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0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Brennen. Sein Gesicht zeigte Erstaunen.
    Ophelia, die Erscheinung, bemerkte es.
    »Wundere dich nicht. Auch ich kann dir mit Dingen dienen, die dich über die so genannten normalen Menschen hinausheben können. Doch dieser Dolch ist das Einzige, was ich für dich tun kann. Ab jetzt bist du allein. Wenn du deine Aufgabe wirklich gelöst haben solltest, dann komm hinunter zum Strand und rufe mich wieder. Ich werde dich dann in deine Zeit zurückführen. Und wenn du dort wieder eintriffst, wirst du feststellen, dass dort nur wenige Minuten oder Viertelstunden vergangen sind. Viel Glück. Und ich hoffe mit dir. Leb wohl.« Mit diesen Worten löste sich die Erscheinung ganz auf, und Zamorra war allein.
    Zamorra blieb noch einen Moment sitzen. Wohin er auch blickte, er konnte niemanden sehen. Also war seine Ankunft durch das Zeittor offensichtlich nicht beachtet worden. Er saß genau zwischen den Felsblöcken. An der Stelle war er auch in seiner Gegenwart in das Zeittor eingetreten.
    Neben ihm schimmerte etwas im Sand.
    Es war das Henkerbeil!
    Ophelia musste es vergessen haben, oder sie hatte es absichtlich zurückgelassen, damit Zamorra eine zweite Waffe hatte.
    Professor Zamorra zog es heran und prüfte die Schneide. Sie war ebenfalls wie die des Dolches rasiermesserscharf.
    Langsam erhob er sich. Er fühlte sich am ganzen Körper zerschlagen. Die Reise durch die Zeit musste seine Reserven angegriffen haben. Es hatte sicher schon seinen Grund, dass nur Dämonen auf dem Zeitstrahl reisen konnten.
    Sie waren körperlich nicht vorhanden, und somit brauchten sie auch keine physische Energie.
    Dann nahm Zamorra das Henkerbeil auf die Schulter, steckte den Dolch in den Gürtel, schob den Pullover darüber und marschierte in Richtung Dorf.
    Je mehr er sich den Häusern näherte, desto mehr spürte er auch eine unheimliche Atmosphäre, die über der Szenerie lag. Dieses Dörfchen war eigentlich eine Idylle für sich, doch über den Häusern und Straßen lag ein unverhohlenes Grauen.
    Zamorra konnte deutlich erkennen, dass im Laufe der Jahrhunderte an dem Dorf nicht viel geändert worden war. Moderne Gebäude hatte es auch in seiner Gegenwart verschwindend wenige.
    Und dann entdeckte er die ersten Einwohner. Sie sahen ihn herankommen, schauten ihn neugierig an und zuckten dann zurück, als sie das Henkerbeil auf seiner Schulter erkannten.
    Erst begriff er diese Reaktion nicht, schrieb sie höchstens seinem fremdartigen Aussehen zu. So wie er gekleidet war, musste er in diesem Jahrhundert natürlich auffallen. Man schrieb immerhin das Jahr 1625.
    Doch dann keimte ihm ein schrecklicher Verdacht auf. Die Leute mussten das Beil doch kennen. Es war das Beil des Hexenhenkers, der in der ganzen Gegend verhasst war!
    Und auf einmal brach ihm der kalte Schweiß aus. Wenn nun der Hexenhenker, der echte, noch nicht gelyncht worden war? Wenn er, Zamorra, nun zu einer Zeit in diesem Jahrhundert angelangt war, wo noch der Henker von Coryhead seine Tätigkeit ausübte, für die er natürlich nichts konnte, die in ihrer Wirkung trotzdem grausam war?
    Der Professor rechnete jeden Moment damit, dass man sich auf ihn stürzen würde.
    Gewissheit bekam er erst, als er den Hauptplatz des Dorfes betrat.
    Um eine alte Eiche in der Mitte des Platzes hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Aus allen umliegenden Orten mussten sie gekommen sein, um sich diese Attraktion anzuschauen.
    Und als Zamorra sich entgegen den Warnungen Ophelias, sich von den Einwohnern des Dorfes fern zu halten, durch die Menge drängte, konnte auch er sehen, was hier das Zentrum der allgemeinen Schaulust war.
    Er war zuerst erleichtert, doch dann krampfte sich sein Herz zusammen, und die ganze Grausamkeit in den Wahnsinn getriebener harmloser Menschen stürmte auf ihn ein.
    An einem weit ausladenden Ast der Eiche hing an einem Strick, sonderbar im Todeskampf verrenkt, ein junger Mann.
    Das musste der Henker sein, vor dem alle hier in dieser Gegend gezittert haben mussten.
    ***
    Nicole Duval fröstelte. Es war wieder Wind aufgekommen, und der Strand lag verlassen da wie vorher. Sie fragte sich, was ihr Chef im Augenblick wohl machte.
    Ob er seine Reise in die Vergangenheit schon beendet hatte? Oder könnte es sein, dass dieses Mädchen, das nicht von dieser Welt zu stammen schien, ihn in eine Falle gelockt hatte?
    Sie wünschte ihrem Professor von ganzem Herzen Glück und hoffte inständig, dass ihm nichts zustieß.
    Gedankenverloren starrte sie hinaus in die Brandung,

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