit des Staates gefährdet ist und wenn wir die Wahrscheinlichkeit haben, durch Mithören von Telefongesprächen
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