0025 - Wir störten das große Geschäft
einem Knacken sprang die Lade nach einer kurzen Anstrengung auf.
Viel war nicht darin. Ein paar Rechnungen von Wäschereien. Zwei zerfledderte Illustrierte und ein Exemplar jener Ausgabe des »Daily Messenger«, in der die Meldung über Adlain Lloyds Tod erschienen war. Außerdem ein abgegriffenes schwarzes Notizbuch.
Ich blätterte das kleine Heft durch.
Die Blätter mit den Datenangaben waren leer, nur einige wenige waren angekreuzt. Es war nicht schwer, herauszubekommen, was diese Kreuze bedeuteten. Sie bezeichneten die Daten, an denen der Treffpunkt mit einem Opfer der Erpresser fällig war.
Die weißen Notizblätter waren leer bis auf zwei Seiten. Auf der einen stand eine Wort- und Buchstabenkombination, mit der wir zunächst nichts anzufangen wußten. Sie lautete:
Safety E AD AE — For all.
Darunter dann:
11 15 DH DD D.
Phil und ich sahen uns fragend an. »Sieht aus wie eine Spielerei«, sagte ich.
»Oder wie ein Code.«
»Wir werden uns später damit befassen«, erklärte ich und blätterte weiter.
Die nächste Seite war eng beschrieben. Man konnte erkennen, daß Rundson sich Mühe gegeben hatte, klein zu schreiben, und was er hier festgehalten hatte, war nicht uninteressant.
Es war eine Liste der Namen und der Adressen der Leute, von denen die Bande bisher Geld bekommen hatte. Es fing an mit dem Namen Adlain Lloyd, und dieser Name blieb über mehrere Eintragungen hinweg der einzige. Hinter jeder Eintragung war die Summe vermerkt.
Dann folgte der Name John Bender mit fünftausend Dollar, anschließend die Namen Cress Howard und Gaty Sullivan, ebenfalls mit fünftausend. Es berührte seltsam, daß Norge-Rundson, seiner Sache schon ganz sicher, als letzte Eintragung geschrieben hatte:
»John Bender —10 000.«
»Verstehst du?« fragte ich Phil. »Das ist Rundsons private Buchführung. Wahrscheinlich befürchtete er, bei der Endabrechnung von seinem Chef übers Ohr gehauen zu werden, und er schrieb sich die kassierten Beträge auf.«
»Cress Howard und Gaty Sullivan sind neue Namen für uns«, sagte Phil.
»Ja, wir müssen unsere Meinung revidieren, daß der Gangster sich nur ein Opfer nach dem anderen vornahm. Er hat es offensichtlich doch riskiert, ein paar Leute gleichzeitig auszunehmen.« Ich steckte das Buch in die Tasche. »Wir werden mit diesen zahlungsfreudigen Leuten noch reden«, sagte ich.
Wir verließen den Raum, schlossen die Tür mit Hilfe des Dietrichs wieder ab und machten uns nun daran, durch die Leute im Haus etwas über die Lebensgewohnheiten von Arne Rundson zu erfahren.
Wir bekamen bald ein klares Bild. Rundson war ein Einzelgänger gewesen. Er sprach praktisch mit niemandem, erwiderte kaum einen Gruß und war viel abwesend. Soviel aber erfuhren wir, daß er hin und wieder in einer kleinen Gastwirtschaft, die schräg gegenüberlag, abends ein paar Sachen zu trinken pflegte.
Wir gingen in diese Kneipe. Es war ein bescheidenes, aber ordentliches Lokal, wirklich alles andere als eine Stammgaststätte für Berufsverbrecher.
Wir sprachen mit dem Wirt. Ja, er kannte Rundson vom Sehen. Er hielt ihn für einen ruhigen und harmlosen Mann, der selten mehr als vier oder fünf einfache Whisky trank. Wir verzichteten darauf, dem Wirt zu erklären, was sich hinter der ruhigen Schale von Norge verbarg. Wir interessierten uns mehr dafür, mit wem er zu verkehren pflegte.
Der Wirt rieb seine Knollennase und dachte lange nach.
»Eigentlich mit niemandem«, meinte er schließlich. »Er war sehr schweigsam. Wenn ich es recht bedenke, wechselte er höchstens hin und wieder mit Coal Beech ein Wort.«
»Wer ist Coal Beech?« fragte Rodders.
»Ein Taugenichts und Eckensteher«, sagte der Wirt. »Ich habe mich immer gewundert, daß so ein netter Bursche wie Rundson sich mit einem solchen Subjekt abgab. Ich glaube, Beech hat auch schon mal gesessen. Sie können ihm die Schlechtigkeit an der Nase absehen. Er ist ein kleiner, mickriger krummrückiger Kerl mit einer spitzen Nase und einem flotten Mundwerk. Anständige Arbeit hat er in seinem Leben noch nicht geleistet.«
»Wo kann man ihn sprechen?« fragte ich gelassen.
»Wohnt gleich hier um die Ecke. 67. Straße. Ich glaube, es ist das fünfte oder sechste Haus.«
Wir machten uns gleich auf, um Mr. Coal Beech einen Besuch abzustatten.
Das Haus unterschied sich kaum von demjenigen, in dem Rundson gewohnt hatte. Wir fragten uns nach Coal Beech durch und erfuhren, daß er in einer Dachkammer wohnen sollte.
Wir stiegen also bis unters Dach.
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