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0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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erlöst würde und an der Seite meines Bräutigams die ewige Ruhe finden könnte. Doch nun kann ich diese Hoffnung aufgeben. Denn indem du es geschafft hast, das Schwert von der Wand zu nehmen, kann es mir nicht mehr dienen. Du musst entweder ein großer Zauberer oder auch mit den Mächten des Bösen im Bunde sein.«
    Zamorra schüttelte energisch den Kopf. »Nichts von alledem ist wahr. Ich habe nur von meinen Vorfahren gewisse Fähigkeiten geerbt, die es mir ermöglichen, manchmal Dinge zu tun, zu denen sonst kein Sterblicher in der Lage ist. Doch ich würde dir gern helfen. Denn ich begreife nun, dass man dir Unrecht getan hat. Wie kann ich dich von deinem eigenen Fluch erlösen?«
    Die Erscheinung blickte ungläubig. »Wie willst du das anstellen, Menschlein? Ich habe zwar all die Jahrzehnte und Jahrhunderte darauf gehofft, dass ich erlöst werde, doch ich musste immer wieder erkennen, dass das niemandem gelingen würde. Ich bin verflucht in alle Ewigkeit.«
    »Nein, so hör doch zu. Ich will dir wirklich helfen. Doch du musst mir sagen, wie. Ich werde dann mein Bestes versuchen.«
    Ophelia, die Erscheinung aus der Vergangenheit, dachte nach.
    »Du könntest wirklich jemand sein, der mit ungewöhnlichen Situationen fertig wird. Allein dass du es geschafft hast, das Beil aus der Kirche zu holen, zeigt mir, dass du über besondere Fähigkeiten verfügen musst. Auch sehe ich auf deiner Brust das Amulett deiner Vorfahren. Es ist in der Dämonenwelt wohl bekannt, und alle zittern davor. In dieser Situation kann es dir allerdings nicht viel helfen, weil ich auf Befehl eines anderen, Höheren, als Henkerin über das Land ziehe. Du könntest mich wirklich erlösen. Doch dafür müsste ich dich mitnehmen in die Vergangenheit. Denn du musst den Satan unseres kleinen und ehemals glücklichen Dorfes zur Strecke bringen. Wenn du nur mich vernichtest, lebt das Böse immer noch weiter. Willst du das tun? Dann sage es nur, und wir machen die lange Reise.«
    Zamorra nickte kurz entschlossen. »Ich will es versuchen. Auch sind mir Reisen durch Zeit und Dimension nicht fremd. Es sei. Ich komme mit.«
    Ein Freudenschimmer glitt über das Gesicht des Geistermädchens.
    »Gut. Doch du musst dein Amulett ablegen. Denn nur ohne es kannst du durch das Tor der Zeit treten. Du wirst also auf deine Schläue angewiesen sein. Ich gebe dir noch eine kurze Beschreibung mit, wie du den Unheimlichen erkennen kannst. Ich habe es damals erst nach meinem leiblichen Tod erfahren. Daher kann ich es dir jetzt verraten. Und hab keine Furcht. Ich geleite dich sicher in die Vergangenheit.«
    Zamorra nickte und drehte sich zu seiner Assistentin um, die die ganze Zeit kein Wort hervorgebracht hatte.
    »Machen Sie nicht so ein Gesicht, Nicole. Sie tun ja so, als hätten Sie noch nie eine Geistererscheinung zu Gesicht bekommen. Hier« – und dabei schob er die Kette mit dem Amulett über den Kopf – »nehmen Sie das an sich und achten Sie gut darauf. Sie wissen, welchen Wert es besitzt. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme. Doch Sie wissen ja auch, dass man verschiedene Zeiträume nicht gleichsetzen kann. Was in der Vergangenheit vielleicht mehrere Tage dauert, kann in der Gegenwart unter Umständen nur Stunden ausmachen. Warten Sie hier auf mich und passen Sie auf, dass Ihnen nichts zustößt. Und jetzt drücken Sie mir die Daumen.«
    In einer plötzlichen Aufwallung der Gefühle fiel Nicole ihrem Chef um den Hals.
    »Passen Sie auf, Professor. Nehmen Sie sich in Acht.«
    Zamorra nickte und löste Nicoles Arme von seinem Nacken.
    Dann ging er zurück zu der Felsspalte und war bereit, die Reise anzutreten.
    Auf ein Zeichen der Geistererscheinung machte er einen Schritt vorwärts, und noch einen, und einen dritten, und dann war er plötzlich hinter der Lichtwand verschwunden.
    Nicole biss sich die Knöchel wund und war fest überzeugt, ihren Chef nie mehr wieder zu sehen.
    ***
    Richard, der geheimnisvolle Unbekannte, den jeder im Dorf täglich sah, von dem aber niemand wusste, woher er gekommen war, beobachtete die Vorkommnisse am Strand mit Entsetzen.
    Wie war es diesem Mann aus Frankreich nur gelungen, Ophelia erscheinen zu lassen?
    So etwas konnte doch nur jemand, der mit den übersinnlichen Mächten vertraut war und sich darauf verstand, sie einzusetzen.
    Er begriff nicht, was dort geschah. Nur eine Ahnung machte sich in seinem teuflischen Geist breit. Dieser Mann dort vorn war eine Gefahr für ihn. Er musste ihn um jeden Preis vernichten, koste es,

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