0025 - Wir störten das große Geschäft
vorstehende Augen. Seine Bewegungen waren fahrig, hastig und unsicher. Er konnte seinen Körper nicht eine Minute lang ruhig halten.
»Diese Art von Vorsicht nützt Ihnen nichts«, sagte ich, als er mir einen Stuhl angeboten hatte. »Wenn ich Ihnen ans Leben gewollt hätte, so hätte ich Mr. Fountain mit vorgehaltener Pistole gezwungen, vorauszugehen und mir Einlaß zu verschaffen. Und um Sie wäre es geschehen, sobald Sie die Tür geöffnet hätten.«
Er stieß ein kicherndes Lachen aus.
»Wäre nicht so einfach gewesen, Mr. Cotton.« Er kramte aus der Jackentasche ein Spielzeugding von Pistole und zeigte es mir stolz.
»Ich habe übrigens einen Waffenschein«, fügte er hastig hinzu.
»Gegen routinierte Verbrecher kommen Sie damit auch nicht an«, antwortete ich ungerührt auf diese Demonstration von Mr. Bedge’ Wehrhaftigkeit. »Sicher sind Sie nur, wenn Sie sich von uns überwachen lassen. Warum machen Sie überhaupt Schwierigkeiten?«
Er strich mit beiden Händen über die rötlichen Fäden auf seinem Kopf.
»Oh, ich mache keine Schwierigkeiten, Mr. Cotton«, versicherte er eifrig, »durchaus nicht. Hat Ihnen Ihr Beamter nicht gesagt, warum ich hierbleiben möchte? Sehen Sie, wo ich mich normalerweise aufhalte, das weiß dieser Erpresser genau. Nichts gegen die Tüchtigkeit Ihrer Leute, aber jeder kann einmal überspielt werden, und wenn Ihr Mann im richtigen Augenblick nicht aufpaßt, dann habe ich die Folgen zu tragen, verstehen Sie?« Er kicherte nervös.
»Damit handeln Sie auf eigene Verantwortung.«
»Sie können mich doch hier bewachen lassen!« rief er aus. »Verstehen Sie nicht? Ich bin dann doch doppelt sicher. Einmal weiß niemand, wo ich bin, zum anderen jedoch — wenn sie es wirklich herausbekommen sollten — ist immer noch ein FBI-Beamter da, der meinen Verfolgern den Zutritt verwehren kann.«
Ich begann ihn über sein Leben auszufragen. Er besaß eine Wohnung in einem guten New Yorker Viertel. Über seine Vermögensverhältnisse sprach er nur undeutlfch. Er schien ein paar Aktienpakete zu besitzen und damit auf geschickte Weise zu jonglieren. Dazu brauchte er freilich nicht mehr als ein Telefon. In mir keimte leise der Verdacht, daß Mr. Lee Bedge ein zweiter Fall Adlain Lloyd werden könnte, daß nämlich seine Erpresser tatsächlich etwas über ihn wußten, was nicht ganz mit den Gesetzen in Einklang zu bringen war. Er wollte keinen FBI-Beamten zu nahe im Nacken haben. In seiner Wohnung hätte sich das kaum vermeiden lassen. Hier im Hotel schien es ihm offensichtlich leichter durchführbar.
Na schön, was immer Bedge an Fischen aus dem trüben gezogen haben mochte, zunächst einmal war er ein Mann, der bedroht wurde und den wir schützen mußten. Ich willigte ein, daß sich einer unserer Leute im Vermeer einquartierte, beschloß aber, die Angaben von Bedge einer kleinen Nachprüfung zu unterziehen. Ich rief Denkey an und sagte ihm, er solle herkommen und sich häuslich einrichten.
***
In den nächsten Tagen blieb es um die Erpresseraffäre ruhig. Alle Polizisten von New York suchten heftig nach Coal Beech, aber niemand sah die spitze Nase dieses Mannes. Nun, früher oder später würden wir jedenfalls zum Zuge kommen.
Wir benutzten die Zeit, um die Angaben nachzuprüfen, die Lee Bedge gemacht hatte. Sie stimmten im wesentlichen. Die Wohnung war gut eingerichtet, und daß er gelegentlich auf der Börse herumjobte, bekamen wir auch bestätigt. Denkey meldete, daß sich der Mann relativ vernünftig benahm. Bedge war also nicht mehr verdächtig als jeder andere.
Norge-Rundsons Notizbuch trug ich immer noch in der Brusttasche, und wenn es nichts anderes zu tun gab, versuchte ich, einen Sinn in den Text zu bekommen. Ich stellte die Buchstaben um, aber es kam kein vernünftiges Wort dabei heraus, nicht einmal in der ersten Zeile, von der zweiten mit ihren vier D ganz zu schweigen. Auch die Nummern ergaben nicht den geringsten Sinn.
Wir haben eine spezielle Dechiffrierabteilung, aber sie sitzt in Washington. Die Burschen dort gehen einen verschlüsselten Text sogar mit Elektronenroboter und sonstigen Schikanen an. Ich packte das Heft ein und schickte es hin, nicht gerade leichten Herzens, denn es war immerhin möglich, daß das Geschreibsel überhaupt keinen Sinn hatte, sondern durch irgendeinen Zufall in Rundsons Notizbuch gekommen war. Ich legte keinen Wert darauf, den klugen Kollegen in Washington Grund zu einem Gelächter über die New Yorker zu geben. Na ja, ich schickte es trotz
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