0025 - Wir störten das große Geschäft
vermutlich jetzt in New York aufhielten. Wir liefen den Nachmittag herum, um diese Leute zu finden. Zwei entdeckten wir im New Yorker Staatsgefängnis, den dritten als Sekretär einer Gewerkschaftsorganisation, der vierte war Schauerarbeiter im Hafen, und lediglich den fünften konnten wir nicht auftreiben, aber er kam ohnedies für uns kaum in Betracht. Er hatte ein Vorstrafenregister als Gewaltverbrecher. Er konnte diese immerhin intelligent angelegte Epressungsaktion kaum inszeniert haben.
Als wir von unserer Nachforschungsreise quer durch New York am Abend ins Hauptquartier zurückkamen, ließ Mr. High uns zu sich rufen.
»Ich erhielt einen Anruf von John Bender, Lebensmittelimporteur, Junggeselle, sechsundvierzig Jahre, Bainbridge Avenue. Mittelreicher Mann, der…«
»… einen Drohbrief erhalten hat«, ergänzte ich.
»Mehr noch«, sagte Mr. High. »Bender hat bereits einmal gezahlt. Er kannte Lloyd. Er erhielt nach Lloyds Tod die Zeitung und den Brief, und zwar direkt mit der Anweisung, fünftausend Dollar zu zahlen. Übergabepunkt war das Ende der 32. Straße. Dort steht kein Haus mehr, nur ein paar Baugrundstücke mit halbfertigen Fabrikhallen. Unter dem Eindruck von Lloyds Tod zahlte Bender. Es scheint der Fall gewesen zu sein, dem unser Mann seine Aufmerksamkeit nach Erledigung von Lloyd gewidmet hat.«
»Bender?« fragte Phil. »Der Name stand weder auf der ersten noch auf der zweiten Liste der Erpressungsversuche.«
»Sie hatten Zeit genug, sich neue Opfer auszusuchen. Also, Mr. Bender zahlte die verlangten fünftausend Dollar. Er ging zum Treffpunkt. Es war stockdunkel. Alles, was er berichten kann, ist, daß ein schwerer Wagen ankam, dessen Scheinwerfer ihn blendeten. Der Umschlag mit dem Geld wurde ihm aus der Hand gerissen. Der Wagen brauste ab in Richtung zur Stadt.«
»Und warum ruft Mr. Bender Sie jetzt an?« fragte ich.
»Weil er aufgefordert ist, am 6. zehntausend Dollar zu zahlen, und zwar unter Hinweis darauf, was gestern beim Haus der Mrs. Thompson geschehen ist.«
Ich stieß einen Pfiff aus.
»Hallo, da hat unser Gegner einen ersten Fehler gemacht. Er hat darauf vertraut, daß Basten seine Geschichte bringen würde, hat den Brief geschrieben, und dieser Mr. Bender wundert sich nun, daß die Zeitungen überhaupt nicht über ein schreckliches Ereignis in der Loadgate Avenue berichten.«
»Ja, er hat das meiste von seiner Angst verloren, kommt sich gefoppt vor und denkt nicht daran, die zehntausend Dollar zu zahlen.«
»Welche Kleinigkeiten oft die Haltung der Leute verändern«, bemerkte Phil nachdenklich.
»Für uns erhebt sich die Frage, was wir unternehmen wollen«, fuhr Mr. High fort. »Natürlich können wir auch Mr. Bender unter Bewachung stellen, und wir können verhindern, daß ihm etwas passiert. Bis zum 6. aber geschieht ihm mit Sicherheit nichts, gleichgültig, ob wir ihn bewachen oder nicht. Ich habe ihm geraten, mit niemandem darüber zu sprechen, daß er sich an uns gewandt hat, und unsere weiteren Mitteilungen abzuwarten.«
»Der Treffpunkt ist wieder das Ende der 32. Straße?« fragte ich.
Der Chef nickte.
Ich trat zu der großen Karte von New York, die an der Stirnwand des Chefzimmers hing.
Die 32. Straße traf außerhalb der Stadtgrenze den Highway unmittelbar vor den sieben Abzweigungen in verschiedene Richtungen. Die Karte enthielt außerdem im unbebauten Gelände die Einzeichnung einer großen Anzahl von Feldwegen, die zwar schlecht, aber sicher doch zu befahren waren. Vermutlich wählten die Erpresser ihre Anfahrt vom Highway aus, wobei nicht vorauszusehen war, welche der sieben Abzweigungen sie benutzten. Sie vor ihrer Tat abfangen zu wollen, hatte ohnedies keinen Sinn, denn zwei Männer in einem Wagen sind so lange harmlos, bis man ihnen das Gegenteil beweisen kann, und wir besaßen nicht einmal eine Beschreibung des Autos, das sie benutzten.
Die 32. Straße in Richtung nach der Stadtmitte zu sperren, war zwar auch schwierig, aber unter normalen Unw ständen durchführbar. Bei der großen Vorsicht aber, die der Erpresser bisher bewiesen hatte, durften wir nicht hoffen, daß unsere Maßnahmen von ihm unbemerkt blieben.
Ich drehte mich wieder um.
»Es hat keinen Sinn, ihm eine Routinefalle stellen zu wollen«, erklärte ich. »Er wird nicht hineingehen. Es gibt nur eine Möglichkeit. Mr. Bender muß zum Treffpunkt gehen, nur darf Mr. Bender nicht Mr. Bender sein.«
»Mit einem Wort, Sie wollen an Benders Stelle gehen?« fragte Mr. High.
Ich
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