0029 - Die Rückkehr des Rächers
Schleier über der Stadt.
Der kurze Weg vom Flugzeug bis zum Zubringerbus ließ bei uns den Schweiß aus allen Poren quellen.
Bill fluchte und lockerte seine Krawatte. Ich tat es meinem Freund nach.
Oberst Gamal lächelte nur. »Sie werden sich an unser Klima gewöhnen, Gentlemen«, sagte er.
Ich runzelte die Stirn. »So lange hatten wir gar nicht vor zu bleiben.«
Bill nickte zustimmend. Dann meinte er: »Ich träume jetzt schon von einem herrlich kühlen Bier.«
»Sie werden danach noch mehr schwitzen«, warnte der Geheimdienstmann.
Daß er beste Beziehungen hatte, bewies er zehn Minuten später. Unbehindert passierten wir die Kontrollen und wurden durch den VIP-Ausgang geleitet.
Ein Wagen stand bereit. Wir nahmen in dem schwarzen Lincoln Platz. Der Fahrer – ein Kerl mit Gardemaß – hielt uns die Türen auf. Er trug eine Sonnenbrille und unter der Achsel einen schweren Revolver.
Der Oberst saß auf dem Beifahrersitz. Er drehte sich um und sagte: »Erst einmal zum Hotel – oder?«
»Einverstanden.«
Bill und ich saßen auf dem Rücksitz. Der Wagen hatte eine Klimaanlage. Es war eine Wohltat.
Wir hatten uns im Hilton einquartiert. Erst einmal für zwei Nächte. Meiner Meinung nach mußten wir sowieso raus in die Wüste, um den dämonischen Feind vor Ort zu bekämpfen, wie Bill schon im Flugzeug gesagt hatte. Etwas seltsam war es schon, Suko einmal nicht an meiner Seite zu wissen. In der letzten Zeit hatten wir fast jedes Abenteuer gemeinsam überstanden, doch wenn ich Bill Conolly so anschaute, fühlte ich mich wieder an die alten Tage erinnert. Ich dachte an heiße Fälle, die wir hinter uns gebracht hatten. Manchmal wunderte ich mich selbst, daß ich überhaupt noch am Leben war.
Bill strahlte vor Optimismus und Tatendrang. Kein Wunder, denn es hatte lange genug gedauert, bis er mal wieder in Aktion treten konnte.
Dann fuhren wir durch Kairo. Mehrmals schloß ich in dem Verkehrschaos die Augen. Es gab Verkehrszeichen, doch die wurden kaum beachtet. Vorfahrt hatte der, der den schnelleren und größeren Wagen besaß.
Hupen und Schimpfen, das Kreischen von Reifen auf dem Asphalt. Diese Geräusche begleiteten uns. Ich sah abenteuerlich gekleidete Gestalten, aber auch Geschäftsleute in eleganten Wall-Street-Anzügen.
Kairo lebte. Ich fühlte förmlich den Pulsschlag der ägyptischen Metropole am Nil. Wir erreichten den Beton-Glasbau des Hilton-Hotels. Links und rechts des Eingangs befand sich eine elegante Ladenstraße. Markisen spendeten Schatten. Ein livrierte Page riß die Türen des Wagens auf. Zwei andere nahmen unser Gepäck entgegen.
Meinen Einsatzkoffer gab ich nicht aus der Hand, auch wenn mir dies einen betroffenen Blick des Pagen einbrachte.
Unsere Zimmer lagen im dritten Stock. Eine Klimaanlage sorgte für wohltuende Kühle. Die beiden Räume hatten eine Verbindungstür. Ein Hoteldiener schloß sie auf.
Wir wollten uns etwas frisch machen und versprachen Achmed Gamal, in einer halben Stunde an der Bar zu sein. Schon bald rauschten die Duschen. Ich zog leichtere Kleidung an, wartete noch auf Bill und fuhr dann mit ihm zusammen nach unten.
Das Licht in der Bar war schummrig. Auch am Tage. Chrom und Mahagoni herrschten vor. Teppichboden dämpfte die Schritte. Backgroundmusik schuf eine entspannte Atmosphäre. Auf dem Regal hinter der Theke blitzten unzählige Flaschen.
Gamal winkte uns zu. Er saß nicht an der Bar, sondern an einem kleinen quadratischen Tisch mit grüner Marmorplatte. Wir nahmen Platz.
Der Oberst trank keinen Alkohol. Als strenggläubiger Mohammedaner hielt er sich an die Weisungen des Korans.
Achmed Gamal hatte eine kleine Tasse vor sich stehen. Das Getränk roch wie Pfefferminz. Vielleicht ein wenig stärker. »Darf man fragen, was das ist?« Bill Conolly wurde von der Neugierde geplagt.
»Tee.«
Mein Freund verzog das Gesicht. »Da ist mir ein schottischer Whisky lieber.« Und den bestellte er auch.
Ich nahm einen kühlen Saft. Dann kamen wir zum Thema.
»Wie Sie berichteten, Mr. Gamal, liegt dieser Cher in einem Kairoer Krankenhaus.«
»In einer Nervenklinik«, korrigierte er mich.
»Meinetwegen auch das. Ich hätte sehr gern mit dem Mann geredet. Ich weiß selbst, Sie haben mir einiges erzählt, aber es ist immer besser, wenn man die Geschichte aus dem Munde des direkt Betroffenen vernimmt.«
Der Oberst war einverstanden, obwohl er zu bedenken gab, daß bei dem Gespräch sicherlich nicht viel herauskam.
»Das muß man abwarten«, entgegnete ich.
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