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003 - Der Puppenmacher

003 - Der Puppenmacher

Titel: 003 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nicht überwinden – noch nicht jedenfalls.«
    Im gleichen Moment jedoch sah sie, wie eine der magischen Formeln wie von Zauberhand ausgelöscht wurde. Schnell ergriff sie den Mauerbrocken und zeichnete eine neue Formel auf die freie Stelle im Kreis. Die Antwort war ein wütendes Schimpfen, das aus den düsteren Winkeln und anderen Unterschlupfen der Quälgeister kam.
    »Versuche zu schlafen!« sagte Coco und drückte Phillip wieder aufs Bett.
    Dieser jedoch stemmte sich gegen sie und rief voller Verzweiflung wieder den gleichen Namen: »Alina!« Und nochmals: »Alina!« Dabei wies seine zitternde Hand aufs Fenster.
    Jetzt erst erkannte Coco, daß er ihr ein Zeichen geben wollte. Sie versuchte nicht, Phillip zu befragen, denn aus der Überlieferung wußte sie, daß Hermaphroditen nicht in der Lage waren, klare Antworten zu geben. Das hatten schon die alten Griechen gewußt und für die Hermaphroditen den Begriff Orakel geprägt. Die ehemalige Hexe erhob sich und ging zum Fenster. Als sie durch die Scheibe blickte, konnte sie jedoch nichts Außergewöhnliches entdecken.
    »Alina! Komm, komm! Laß Alina herein!« forderte Phillip verzweifelt.
    Coco blickte zu ihm hin. Er wand sich wie unter Schmerzen, aber diesmal waren es nicht die Dämonen, die ihn quälten. Zögernd öffnete die ehemalige Hexe das innere Fenster. Als sie wieder zu Phillip blickte, wirkte er schon gelöster. Sie hatte ihn also richtig verstanden. Ohne länger zu überlegen, öffnete sie auch einen der beiden äußeren Fensterflügel. Ein kühler Luftzug schlug ihr entgegen, und mit der Brise kam ein winziges Geschöpf ins Zimmer. Es sprang vom Fensterbrett, rannte quer durchs Zimmer und verschwand unter Phillips Bettdecke. Als Coco mit drei langen Sätzen sein Bett erreichte, traute sie ihren Augen nicht. Phillip schien in tiefem Schlaf dazuliegen; sein Gesichtsausdruck war entspannt, um seine vollen Lippen spielte ein seliges Lächeln. Und seine Hände hielten liebevoll eine fußgroße Puppe. Aber es war keine gewöhnliche Puppe, kein Spielzeug aus Plastik und Stoff, sondern ein lebendes Wesen; ein Mädchen mit blondem Haar und Augen, die wie Diamanten funkelten, wohlproportioniert und mit einem wunderschönen Gesicht – nur eben höchstens dreißig Zentimeter groß.
    »Bist du Alina?« erkundigte sich Coco verwirrt.
    Als Antwort wurde sie von der Puppe angefaucht. Die ehemalige Hexe zuckte zurück, als sie die zwei Reihen schwarzer Zähne erblickte. Sie fröstelte. Ein kalter Lufthauch strich ihr über den Nacken, und sie wurde sich bewußt, daß das Fenster immer noch offenstand. Sie schickte sich an, es zu schließen, doch da kamen schon weitere Puppen durch das Fenster. Drei, vier, fünf – es waren insgesamt sechs Puppen, die vom Fensterbrett ins Zimmer sprangen. Jede von ihnen trug ein kurzes Röckchen und ein enganliegendes Oberteil; beides war mit Flitter besetzt.
    Bevor Coco ihre erste Überraschung überwinden konnte, hatten die Puppen sie erreicht. Die erste biß in ihre Wade. Die ehemalige Hexe ging mit einem Schmerzensschrei in die Knie. Dann sprangen die anderen fünf Puppen zu ihr hinauf. Sie verbissen sich mit ihren schwarzen Zähnen in ihrem Nacken, in ihren Oberarmen und in ihrer Brust. Coco schwindelte. Sie spürte, wie eine bleierne Müdigkeit sie überkam. Das Zimmer drehte sich um sie, sie stürzte zu Boden.
    Schmerz verspürte sie keinen. Kurz bevor sie ohnmächtig wurde, begriff sie noch, daß die Zähne der Puppen vergiftet waren.

    Nur wenige Minuten, nachdem Coco das Bewußtsein verloren hatte, wurde die Tür geöffnet, und der Puppenmacher trat ins Zimmer. Er blickte sich um und nickte zufrieden. »Brav, meine Puppen! Sehr brav!« sagte er, ging zu Coco und lud sie sich auf die Arme. Die sechs Puppen scharten sich wie gut gedrillte Zinnsoldaten um seine Beine. Nur die siebte Puppe, die in Phillips Händen Schutz gesucht hatte, rührte sich nicht.
    »Willst du schon wieder ungehorsam sein?« fragte der Puppenmacher mit sanftem Tadel in der Stimme.
    Die Alina-Puppe erschauerte. Er starrte sie mit stechenden Augen an. Die Puppe reckte sich. Phillips Finger verstärkten den Druck, aber sie wand sich aus seinem Griff. Mit hölzernen Schritten ging sie zum Bettrand und sprang hinunter. Während sie sich zu den anderen Puppen gesellte, bäumte sich Phillip in seinem Bett auf.
    »Alina!«
    Der Puppenmacher lachte spöttisch. »Alina gehört mir«, schleuderte er Phillip entgegen. »Aber eines Tages werde ich sie an dich

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