0025 - Wir störten das große Geschäft
über die Vermögenslage des Exmillionärs genau unterrichtet. Die Erschießung Lloyds erfolgte sicherlich gegen den Willen des Sekretärs. Der Chef der Erpresser verfolgte damit Pläne, mit denen Antony Law nichts mehr zu tun hatte. Er war lästig und gefährlich. Wahrscheinlich wollte er aussteigen. Es kam in der Wohnung von Lloyd gestern mittag zu einem Streit. Vielleicht kamen die Erpresser schon in der Absicht hin, Law aus dem Wege zu räumen.«
Mr. High schwieg für einen Augenblick, sah uns alle der Reihe nach an und fuhr dann fort: »Ich möchte, daß Sie sich über den Ernst der Angelegenheit im klaren sind. Wir haben es mit einem skrupellosen Verbrecher zu tun, dem ein Menschenleben nichts gilt. Bedenken Sie bitte, daß Lloyd lediglich erschossen wurde, um die weiteren Opfer des Gangsters einzuschüchtern. Wir haben heute im Laufe des Tages neun Meldungen von Leuten bekommen, die Drohbriefe erhalten haben, aber wir wissen nicht, wie viele Leute heute im Laufe des Tages den ›Daily Messenger‹ in ihrem Briefkasten fanden und uns nicht anriefen.«
Ich dachte, daß es gefährlich sein würde, wenn die Öffentlichkeit von diesem zweiten Mord erfuhr, weil es die Leute noch mehr einschüchtern könnte.
Mr. High dachte das gleiche, denn er sagte: »Wir befinden uns in einer Zwangslage, daß wir nicht öffentlich vor den Gangstern warnen können, ohne noch mehr Unruhe unter die Leute zu bringen. Jede Zeile, die über einen Mord der Erpressergang in die Zeitung kommt, kann einen Mann davon abhalten, sich an uns zli wenden, wenn er einen Drohbrief erhält. Als nächstes müssen wir versuchen, festzustellen, auf welche Weise Law zu den Erpressern Kontakt fand. Ich werde sofort Frisco bitten, zu prüfen, ob irgend jemand aus Duzzis Rauschgiftgang mit einem blauen Auge davonkam und auf Erpressung umgesattelt haben könnte. Vielleicht liefern auch die Nachforschungen nach Laws Vorleben Hinweise. Im übrigen werden wir uns leider im Augenblick darauf beschränken müssen, die Leute zu schützen, die uns bedroht erscheinen. Ich habe bereits eine Liste all derjenigen aufstellen lassen, die damals Erpresserbriefe erhielten. Diese Leute werden überwacht, auch wenn sie sich jetzt nicht an uns gewandt haben.« Er überlegte einen Augenblick und sagte dann: »Ich glaube, das wäre es für heute.«
Der Doc und Bedman gingen. Phil und ich erhoben uns.
»Sie werden jetzt ein paar Stunden schlafen müssen«, sagte Mr. High mit einem Lächeln. Er blickte mir ins Gesicht und fragte: »Hallo, Jerry, was ist mit Ihnen?«
»Ich hätte früher wissen müssen, daß Law in der Sache steckte«, antwortete ich niedergeschlagen.
»Woher hätten Sie das wissen wollen? Er schien in keiner Weise belastet.«
»Er machte einen Fehler bei unserer ersten Unterredung«, entgegnete ich. »Mir ist der Fehler nicht aufgefallen. Erst später bekam ich ein unbehagliches Gefühl, aber da wußte ich nichts damit anzufangen. Erst heute nacht, als wir in Lloyds Akten suchten, fiel mir der Wortlaut des Gesprächs wieder ein. Ich fragte Law an der Tür, ob Adlain Lloyd zu Hause sei. Er verneinte, und ich wünschte Mrs. Lloyd zu sprechen. Da antwortete Law: ›Mr. Lloyd war seit zwanzig Jahren Witwer.‹ Er sagte ›war‹, nicht ›ist‹, obwohl er gleich darauf den Satz anhängte: ›Ist etwas passiert?‹ Er wußte also zu diesem Zeitpunkt schon, daß Lloyd tot war. Vermutlich haben es ihm seine Freunde telefoniert, wenn er nicht sogar selbst in dem Wagen gesessen hat, aus dem heraus Lloyd getötet wurde.«
***
Vier, fünf Tage vergingen voll trügerischer Ruhe. Es meldeten sich noch zwei Geschäftsleute aus der City, die den »Messenger« mit der üblichen Einlage erhalten hatten, aber sonst geschah nichts.
Mr. High telefonierte mehrfach mit seinem Kollegen in Frisco, und das FBI in der Stadt am Golden Gate wühlte in Charles Duzzis Vergangenheit herum und kabelte uns die Namen der Leute herüber, die irgendwann einmal mit ihm zu tun gehabt hatten, und wir gingen der Lebensgeschichte der Träger jedes einzelnen Namens nach, ohne daß bisher viel dabei herausgekommen wäre. Die meisten dieser Leute saßen entweder in Gefängnissen, waren tot oder kamen aus anderen Gründen nicht in Frage.
Der Zeitungsboy erkannte nach einem Foto Antony Law als den zweiten Mann beim Zeitungskauf der siebzig Exemplare. Law schien also anfangs durchaus bereit gewesen zu sein, mitzumachen. Wir vermuteten sogar, daß die Drohbriefe in Lloyds Wohnung geschrieben
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