0025 - Wir störten das große Geschäft
Von dem letzten Absatz gingen fünf Türen aus, und eine davon stand weit offen. Das Zimmer dahinter war leer. Man merkte es an den offenstehenden Schubfächern der Kommode und zwei umgestürzten Stühlen, daß der Bewohner den Raum in aller Eile verlassen hatte.
»Ob das die Wohnung von Coal Beech war?« fragte Phil nachdenklich.
»Sieht fast so aus«, bemerkte Rodders.
Eine andere Tür wurde aufgerissen, und eine Frau mit Lockenwicklern in den Haaren, steqkte ihren Kopf durch den Spalt. »Wenn Sie Beech suchen, kommen Sie zu spät«, erzählte sie uns mit einer kreischenden Stimme. »Der ist heute morgen um fünf Uhr in höchster Eile ausgerückt. Dachte mir doch gleich, daß er etwas auf dem Kerbholz hat, als ich sah, wie er seine Sachen in äußerster Hast in den Koffer warf. Dann raste er die Treppe hinunter.«
»Nett von Ihnen, uns das zu sagen«, sagte ich höflich.
Sie lächelte geschmeichelt. »Sie sind doch von der Polizei, nicht wahr? Hätte nichts dagegen gehabt, wenn Sie Beech gefaßt hätten. Das Galgenvogelgesicht des Burschen ging mir schon lange auf die Nerven.«
»Haben Sie nicht zufällig gesehen, wohin er ging.«
»Na ja, ich blickte ihm aus dem Dachfenster nach. Draußen stand ein Wagen, eine große Karre. Ich sah gerade noch, wie er hinten einstieg.«
»Kein Taxi?«
»Nein, soweit ich es erkennen konnte.«
Ich bedankte, mich, und wir gingen, nachdem wir Beechs Raum einer gründlichen Inspektion unterzogen hatten, die Treppe hinunter.
»Ich glaube«, sagte Rodders nachdenklich, »einer der gefährdetsten Menschen in New York ist im Augenblick dieser Coal Beech.«
»Ja, das dachte ich zunächst auch«, antwortete ich, »aber jetzt glaube ich nicht mehr, daß Beech aus eigenem Antrieb getürmt ist. Nein, der Boß hat ihn aufgefordert, sein Domizil zu verändern. Er hat vorausgesehen, daß wir Rundsons Spur finden und dann auch auf Beech stoßen würden. Wahrscheinlich hat er ihn selbst in ein sicheres Versteck gefahren.«
***
Ich hatte eine Unterredung mit Cress Howard, der sich als Direktor eines großen Kaufhauses herausstellte, und ich machte ihm klar, was für ein Unsinn es sei, fünftausend Dollar aufgrund eines Drohbriefes zu zahlen. Er gelobte reumütig Besserung, und wir ließen ihn bewachen.
Der zweite unbekannte Fall aus Norge-Rundsons Liste, Gaty Sullivan, gehörte einer Dame, einer Sängerin, die ich eigentlich hätte kennen müssen, wenn ich mich überhaupt für Oper und so etwas interessieren würde. Unter uns gesagt, Miß Sullivan war ein etwas hysterisches Geschöpf. Sie neigte zu Angstzuständen, und keine Sicherungsmaßnahme schien ihr gut genug.
»Bedenken Sie, daß ich eine kostbare Stimme habe«, sagte sie immer wieder.
Na ja, ich bekam sie schließlich so weit, daß sie sich unserem Schutz anzuvertrauen gewillt war. Ich schickte ihr Machby, der der hübscheste Bursche ist, den wir im FBI haben, damit sie auch ein bißchen Spaß an ihrer Situation bekam.
***
Als letzten suchte ich Lee Bedge im Hotel »Vermeer« auf. Ich hatte von G-man Denkey erfahren, daß Bedge es sich überlegt hatte und das Hotel nicht verlassen wollte.
Ich ging in den Empfangsraum und sagte zu dem Mann hinter der Rezeption: »Melden Sie mich bitte Mr. Bedge.« Er war stur. »Mr. Bedge ist nicht hier.«
»Mein Name ist Cotton vom FBI.«
Er wurde ein wenig unsicher, druckste herum und sagte schließlich: »Bitte, verzeihen Sie, Mr. Cotton, aber Mr. Bedge hat ausdrücklich gewünscht, niemanden zu ihm zu lassen. Nehmen Sie es nicht übel, wenn ich Ihren Ausweis sehen möchte.«
Ich zuckte die Achseln und zeigte ihm meinen Ausweis.
Er machte eine kleine Verbeugung. »Mein Name ist Larry Fountain. Ich bin der Besitzer des Hotels. Entschuldigen Sie mein Mißtrauen. Es war nur im Interesse meines Gastes. Ich führe Sie hinauf.«
Er brachte mich eine schmale, mit einem abgewetzten Teppich belegte Treppe hinauf zu einem Korridor, von dem eine Reihe numerierter Türen abging. Bei Nummer acht klopfte er an.
»Was ist?« fragte von drinnen eine helle, gequetschte Stimme.
»Ein Beamter des FBI.«
Ich hörte, wie ein Schlüssel im Schloß gedreht wurde. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt, und erst als er den Hotelbesitzer sah, fand sich Mr. Bedge bereit, den Weg in sein Zimmer ireizugeben und mich eintreten zu lassen.
Ich kann nicht behaupten, daß mir Mr. Bedge auf den ersten Blick gefiel. Er war untersetzt, ein bißchen dicklich und hatte spärliches rötliches Haar und wasserblaue
Weitere Kostenlose Bücher