0025 - Wir störten das große Geschäft
des Blamagerisikos ab und bat um schnelle Bearbeitung.
Ich glaube, es war am sechsten oder siebten Tag nach jener Nacht in der 32. Straße, in der der Erpressungsgangster seine erste Schlappe hinnehmen mußte. Ich kam fröhlich pfeifend ins Büro, setzte mich hinter den Schreibtisch, das Telefon klingelte, ich nahm gut gelaunt den Hörer ab, und schon ging es los.
Machby, unser hübscher Junge, war am Apparat, der Miß Gaty Sullivan einschließlich ihrer kostbaren Stimme überwachte.
»Hallo, Jerry«, sagte er, »wir haben wieder Post bekommen. Unser Freund hat sich erholt.«
»Einen Brief?«
»Ja, auf dem üblichen Wege. Ich lese dir den Text vor: Bereiten Sie sich darauf vor, daß wir Ihre nächste Zahlung zwischen dem 16. und 18. erwarten. Wir teilen Ihnen den genauen Zeitpunkt und den Ort noch mit. Schaffen Sie sich die Polizei vom Hals!«
»Außerordentlich allgemein gehalten, nicht wahr? Klingt so, als wäre die Bande immer noch nicht topfit.«
»Was soll ich tun?« fragte Machby. Bevor ich antworten konnte, schien Miß Sullivan unserem armen Machby den Hörer aus der Hand gerissen zu haben. Jedenfalls ergoß sich per Draht ein derartiger Wortschwall über mich, daß ich aus dem Gezeter nur Satzfetzen mitbekam.
»Ich verlange einen richtigen Schutz. Ein Dutzend Polizisten! Meine Wohnung muß umstellt werden… Tag und Nacht… ruiniert… vor Aufregung keinen Ton mehr singen…«
Ich hielt den Hörer einen halben Yard vom Ohr weg, weil mir das Trommelfell zu platzen drohte. Erst als ich den Eindruck gewonnen hatte, daß das Hochwasser ein wenig abgeflaut war, sprang ich selbst mit einem energischen Satz in den Wortstrudel und brüllte in die Muschel: »Seien Sie sofort ruhig, Miß Sullivan, und geben Sie mir Mr. Machby!«
Zwei Sekunden völligen Schweigens, dann ein ferner Seufzer, dann Machbys Stimme.
»Ja, Jerry?«
»Ist sie in Ohnmacht gefallen?« erkundigte ich mich.
»Das macht nichts«, sagte Machby traurig. »Es passiert täglich, sowohl wenn ihre Köchin den Pudding anbrennen läßt als auch, wenn ihr kleiner Pinscher mit der Dogge des Fleischers flirtet. Was soll ich tun, Jerry?«
»Doppelt gut aufpassen. Auch wenn du manchmal wünschst, sie würde möglichst bald umgebracht, so darf ihr unter keinen Umständen ein Haar gekrümmt werden, verstehst du?«
»Ich verstehe«, sagte Machby, »und ich bin durchaus nicht der Ansicht, daß sie umgebracht werden sollte. Wenn sie singt, ist sie großartig, und sie singt mir oft abends etwas vor. In der Metropolitan Opera muß ich dreißig Dollar für den schlechtesten Platz bezahlen, um sie zu hören. Hier kostet es nichts, und ich erhalte sogar noch einen Dollar täglich Zulage wegen erschwerten Wachtdienstes.«
Ich lachte schallend. Machby ist nicht nur ein netter Bursche, er ist auch witzig. Und außerdem ist er ein tüchtiger FBI-Mann.
Ich hatte kaum den Hörer in die Gabel gelegt, als es wieder läutete. Diesmal war Jonathan Causter, der Juwelier aus der 5. Avenue, am Apparat. Er machte uns die Mitteilung, daß er ein Schreiben erhalten hatte, das im Wortlaut genau dem Brief‘von Miß Sullivan entsprach, nur daß das Datum um zwei Tage verschoben war. Da Causter ebenfalls überwacht wurde, verlangte ich unseren Beamten an den Apparat und forderte auch ihn zur erhöhten Wachsamkeit auf.
Kurz und gut, nach Causter telefonierte ich der Reihe nach mit Stanley Foodbaker, Delberght Knight, Ann Fantary und Cress Howard. Noch während des Telefongesprächs mit Howard kam Phil herein, sah mich bedeutungsvoll an und wartete, bis ich aufgelegt hatte.
»Es geht los, Phil«, sagte ich. »Es scheint, als…«
»Ich weiß«, unterbrach er. »Ich bekam die Anrufe von Mrs. Thompson, die wieder in der Stadt ist, und von John Bender. Auch er wurde erneut mit einem Schreiben bedacht.«
»Wurde er besonders bedroht?«
Phil hatte den Wortlaut mitstenografiert. Er las vor. Der Text war der gleiche wie in den anderen Fällen. Obwohl Bender der Fall war, in dem die Bande, auch durch seine Mithilfe, eine Niederlage erlitten hatte, war dem Lebensmittelimporteur nicht besonders gedroht worden.
»Es fehlt also keiner?«
»Lee Bedge hat sich noch nicht gemeldet.«
»Das ist einleuchtend. Sie wissen nicht, wo er sich aufhält.«
»Ob sie bei dieser Gelegenheit auch Schreiben an neue Opfer gesandt haben?«
»Scheint bisher nicht so. Wenigstens ein paar würden uns anrufen.«
Phil zog die Stirn kraus.
»Aber das hat doch wenig Sinn, so wie der Chef der Bande es
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