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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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fühlt. Verstehen Sie?«
    Ich nickte. Sie war ein Callgirl.
    »Ich war in meinem ganzen Leben noch keinem Mann so sehr verpflichtet wie Ihnen, John«, sagte Maeve flüsternd. Sie schlang ihre Arme um mich und blickte zu mir auf. »Ich möchte, daß Sie mit mir nach oben gehen. In mein Apartment. Geben Sie mir die Chance, mich zu revanchieren.«
    Ich dachte an Jane Collins. Es wäre ihr gegenüber nicht fair gewesen, wenn ich dieses gewiß sehr verlockende Angebot angenommen hätte.
    »Sie brauchen sich nicht dankbar zu erweisen, Maeve«, sagte ich ernst. »Sie schulden mir gar nichts. Bestimmt nicht.«
    Das Mädchen senkte enttäuscht den Blick. »Ich verstehe. Ich gefalle Ihnen nicht.«
    »Davon kann überhaupt keine Rede sein«, widersprach ich energisch.
    Sie fragte sofort wieder hoffend: »Sie kommen also doch noch mit nach oben?«
    Ich lehnte höflich ab. Ich erzählte ihr von Jane, und nun verstand sie. Meine Standhaftigkeit beeindruckte sie. Es gab wohl nicht viele Männer, die ihr Angebot abgeschlagen hätten.
    »Darf ich wenigstens mit Ihnen in Verbindung bleiben?« fragte mich Maeve Easton. Diese Bitte wollte ich ihr nicht abschlagen.
    Maeve erzählte mir, sie müsse morgen früh nach Wales fahren. Die Stadt, in der sie zu tun habe, hieße Aberystwyth. Aber sobald sie von da zurück sei, würde sie mich anrufen, wenn ich nichts dagegen hätte.
    Ich lächelte. »Ich freue mich auf Ihren Anruf, Miss Easton.«
    Sie bat mich, Maeve zu ihr zu sagen.
    »Gute Nacht, Maeve«, sagte ich. »Vergessen Sie dieses Ungeheuer.«
    Sie lachte gepreßt. »Ich werde mir die größte Mühe geben.« Maeve wippte auf die Zehenspitzen, küßte mich blitzschnell auf den Mund, zischte: »Gute Nacht, John, und nochmals: Dankeschön!« Dann verschwand sie hinter dem dunkelbraunen Haustor.
    Ein außergewöhnliches Mädchen.
    ***
    Ich kehrte zu meinem Bentley zurück. Lustlos startete ich die Maschine. Nachdenklich ließ ich das Fahrzeug anrollen. Ich machte alle Handgriffe mechanisch, während ich an Jane und den Fremden dachte, mit dem sie das Restaurant verlassen hatte.
    Es waren innerhalb kürzester Zeit Dinge passiert, auf die ich mir beim besten Willen keinen Reim machen konnte.
    Ich hoffte, daß sich Jane so bald wie möglich bei mir meldete und meinem Rätselraten ein Ende bereitete.
    Noch besser, du rufst sie an! dachte ich dann. Meine Hand glitt zum Autotelefon. Ich holte den Hörer aus der Halterung und tippte Janes Privatnummer in den Apparat.
    Ich ließ es unendlich lange läuten, doch Jane ging nicht ran. Selbst wenn sie tief geschlafen hätte, hätte das Klingeln sie wecken müssen, denn das Telefon stand in ihrem Schlafzimmer.
    Mit ernster Miene schob ich den Hörer wieder in die Halterung. Jane war nicht zu Hause.
    Zwanzig Minuten später schloß ich die Tür zu meinem Zweieinhalb-Zimmer-Apartment auf.
    Ich schubste die Tür ins schloß, machte Licht, begab mich in den Livingroom und ließ die Wagenschlüssel auf den Tisch klimpern. Da klopfte es. Laut. Ungestüm. Fordernd.
    Das konnte nur Suko sein. Ich machte auf den Hacken kehrt und begab mich wieder zur Tür. Als ich sie öffnete, stand der bullige Chinese vor mir und blickte mich mit seinen dunklen Knopfaugen durchdringend an.
    Mein Freund ist ein kraftstrotzender Hüne. Er ist so gutmütig wie ein Ackergaul, doch wenn er in Rage gerät, kann er auch ziemlich unangenehm werden.
    Suko trat ein. Er schnaufte aufgeregt. Seine undurchdringliche Miene verriet nichts von seinem Innenleben. Ich ahnte trotzdem, daß er mir nichts Gutes zu berichten hatte.
    »Endlich bist du da«, sagte er brummig. Er bewohnte das Apartment nebenan. Wir sind ein bestens aufeinander eingespieltes Zwei-Mann-Team mit Erfolgen, die sich – bei aller Bescheidenheit – sehen lassen können.
    Suko ist ein erklärter Feind aller Dämonen. Genau wie ich. Deshalb harmonieren wir beide so besonders gut miteinander.
    »Was hast du auf dem Herzen?« fragte ich meinen Freund.
    Er ging mit mir in den Livingroom und knetete unruhig seine Schmiedehammer-Hände.
    »Nun rede schon!« verlangte ich ungeduldig.
    »Gib mir bitte was zu trinken!«
    »Bedien dich«, erwiderte ich. »Du weißt, wo die Bar ist.«
    Suko nahm sich einen doppelten Bacardi.
    »Du warst mit Jane aus, nicht wahr?« sagte der Chinese ernst.
    Ich hatte es ihm gesagt, deshalb wußte er es. Ich nickte. »Ja.«
    Er kannte auch das Problem, das Jerry Panther an mich herangetragen hatte. Auch darüber hatte ich flüchtig mit ihm gesprochen.

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