003 - Die schwarze Rose
LaFaint verließ den Schauplatz des Geschehens und weigerte sich, mit dem Hinweis auf seine überstrapazierten Nerven, das Dinner vorzubereiten.
Auch die Stubenmädchen streikten und verkündeten, sie wollten die Schlafzimmer der Cyndreacs nicht mehr betreten, da sie dort ständig von liebestollen Wüstlingen bedrängt würden.
Notgedrungen sprach John mit den jungen Männern darüber, was ihm sehr unangenehm war. Lord Sex als Moralprediger wirkte ungefähr so glaubhaft wie ein Straßenräuber, der einem Taschendieb erklärte, es sei ungehörig, jemanden zu bestehlen. Letzten Endes drohte er den Franzosen einfach mit einer Tracht Prügel.
Das verstanden sie und konzentrierten sich auf die weiblichen Gäste. John hielt nicht viel von diesem Entschluss. Aber sie bekamen wenigstens wieder saubere Bettwäsche.
Die Gärtner beschwerten sich, weil „diese schwarzhaarigen französischen Teufel"
mehrere Blumentöpfe und einen steinernen Engel umgestoßen hatten.
Unglücklicherweise zerbrach die Statue, und der Kopf rollte direkt vor die Füße der stattlichen Marquise LaClempe. Bei diesem grausigen Anblick hatte sie sich an die Guillotine erinnert, war in Ohnmacht gefallen und musste seither mit heftigen Rückenschmerzen das Bett hüten.
Unterdessen verschwanden mit atemberaubender Geschwindigkeit diverse Kleidungsstücke aus Johns Schrank.
„Bist du nicht froh, dass du mich geheiratet hast?" neckte ihn Chloe. „Bedenk doch, was du sonst alles versäumen würdest!"
Lachend küsste er ihre Stirn. „Dann wäre ich immer noch hier, aber nicht für den Haushalt verantwortlich, und ich müsste mich nicht mit diesen Schwierigkeiten abplagen."
Ihre Miene erhellte sich. „So habe ich das noch gar nicht betrachtet."
„Natürlich könnten wir uns einfach in unsere Gemächer zurückziehen wie die restliche Familie", schlug er vor und zupfte spielerisch an ihren Locken, „und die ganze Bande sich selbst überlassen, während wir ..."
„Das geht nicht, John", seufzte sie.
„Warum nicht?" fragte er gedehnt.
„Du weißt doch, wie schnell du von deiner Leidenschaft übermannt wirst." Die Arme vor der Brust verschränkt, klopfte sie herausfordernd mit einer Fußspitze auf den Boden.
„Ach ja, ich bin es, der dauernd stöhnt und schreit." Er warf ihr einen glutvollen Blick zu, dann zuckten seine Mundwinkel.
„Was findest du denn so komisch?"
„Baronesse Dufond, die gerade zu uns eilt, um über irgendetwas zu jammern.
Deshalb werde ich mich schleunigst aus dem Staub machen."
„O nein, nicht schon wieder diese Frau! Wage es bloß nicht, mich mit ihr allein zu lassen, John . . . Komm sofort zurück!" Aber er war bereits durch die Glastür aus dem Salon gerannt.
„Lady Sexton!" rief die Baronesse mit nasaler, weinerlicher Stimme.
Chloe biss die Zähne zusammen, holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln.
„Ja, Madame?"
Beharrlich klammerte sich die lästige Person an die höfischen Sitten ihres Königs, Louis XVI, und bauschte ihr gepudertes Haar immer noch zu einer turmhohen Frisur hoch. Darauf saß ein Schiffsmodell, und der sanfte Wind, der durch die offene Tür hereinwehte, blähte die winzigen Segel. „Da gibt es ein Problem. Mit meinem Zimmer ..."
„Tut mir Leid. Worum geht es?" Chloe inspizierte das kleine Schiff etwas genauer und erkannte ein Geschenk, das John von seinem Onkel erhalten und das bis vor kurzem in seinem alten Zimmer auf dem Schreibtisch gestanden hatte. O Gott, es bedeutete ihm sehr viel . . . Unbehaglich biss sie in ihre Lippen. Vielleicht würde er nicht bemerken, dass es das Haar dieser Frau schmückte.
„Am Morgen ist es immer so laut in meinem Gemach", klagte die Baronesse und rümpfte die Nase. „Ich ertrage es nicht, wenn ständig Kutschen vorfahren. Bei diesem Lärm kann ich nicht schlafen."
„Verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten", erwiderte Chloe.
Aber Sie müssen verstehen - wegen der vielen Gäste sind die meisten Räume besetzt, und es wäre sehr schwierig, Sie woanders einzuquartieren."
Die Tochter des Duc musterte sie von oben herab, mit jenem arroganten Blick, den nur die französische Aristokratie zustande brachte. Diesen Gesichtsausdruck kannte Chloe seit der Ankunft der Baronesse nur zu gut, und sie hatte ihn gründlich satt. Die Frau schielte zwar nicht, im Gegensatz zur Behauptung einiger Cyndreacs, doch ihre stechenden Augen hatten die unselige Gewohnheit, die Nasenspitze zu fixieren, wenn die Witwe ihren Unmut bekundete. Was meistens der Fall
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